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Fremd fischen

Fremd fischen

Titel: Fremd fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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Marcus’ Einladung anzunehmen.»
    « Oh!»Er lacht.«Ich verstehe. Du willst also sagen, wenn sie dir diese Information nicht hätte zukommen lassen, dann hättest du meinen Jungen abblitzen lassen? »
    « Das möchtest du wohl gern wissen», sage ich kokett und erkenne mich selbst kaum wieder.
    « Ehrlich gesagt, ja. Klär mich auf, bitte.»
    « Ich weiß es nicht genau … Wieso hast du gedacht, ich würde Nein sagen?»

    « Das möchtest du wohl gern wissen», gibt er zurück.
    Ich muss lächeln. Das hier ist ein ausgewachsener Flirt.
    « Okay. Ich dachte, du würdest Nein sagen, weil ich glaube, dass Marcus nicht dein Typ ist», sagt er schließlich.
    « Und wer ist mein Typ?»Sofort bereue ich die Frage. So zu flirten, das ist nicht der Weg zum Heil. So mache ich mein Unrecht nicht wieder gut. Das sagt mein Verstand. Aber mein Herz pocht, während ich auf seine Antwort warte.
    « Das weiß ich nicht. Ich versuche seit ungefähr sieben Jahren, es herauszufinden.»
    Ich frage mich, was er mit dieser Bemerkung sagen will. Ich zwirbele die Telefonschnur um die Finger und weiß nicht, was ich darauf antworten soll. Wir sollten jetzt auflegen, denke ich. Die Sache läuft falsch.
    « Rach?»Seine Stimme klingt leise und intim.
    Es verschlägt mir den Atem, als ich höre, wie er meinen Namen ausspricht. Diese eine Silbe klingt vertraulich und warm.«Ja?»
    « Bist du noch da?», flüstert er.
    Mühsam schaffe ich es, zu sagen:«Ja, ich bin noch da.»
    « Was denkst du?»
    « Nichts», lüge ich.
    Ich muss lügen. Denn was ich denke, ist: Vielleicht bist du ein bisschen mehr mein Typ, als ich mal dachte.

Vielleicht habe ich überhaupt keinen Typ, auf den ich stehe. Wenn ich an meine verflossenen Beziehungen denke, fügt sich kein Bild zusammen. Nicht, dass das Sample als statistisch signifikant gelten könnte – außer Brandon auf der High School habe ich nur drei Freunde gehabt.
    Die Geschichte meiner eigentlichen Dates fing im ersten College-Semester auf Duke an. Ich wohnte in einem gemischten Studentenheim, und jeden Abend versammelten wir uns im Aufenthaltsraum, um zu lernen (beziehungsweise so zu tun) oder um abzuhängen und Serien wie Beverly Hills 90210 und Melrose Place zu gucken. In diesem Aufenthaltsraum verknallte ich mich ernstlich in Hunter Bretz aus Mississippi. Hunter war ein dürrer Nerd, aber ich war verrückt nach ihm. Ich war verliebt in seine Intelligenz, in sein träges, geschmeidiges Näseln und in die Art, wie er dich mit seinen braunen Augen fixierte – als ob ihn das, was du zu sagen hattest, wirklich interessierte. Meine Zimmergenossin Pam, ein Mädchen aus Jersey mit einem mächtigen Haarschopf, erklärte meine Gefühle für ein« totales, gottverdammtes Rätsel», aber sie ermunterte mich trotzdem dazu, Hunter zu fragen, ob er mit mir ausgehen wolle. Das tat ich nicht, aber ich arbeitete hart daran, mich mit ihm anzufreunden, sein schüchternes Äußeres aufzuknacken und mit ihm über Lyrik und Literatur zu plaudern. Ich glaubte wirklich, dass ich bei Hunter Fortschritte machte, als Joey Merola auftauchte und zum Todesstoß ausholte.

    Joey war das Gegenteil von Hunter – ein draufgängerischer Sportler mit einer lauten Lache. Er trieb jeden Hallensport, den man sich denken kann, und kam andauernd verschwitzt in den Aufenthaltsraum und erzählte Geschichten darüber, wie sein Team in letzter Sekunde doch noch gewonnen hätte. Er war der Typ, der stolz darauf war, wie viel er essen konnte und dass er im Literaturunterricht durchkam, ohne je ein Buch zu lesen.

    Eines Donnerstagabends waren Joey, Hunter und ich die Letzten im Aufenthaltsraum, und wir redeten über Religion, die Todesstrafe und den Sinn des Lebens, lauter Sachen, von denen ich mir vorstellte, dass man sie auf dem College diskutiert, fern von Darcy und ihren eher oberflächlichen Beschäftigungen. Joey war Atheist und für die Todesstrafe. Hunter war wie ich Methodist und gegen die Todesstrafe. Über den Sinn des Lebens waren wir uns alle drei nicht im Klaren. Wir redeten und redeten, und ich war entschlossen, Joey auszusitzen und am Ende mit Hunter allein zu bleiben. Aber irgendwann nach zwei warf Hunter das Handtuch.« Okay, ihr beiden, ich hab morgen ganz früh Unterricht.»
    « Komm schon, Mann. Lass ausfallen. Ich schaff’s nie um acht zum Kurs», erklärte Joey stolz.
    Hunter lachte.«Ich denke mir, ich zahl dafür, also sollte ich auch hingehen.»
    Das war auch etwas, was mir an Hunter gefiel. Er bezahlte seine

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