Freiwillig Fräulein: Roman (German Edition)
kennen uns erst ein paar Wochen, aber ich glaube tatsächlich, ich liebe diesen Mann.«
»Ich freue mich für dich, Kathy, ehrlich.« Ich umarmte sie. »Und jetzt los. Ich sehe doch, dass er dich endlich für sich allein haben will.« Und wirklich konnte Donnie kaum den Blick von ihr wenden.
Donnie und Kathy verabschiedeten sich und gingen. Ich blieb hinter der Ladentheke stehen, um die Abrechnung fertig zu machen. Gleichzeitig beobachtete ich Brian, wie er durch die Regale stöberte. »Und was bringt dich hierher?«, fragte ich schließlich und legte die Kassenzettel beiseite.
»Na ja, ich wollte heute Abend meine Eltern besuchen und dachte, ich frage mal, ob du nicht mitkommen möchtest. Du hast sie ja schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen und sie haben nach dir gefragt.«
Brians Eltern gehörten zu den Leuten, die ich am liebsten mochte. Sie hatten von Anfang an darauf bestanden, dass ich sie Mom und Dad nannte. »So nennen uns alle, Liebes«, hatte seine Mutter zu mir gesagt. Ich war mit offenen Armen in ihrer Familie aufgenommen worden, obwohl ich nur eine Freundin von Brian war.
»Schrecklich gerne. Ich vermisse sie auch.«
Ich schloss die Ladentür ab und er fuhr hinter mir her nach Hause, damit ich es Michelangelo draußen mit seinem Abendessen gemütlich machen und mein Auto abstellen konnte. Brians Eltern lebten etwa zwei Stunden entfernt auf ihrer Pferderanch. Sein Vater war ein kluger Geschäftsmann und hatte sich nach seinen erfolgreichen Unternehmungen mit einem ansehnlichen Vermögen zur Ruhe setzen können. Pferde waren sein Hobby, also hatte er die Ranch gekauft und sie zu einem wunderschönen Zuhause gemacht. Sie erinnerte mich an Tara aus
Vom Winde verweht
und ich liebte sie.
Als wir die Zufahrt hochgingen, öffnete Mr. Davis die Tür und rief über seine Schulter ins Haus: »Mom, dein Baby ist da und er hat jemanden mitgebracht.« Als ich in den Lichtschein der altmodischen Laterne an der Haustür trat, rief er seiner Frau zu: »Es ist Emma!« Er umarmte mich so stürmisch, dass mir fast die Luft wegblieb. Dann hielt er mich auf Armeslänge von sich. »Lass dich mal ansehen. Wo bist du die ganze Zeit gewesen, Mädchen? Ich glaube fast, du bist dünner geworden. Wir müssen dich ein bisschen aufpäppeln, sonst pustet dich ja der Wind weg.« Er sah aus wie eine ältere Ausgabe seines Sohnes.
Mrs. Davis war gerade damit beschäftigt, ihren Jüngsten herzlich zu begrüßen, doch sie meinte: »Darum kümmere ich mich gleich.« Sie schob ihren Mann beiseite und nahm mich in die Arme. »Emma, es ist so schön, dich zu sehen. Brian, du solltest sie öfter mitbringen. Ich vermisse dieses liebe Mädchen, wenn ich sie nicht zu sehen kriege.« Sie war eine zierliche Frau mit weichen braunen Haaren und funkelnden Augen. Sie erinnerte mich immer an John Arbuckles Mutter aus dem
Garfield
-Comic.
»Ich habe euch auch vermisst.« Ich umarmte sie noch einmal.
»Na kommt, lasst uns nicht den ganzen Abend hier draußen stehen. Das Essen ist fast fertig, ich muss nur noch die Kartoffeln stampfen. Emma, du kommst mit mir in die Küche. Ihr Männer geht und guckt Fußball oder was auch immer, damit wir uns in Ruhe unterhalten können.«
Ich folgte ihr durch den Flur in die Küche und setzte mich auf einen Hocker an der Küchentheke. »Wie kann ich helfen, Mom?«
»Du brauchst überhaupt nichts zu tun, nur anfangen zu erzählen. Ich nehme an, du hast Delilah kennengelernt.«
Ich nickte.
»Also, ich mag sie nicht«, sagte sie und stampfte die Kartoffeln in Grund und Boden.
Einen Moment lang war ich entgeistert, weil ich dachte, dass Brian sie seinen Eltern vorgestellt hatte, ohne mir etwas davon zu sagen. »Hast du sie kennengelernt?«, fragte ich bestürzt.
»Noch nicht«, erwiderte sie, »aber es gefällt mir nicht, was sie mit meinem Jungen anstellt.«
Ich war erleichtert, dass Brian sie noch nicht mit nach Hause gebracht hatte, um sie seinen Eltern vorzustellen. Das bedeutete, dass es ihm mit ihr doch noch nicht ernst genug war. »Was meinst du damit, was sie mit Brian anstellt?«
»Seit er diese Frau kennt, ist er launisch geworden. Er bläst Trübsal, wenn er hier ist, und er ist zu still. Sie kann nicht gut für ihn sein.«
Das war seltsam. Mir war es gar nicht aufgefallen, dass er launisch war. »Ich weiß, dass er im Büro viel zu tun hat. Vielleicht beschäftigt ihn das.«
»Nein, das ging erst los, als er anfing, mit dieser Frau auszugehen.« Die Kartoffeln bekamen zwei heftige Hiebe mit
Weitere Kostenlose Bücher