Freiwillig Fräulein: Roman (German Edition)
Uniformmütze auf den Sofatisch geworfen und ich zauste ihm das Haar – dort, wo der Mützenrand einen Abdruck hinterlassen hatte. »Du schuldest deiner Mutter ein dickes Dankeschön.«
»Wofür?«, fragte er und blickte lächelnd zu mir herunter.
»Dafür, dass sie dich zu diesen Tanzstunden gescheucht hat. Du tanzt wunderbar.«
Er verzog das Gesicht. »Mannomann, was habe ich diese Tanzstunden gehasst. Ich hatte Angst, meine Freunde würden mich für einen Waschlappen halten.«
»Und, haben sie?«
»Nein. Ich habe ihnen angedroht, dass sie ordentlich was auf die Nase kriegen, wenn sie das wagen.«
»Dachte ich mir.« Ich schob meine Arme unter seine, legte sie um seine Taille und lehnte meine Wange an seine Brust. Warum konnten wir nicht einfach für immer so bleiben?
Er legte sein Kinn auf meinen Kopf. »Du bist so eine tolle Freundin, Emma. Ich weiß nicht, was ich ohne dich tun würde.«
Genau deshalb
, dachte ich und schloss die Augen.
Ich bin nur eine Freundin für ihn.
Ich schwieg, bis das Lied zu Ende war. Dann entschuldigte ich mich und ging mir einen Drink holen.
»Du brauchst dich nicht bei mir zu bedanken«, meinte Kathy, als ich mir eine Limonade eingoss. »Das sah aber richtig kuschelig aus bei euch beiden«, neckte mich Anne.
Ich lächelte schief. »Er betrachtet mich als eine gute Freundin.«
»Woher weißt du das?«, fragten sie beide wie aus einem Munde.
Ich lachte, als sich die beiden ansahen. »Weil er genau das eben auf der Tanzfläche gesagt hat: ›Du bist so eine gute Freundin, Emma‹. Das ist alles, was er in mir sieht.« Ich goss mir noch eine Limonade ein und nahm mir einen Erdnussbutterkeks. Ah, Trostfutter. Ich biss hinein.
Jemand tippte mir auf die Schulter und als ich mich umwandte, stand ein Pirat neben mir. »Möchtest du tanzen?«, fragte er.
Ich überlegte kurz und dachte dann:
Was soll’s? Ich bin zum Feiern hier, nicht zum Trübsalblasen.
Ich ließ Keks und Limonade auf dem Tisch stehen und nahm seine Hand. »Sehr gerne«, sagte ich. Wir fanden eine Lücke in der Mitte des Raumes und ich sah, dass Brian von einer französischen Magd geködert worden war.
Der Rest des Abends verging wie im Fluge und ich tanzte mit allen möglichen Gestalten. Auch Brian konnte sich über einen Mangel an Tanzpartnerinnen nicht beklagen. Ich hatte einfach meinen Spaß und genoss es, mir eine Zeit lang keine Gedanken zu machen.
Schließlich verkündete Donnie: »Tut mir leid, Leute, aber jetzt kommt der letzte Song des Abends.«
Der Pirat steuerte auf mich zu, doch plötzlich spürte ich, wie sich kalter Stahl um mein Handgelenk legte.
»Tut mir leid, Kumpel«, hörte ich Brian hinter mir sagen, »aber dieser Tanz gehört mir.« Er hob unsere Handgelenke hoch, die nun mit Handschellen aneinandergekettet waren.
Lachend drehte ich mich zu Brian um, während sich der Pirat auf die Suche nach einer anderen Partnerin machte. »Musstest dudenn gleich zu den Handschellen greifen, nur um dir einen Tanz
avec moi
zu sichern?«
Brian wackelte mit den Augenbrauen. »Ich hatte Angst, dass er dich mir einfach wegschnappt, wenn ich nicht etwas Drastisches unternehme.«
»Tja, sieht so aus, als seist du erfolgreich gewesen.«
Willie Nelson begann »Maybe I didn’t love you / Quite as often as I could have« zu singen, als ein grinsender Brian mir seinen freien Arm um die Taille legte und unsere angeketteten Hände miteinander verschränkte. Willie fuhr fort: »Maybe I didn’t treat you / Quite as good as I should have.« Ich schloss die Augen und lauschte seinen Worten. »If I made you feel second best / Girl, I’m sorry I was blind.«
Mist! Warum musste Donnie ausgerechnet dieses Lied für den letzten Tanz aussuchen? »You were always on my mind / You were always on my mind.« An diesem Punkt hätte ich laut losheulen können.
Du kannst jetzt nicht weinen, Emma,
ermahnte ich mich.
Wenn du losheulst, hört dieser Mann, an dem du festgekettet bist, nicht auf, dich mit Fragen zu löchern, bis du alles ausgeplaudert hast.
Um mich abzulenken, begann ich, die Kerzen zu zählen.
Der letzte Ton des Liedes verklang und alle begannen zu klatschen. Alle außer Brian und mir. Wir hatten die Handschellen vergessen – bis wir beide versuchten, unsere Hände in entgegengesetzte Richtungen zu ziehen. »Ich kann dir nur wünschen, dass du den Schlüssel für diese Dinger hast«, sagte ich zu Brian auf dem Weg zu dem Tisch mit den Getränken.
»Aus irgendeinem bestimmten Grund?«, fragte er und
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