Freiwillig Fräulein: Roman (German Edition)
dachte ich, als ich abnahm. »Hallo?«
»Hi, ist da Emma Bailey?«
»Ja«, antwortete ich und rätselte, wem diese unbekannte Stimme wohl gehören könnte.
»Hier ist Brad Clayton. Ich soll an diesem Wochenende dein Blind Date sein.«
Mutter hatte meine Nachricht offenbar nicht weitergeleitet.»Oh, hallo Brad, wie geht’s?«
»Gut, und dir?«
»Gut, danke. Es tut mir schrecklich leid, aber ich glaube, da gibt es ein Missverständnis.«
»Was meinst du damit?«
Einen Moment lang überlegte ich, ob ich angebliche Termine und Verabredungen vorschieben sollte, aber dann beschloss ich, dass es die Mühe nicht lohnte. Am besten sagte ich ihm einfach die Wahrheit. »Meine Mutter weiß, dass ich vor kurzer Zeit beschlossen habe, mich nicht mehr mit Männern zu verabreden. Ich hatte sie gebeten, Louise von diesem Entschluss in Kenntnis zu setzen, aber offenbar ist die Nachricht nicht bei dir angekommen.«
»Du machst Witze, stimmt’s?« Er kicherte.
»Nein, mache ich nicht. Ich habe kein Interesse an irgendwelchen Verabredungen.«
»Verstehe.« Er klang nicht gerade glücklich. »Du bist eine von diesen emanzipierten Männerhasserinnen, wie?«
»Auf Wiederhören, Brad.« Ich legte auf.
Ich konnte gerade mal die ersten zehn Minuten meiner Fernsehserie gucken, als das Telefon wieder klingelte. Ich drückte ein bisschen genervt auf die Pausentaste. »Hallo?«
»Wie geht’s meinem Mädchen?«
Diese kleine Frage ging mir allmählich auf die Nerven. »Hallo Steve. Wie ist die Lage in Chicago?«
»Fast alles abgewickelt, deshalb rufe ich an. Ich werde Samstag in einer Woche wieder zurück sein. Also, was möchtest du an diesem Abend unternehmen?«
Oh, oh. Offenbar war es Zeit für »das Gespräch«. »Hör zu, Steve, ich glaube, du hast da falsche Vorstellungen, was uns beide angeht.«
»Wir sind wieder zusammen. Was kann daran falsch sein?«
Ich verdrehte die Augen. »Wir sind nicht wieder zusammen, wir sind nur Freunde. Ich habe nie gesagt, dass ich mit dir gehen will. Du solltest dir jemand anderen suchen, denn ich werde mich nicht mehr auf eine Beziehung einlassen, mit niemandem.«
»Mit mir, meinst du.« Seine Stimme klang tonlos.
»Nein, dasselbe würde ich zu jedem anderen sagen.« Das war die Wahrheit, aber nur, weil ich keine Beziehung zu Brian hatte.
»Prima. Dann warte ich, bis du bereit für eine Beziehung bist, denn ich will keine andere als dich.«
»Das wird nicht passieren, Steve, tut mir leid«, sagte ich und legte auf. Ich hielt es für den besten Weg, dieses Gespräch zu beenden. Ich drückte auf die Starttaste und sah mir meine Serie bis zu Ende an.
Am Samstag trafen Kathy und ich uns ausnahmsweise im Laden, um eine Bestandsaufnahme nach dem großen Sonderverkauf zu machen. Eigentlich verbrachten wir mehr Zeit damit, uns über unsere Pläne fürs Wochenende zu unterhalten als tatsächlich zu arbeiten. Die Sache zwischen ihr und Donnie entwickelte sich vielversprechend. Ich freute mich für sie, aber tief drinnen war ich auch ein ganz klein wenig eifersüchtig.
Auf dem Nachhauseweg holte ich mir beim Chinesen etwas zu essen und verbrachte einen ruhigen Abend im Bett, mit Michelangelo neben mir und einem Klassiker auf der Mattscheibe. Brian war mit Delilah unterwegs und ich saß zu Hause und hatte sein Sweatshirt an. Ich hatte es ihm bisher nicht zurückgegeben und es roch immer noch nach ihm. Nach dem Abendessen und einer halben Eiscreme beschloss ich, früh zu Bett zu gehen. Schließlich wollte ich am nächsten Tag in der Kirche nicht wie ein Zombie aussehen.
Ich verbrachte eine weitere Nacht damit, mich schlaflos im Bett hin und her zu wälzen, während mir alle möglichen quälenden Gedanken durch den Kopf gingen. Am Morgen ließ ich Michelangelo in den Garten, bevor ich mich unter die Dusche stellte. Ich zog mich sorgfältig an, nur für den Fall, das Delilah wieder mitkäme. Bei einem Vergleich wollte ich nicht schlecht abschneiden. Ich machte mir gerade die Haare, als es an der Tür läutete. Brian stand davor, mit einer Tüte in der Hand.
»Was ist in der Tüte?«
»Eclairs mit Schokoladenüberzug.«
»Gott segne dich!« Ich packte ihn am Arm und zog ihn ins Haus, dann nahm ich ihm die Tüte aus der Hand und ging in die Küche. »Milch?«, fragte ich.
»Aber sicher.« Wir setzten uns an den Tisch und ich goss ihm ein Glas Milch ein, während er die Eclairs aus der Tüte holte.
»Mmh«, seufzte ich nach dem ersten Bissen, als die cremige Füllung an den Seiten hervorquoll.
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