Freiwillig Fräulein: Roman (German Edition)
Einschlafen, weil du auf ihnen liegst.«
Er gab meine Beine frei, ließ aber seinen Kopf auf meinem Bauch liegen. Er hatte schöne Haare, voll und wellig. Ich fuhr immer und immer wieder mit den Fingern durch sein Haar, während wir dalagen und verschnauften. Ich blickte auf seinen Kopf und wünschte mir von ganzem Herzen, dass wir für immer so liegen bleiben könnten. Von diesem Gedanken war es nicht weit bis zu einer wunderbaren kleinen Träumerei, der ich mich eine ganze Weile lang ganz und gar hingab. Schließlich gab ich mir einen kleinen Ruck, kehrte zurück in die Gegenwart und beugte mich ein wenig vor, um sein Gesicht sehen zu können. Nun, es sah so aus, alswürden wir noch ein Weilchen so liegen bleiben wie jetzt. Er war eingeschlafen.
Vorsichtig, um ihn nicht zu wecken, angelte ich mir ein Buch vom Sofatisch und dann las ich still in »Betty und ihre Schwestern«, fuhr ihm dabei mit den Fingern durchs Haar und genoss diesen Augenblick mit dem Mann, den ich liebte.
Als ich am nächsten Morgen erwachte, lag ich immer noch auf dem Sofa und war mit einer Decke zugedeckt. Ich hatte eine vage Erinnerung daran, wie Brian mich zugedeckt und mir einen Kuss auf die Wange gegeben hatte, bevor er ging. Ich versuchte, meinen krumm gelegenen Rücken geradezubiegen und dachte dabei über den vergangenen Abend nach. Es war fast wie in alten Zeiten gewesen, wenn man einmal von der lästigen Tatsache absah, dass ich in ihn verliebt war.
Ich wollte nicht aufstehen, doch Michelangelo musste vor die Tür. Er rannte zum nächsten Baum, während ich meinen Teebecher in die Spülmaschine stellte. Was in der Kanne übrig war, goss ich weg. Der Tee war wirklich schrecklich gewesen, aber er war ein Schatz, dass er es versucht hatte.
Ausnahmsweise schaffte ich es, vor Kathy im Buchladen zu sein, obwohl ich sogar noch einen Zwischenstopp bei Starbucks einlegte. Ich begann schon, mir Sorgen zu machen, als sie um kurz vor neun durch die Tür schwebte. Ich reichte ihr einen Latte macchiato und zog eine Augenbraue in die Höhe. »Anstrengendes Wochenende?«
»Schätzchen, ich glaube, ich bin verliebt«, sagte sie in theatralischem Ton und legte eine Hand aufs Herz.
»Donnie?«
»Jawohl, gnädige Frau. Wir hatten einen tollen Abend am Freitag und so haben wir den Samstag und den Sonntag auch zusammen verbracht.«
Meine Augenbraue wanderte noch ein Stückchen höher. »Das ganze Wochenende.«
»Nun, er ist abends nach Hause gefahren«, entgegnete sie. Sie wusste genau, worauf ich anspielte. »Wofür hältst du mich?«
Ich lachte, als sie rot wurde. »Ich mache nur Quatsch, Kathy. Das ist wirklich schön.«
»Und wie war dein Wochenende?«
Ich berichtete ihr von Steve und der Oper. »Ich glaube, er wird erwachsen.«
»Tja, eines muss man ihm lassen: Er weiß, wie man einem Mädchen einen schönen Abend bereitet. Wie steht’s mit Brian?«
»Okay, denke ich. Gestern Abend war alles fast normal.«
»Das ist gut, oder?«
»So gut es unter diesen Umständen eben sein kann. Triffst du dich am Wochenende wieder mit Donnie?« Ich wollte lieber schnell das Thema wechseln.
»Also, ich bin für heute Abend mit ihm zum Essen verabredet.«
»Wow, vier Tage hintereinander. Willst du dich nicht noch ein bisschen weiter umschauen?«
»Nun, ich werde auch nicht jünger und habe keine Lust, die ganze Zeit von einem Mann zum anderen zu wandern.«
»Du bist doch nicht viel älter als ich«, wandte ich ein.
»Schätzchen, du bist zu freundlich. Ich bin gute zehn Jahre älter als du.«
»Also, ich freue mich für dich.« Trotzdem war ich ein bisschen eifersüchtig, als ich sah, wie sie glücklich und Liebeslieder vor sich hinsummend durch den Laden schwebte.
9
Die nächsten Tage vergingen rasch. Kathy und Donnie sahen sich weiterhin jeden Tag und sie erzählte mir haarklein, was sie zusammen unternahmen. Zwischen Brian und mir war es eigentlich wie früher, wenn man davon absah, dass ich mir anhören musste, was er von Delilah erzählte.
Steve hatte mich zweimal aus Chicago angerufen, um ein bisschen zu plaudern, und John und ich waren per E-Mail in Kontakt. Er erwähnte immer wieder, dass er gerne die Bücher sehen würde, aber irgendetwas gefiel mir daran nicht, obwohl ich gar nicht sagen konnte, was es war. Für einen Sammler war es doch eine völlig normale Bitte.
Das Telefon klingelte am Donnerstagabend, als ich mich gerade hinsetzen und meine Lieblingsserie im Fernsehen sehen wollte.
Gut, dass man Sendungen aufnehmen kann
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