Freiwillig Fräulein: Roman (German Edition)
dem Stampfer ab.
»Nun, immer wenn ich ihn gesehen habe, schien er glücklich zu sein«, sagte ich zögernd.
»Ich glaube, das ist er auch, wenn er mit dir zusammen ist. Du hast ihm immer gutgetan. Er hat mir kürzlich erst erzählt, wie sehr du dich verändert hast, dass du für dich selbst einstehst und so stark bist. Er sagte, das wäre, als würde er eine ganz neue Emma kennenlernen.« Sie stellte den Topf ab und sah mich wehmütig an. »Ich weiß, ihr beide habt immer gesagt, dass ihr nur Freunde seid, aber ich hatte trotzdem gehofft ...« Sie verstummte.
Das hatte sie mir nie erzählt. Es berührte mich, auch weil sich meine Gefühle für ihren Sohn so sehr verändert hatten. Tränen stiegen mir in die Augen und ich vergrub das Gesicht in den Händen.
Sie eilte um die Küchentheke herum zu mir und nahm mich in die Arme. »Emma, Liebes, was ist denn?«
»Oh Mom, ich liebe ihn.«
Sie klopfte mir auf den Rücken und sprach beruhigend auf mich ein, während wir beide weinten. »Hast du es ihm gesagt?«, fragte sie schließlich.
»Ich kann nicht. Er erwidert meine Gefühle nicht, und ich kann unsere Freundschaft nicht zerstören.«
»Vielleicht muss er einfach nur wachgerüttelt werden, um zu begreifen, dass er deine Gefühle erwidert.«
»Das glaube ich nicht, Mom, und ich kann es nicht riskieren. Für mich sieht es so aus, als sei er ziemlich intensiv mit Delilah beschäftigt.«
»Diese Frau!«, war alles, was sie darauf sagte. Sie tupfte sich die Tränen mit dem Schürzenzipfel ab. »Du richtest dich besser ein bisschen her, Liebes, bevor Brian dich so sieht und anfängt, Fragen zu stellen.«
»Bitte, sag ihm nichts von all dem«, bat ich sie.
»Mach dir darum keine Sorgen, Schätzchen. Auch wenn ich es gerne täte, ich werde kein Wort sagen. Aber ich werde ganz bestimmt viel beten.«
Ich machte mich im Badezimmer frisch und gesellte mich dann zu den anderen ins Esszimmer. Das Essen war köstlich und Mr. Davis brachte uns mit seinen Geschichten über die Mitarbeiter auf der Ranch und über die Pferde immer wieder zum Lachen. Als wir fertig waren, half ich Mom den Tisch abzuräumen und dann setzten wir uns zu Brian und seinem Vater ins Wohnzimmer, tranken Kaffee und redeten über das, was sich in der letzten Zeit in unserem Leben ereignet hatte.
Ehe wir uns versahen, war es spät geworden und alle gähnten. Brian stand auf. »Ich denke, wir sollten aufbrechen«, sagte er.
»Fahrt heute Abend nicht mehr zurück«, bat Mom. »Ich mache mir dann die ganze Nacht Sorgen um euch. Bleibt doch einfach und morgen nach dem Frühstück fahrt ihr nach Hause. Wir haben genug Platz.«
Brian sah mich fragend an. Mom hatte recht. Brian hatte vier ältere Geschwister, die längst verheiratet waren und nicht mehr im Haus lebten. Ihre Zimmer standen also zur Verfügung. »Mir ist es recht«, sagte ich. »Michelangelo ist draußen gut untergebracht und ich habe erst morgen Abend wieder etwas vor.«
»Okay, Mom. Dann bleiben wir.«
»Gut. Emma, du kannst in Marys Zimmer schlafen und Brian, du kennst dich hier ja aus. Was möchtet ihr denn zum Frühstück?«
Brian und sein Vater sahen einander an und antworteten dann wie aus einem Munde: »Biskuits mit Kakaosoße.«
Mom brachte mich in das Zimmer von Brians älterer Schwester, wo ich die Nacht verbringen würde. Sie zog ein langes Nachthemd aus einer der Kommodenschubladen. Auf einem Regalbrett standen all die Preise, die Mary bei Klavierwettbewerben gewonnen hatte, und an den Wänden hingen Erinnerungsstücke aus ihrer Schulzeit. Ein riesiges Himmelbett mit sonnengelbem Bettzeug stand in der Mitte des Raumes. Es wirkte jung und mädchenhaft.
»Im Schrank im Badezimmer findest du Handtücher und Wachlappen. Fühl dich wie zu Hause und nimm dir alles, was du brauchst, Liebes.« Sie trat näher und umarmte mich. »Mach dir um dich und Brian keine Sorgen. Am Ende wird alles gut, das weiß ich.«
»Danke, Mom. Gute Nacht.«
»Gute Nacht, Liebes.« Sie verließ das Zimmer und zog die Tür leise hinter sich zu.
Bevor ich mich zum Schlafengehen fertig machte, verbrachte ich ein paar Minuten damit, die Bilder von Marys Freunden und ihrer Familie zu betrachten, die an den Wänden hingen. Brian war auch auf einigen zu sehen, auch wenn er natürlich viel jünger war als jetzt. Auch damals war er schon ein gut aussehender Junge gewesen. Ich lächelte, als ich ihn sah, und dachte an den Mann, der er jetzt war. Er war mit den Jahren nur noch besser geworden.
Ich hatte mir
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