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Fremd fischen

Fremd fischen

Titel: Fremd fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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und die wilde Tanzerei mit jedem beliebigen Typen, der selbstbewusst (oder selbstzerstörerisch) genug ist, in den Kreis von uns neun Frauen einzudringen. Und Darcy ist zu alt für die Aufgaben auf der Liste, die Claire verfasst hat: Sie muss einen rothaarigen Jungen finden, der ihr einen Sex-on-the-Beach-Cocktail spendiert, sie muss mit einem Mann über fünfzig tanzen (man stelle sich die Spezies vor, die in diesem Alter noch in Dance-Clubs verkehrt), und sie muss einen Typen mit Tattoo oder Piercing küssen.
    Die ganze Veranstaltung ist überdreht und platt, aber Darcy strahlt. Sie ist auf der Tanzfläche, glitzernd und mit vom Schwitzen leicht gelockten Haaren. Man sieht ihren sonnengebräunten, flachen Bauch zwischen Hüfthose und Top. Ihre Wangen sind rosig, taufrisch. Alle wollen sich mit der Braut unterhalten. Partnerlose Mädchen erkundigen sich wehmutsvoll, wie ihr Kleid aussieht, und mehr als ein Mann erklärt, sie solle sich die Heirat nochmal überlegen oder wenigstens ein letztes Mal über die Stränge
schlagen. Ich tanze am Rand der Gruppe und vertreibe mir die Zeit.
    Als der Abend endlich zu Ende ist, bin ich erschöpft, nüchtern und um fünfhundert Dollar ärmer. Als wir im Gänsemarsch aus dem Club kommen, dreht Darcy sich zu mir um und sagt, sie wolle heute bei mir übernachten, nur wir beide, wie in alten Zeiten. Sie ist so entzückt über diese Idee, dass ich sie nicht abweisen kann. Ich lächele. Sie flüstert mir ins Ohr, dass sie Claire abschütteln möchte, dass es nicht das Gleiche ist, wenn sie mitkommt. Das erinnert mich an die High School, in der Darcy immer entschied, wen sie ein- und wen ausschließen wollte. Annalise und ich hatten selten dabei mitzureden, und oft war uns überhaupt nicht klar, warum jemand keine Gnade fand.
    Wir winken ein Taxi heran, und Darcy bedankt sich bei Claire und sagt, es sei ein granatenmäßiger Abend gewesen, und dann fragt sie mich augenzwinkernd und mit lauter Stimme:«Wollen wir uns nicht ein Taxi nach Uptown teilen? Ich kann dich zu Hause absetzen. »
    Ich nicke, und wir fahren zu mir nach Hause.
    José hat Nachtdienst. Er freut sich, Darcy zu sehen, denn sie flirtet immer mit ihm.«Wo haben Sie gesteckt?», fragt er.«Sie besuchen mich ja gar nicht mehr.»
    « Ich musste meine Hochzeit vorbereiten», sagt sie auf ihre betörende Art und zeigt ihm den inzwischen zerknüllten Schleier, den sie wie ein kostbares Souvenir fest in der Hand hält.
    « Aaah! Sagen Sie, dass das nicht wahr ist! Sie heiraten? »
    Ich beiße die Zähne zusammen und drücke auf den Aufzugknopf.

    « Ja», sagt sie und legt den Kopf zur Seite.«Wieso – finden Sie, ich sollte es nicht tun?»
    José lacht und zeigt ihr all seine Zähne.«Verflucht, nein! Tun Sie’s nicht!»
    Sogar mein Portier will sie.«Versetzen Sie den Kerl!», sagt er.
    Darcy nimmt seine Hand und dreht sich einmal um sich selbst, und sie beendet die Tanzbewegung, indem sie ihn mit der Hüfte anschubst.
    « Komm schon, Darcy.»Ich bin im Aufzug und halte den Daumen auf dem Türöffnerknopf.«Ich bin müde.»
    Sie dreht sich noch einmal um sich selber und kommt dann zu mir in den Aufzug.
    Auf der Fahrt nach oben winkt sie in die Sicherheitskamera und wirft Kusshände hinauf – für den Fall, dass José uns beobachtet.
    Als wir in meiner Wohnung sind, drehe ich als Erstes die Lautstärke an meinem Anrufbeantworter herunter und schalte mein Handy aus, falls Dex anruft. Dann ziehe ich Shorts und ein T-Shirt an und gebe Darcy auch etwas zum Anziehen.
    « Kann ich dein ‹North-High›-T-Shirt haben? Dann ist es wie in alten Zeiten.»
    Das sei in der Wäsche, sage ich, und sie müsse sich mit meinem«1989-Indy-500»-Shirt begnügen. Auch okay, sagt sie; es erinnere sie ebenso an zu Hause.
    Ich putze mir die Zähne mit Bürste und Zahnseide und wasche mir das Gesicht, während sie auf dem Rand meiner Badewanne sitzt und über die Party redet, wie viel Spaß es ihr gemacht hat. Wir tauschen die Plätze. Darcy wäscht sich das Gesicht und fragt, ob sie meine Zahnbürste benutzen darf. Ich bejahe, obwohl ich es eklig finde, sie mit irgendjemandem zu teilen. Sogar, wenn es Dex wäre. Okay, mit Dex vielleicht
doch – aber mit niemandem sonst. Mit dem Mund voll Zahnpasta erklärt sie, dass sie nicht betrunken sei, ja, nicht mal besäuselt, was bei dem vielen Alkohol überraschend sei. Ich sage ihr, es müsse an all dem Fleisch liegen, das wir gegessen haben.
    Sie spuckt ins Waschbecken.«Urg. Erinnere mich nicht daran.

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