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Fremd fischen

Fremd fischen

Titel: Fremd fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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und manövriert meinen Trolley durch das Gedränge. Draußen stellen wir uns am Taxistand an.
    « Ich kann nicht glauben, dass ich in England bin. Das ist so aufregend.»Zum ersten Mal atme ich britische Luft. Das Wetter ist genau so, wie ich es mir vorgestellt habe – grau, nieselig und ein bisschen kalt.« Was du über’s Wetter gesagt hast, war kein Witz. Es fühlt sich wie November an, nicht wie August.»
    « Sag ich doch … Wir hatten diesen Monat sogar ein paar heiße Tage. Aber jetzt ist’s wieder wie immer. Es ist gnadenlos. Aber man gewöhnt sich dran. Man muss sich nur entsprechend anziehen.»
    Wenig später sitzen wir hinten in einem schwarzen Taxi, und mein Gepäck liegt zu unseren Füßen. Das Taxi ist würdevoll und geräumig im Vergleich zu den Yellow Cabs von New York.
    Ethan fragt, wie es mir geht, und einen Moment lang glaube ich, er fragt wegen Dexter. Aber dann wird mir klar, dass es die Standardfrage nach einer Reise ist.
    « Oh, prima», sage ich.«Ich find’s irre, hier zu sein.»
    « Jetlag?»
    « Ein bisschen.»
    « Da hilft ein Pint», sagt er.«Kein Nickerchen. Wir haben ’ne Menge zu tun diese Woche.»
    Ich muss lachen.«Was zum Beispiel?»
    « Sightseeing. Trinken. In Erinnerungen schwelgen. Zeitaufwendiges, intensives Zeug … Gott, es ist so schön, dich zu sehen.»
    Wir kommen in Ethans Souterrainwohnung in Kensington an, und er führt mich kurz herum – Schlafzimmer, Wohnzimmer, Küche. Seine Möbel sind stromlinienförmig
und modern, und an den Wänden hängen lauter abstrakte Gemälde und Poster mit Jazzmusikern. Es ist eine Junggesellenbude, aber sie vermittelt nicht das Gefühl, dass hier einer dauernd versucht, jemanden ins Bett zu kriegen.
    « Möchtest du duschen?»
    Ja, sage ich, ich fühle mich ziemlich schmuddelig. In der Diele vor seinem Bad gibt er mir ein Handtuch und sagt, ich solle mich beeilen, er wolle sich unterhalten.
    Kaum habe ich geduscht und mich umgezogen, fragt Ethan:«Und wie steht’s mit Dex? Ich nehme an, er ist immer noch verlobt?»
    Ich habe keinesfalls auch nur einen Augenblick lang aufgehört, an ihn zu denken. Alles erinnert mich vage an ihn. Eine Newcastle -Reklame. An meinem Geburtstag haben wir Newcastle getrunken. Der Linksverkehr. Dex ist Linkshänder. Der Regen. Alanis Morissette singt: «It’s like rain on your wedding day. »
    Aber bei seiner Frage nach Dex fühle ich plötzlich ein Stechen in der Brust. Meine Kehle schnürt sich zu, und ich habe Mühe, nicht zu weinen.
    « O Gott. Ich hab’s gewusst.»Ethan greift nach meiner Hand und zieht mich zu sich auf die schwarze Ledercouch.
    « Was hast du gewusst?»Ich kämpfe immer noch mit den Tränen.
    « Dass deine ‹Kopf-hoch!-Mir-doch-egal!›-Attitüde nur heiße Luft ist.»Er legt mir den Arm um die Schultern.« Was ist passiert?»
    Endlich fange ich an zu weinen, und ich erzähle ihm alles, unredigiert. Sogar das mit den Würfeln. Die Vorsätze, die ich über dem Atlantik gefasst habe, sind beim Teufel. Mein Schmerz ist nackt und bloß.
    Als ich fertig bin, sagt Ethan:«Ich bin froh, dass ich
die Einladung abgesagt hab. Ich glaube nicht, dass ich es ertragen hätte.»
    Ich putze mir die Nase und wische mir die Tränen aus dem Gesicht.«Genau das hat Hillary auch gesagt. Sie geht auch nicht hin.»
    « Und du sollst auch nicht gehen, Rachel. Boykottier sie. Alles andere wäre zu hart. Erspar’s dir.»
    « Ich muss gehen.»
    « Wieso?»
    « Was sollte ich ihr erzählen?»
    « Sag ihr, du müsstest operiert werden. Ein unwesentliches Organ würde entfernt.»
    « Was für ein Organ?»
    « Die Milz zum Beispiel. Man kann ohne Milz leben, oder?»
    « Und aus welchem Grund entfernt man die Milz?»
    « Keine Ahnung. Milzsteine? Irgendein Problem … ein Unfall, eine Erkrankung. Wen interessiert das? Denk dir was aus. Ich kann für dich recherchieren – wir finden was Plausibles. Aber geh nicht hin.»
    « Ich muss.»Ich lebe wieder brav nach Vorschrift.
    Wir sitzen ein Weilchen schweigend da. Dann steht Ethan auf, knipst zwei Lampen aus und nimmt seine Brieftasche von einem kleinen Tisch in der Diele.
    « Komm.»
    « Wo gehen wir hin?»
    « In meine Stammkneipe. Dich abfüllen. Glaub mir, das hilft.»
    « Es ist elf Uhr morgens!»Ich muss über seinen Überschwang lachen.
    « Na und? Hast du ’ne bessere Idee?»Er verschränkt die Arme vor der schmalen Brust.«Willst du Sightseeing machen? Glaubst du, Big Ben wird dir im Moment weiterhelfen?»

    « Nein», sage ich. Big Ben würde mich

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