Fremd fischen
hab ich seit Monaten nicht mehr gehabt.»
Ich stelle mir vor, wie sie die nassen Körper aneinander pressen, und weiß nicht, wen ich mehr hasse.
Es ist spät, schon nach zwei. Ich habe Dex den ganzen Abend gemieden, im Haus und dann beim Abendessen. Jetzt sind wir im«Talkhouse». Ich habe gerade zwei Bier bestellt – eins für mich und eins für Hillary –, als Dex mich an der Bar findet.
« Hi, Rach», sagt er.
Ich bin beschwipst und frech. Der Alkohol hat die Kränkung eintrocknen lassen, und geblieben sind nur Groll und Wut. Diese Gefühle sind leichter zu handhaben, geradliniger.«Ja?»
« Was ist los?», fragt er beiläufig.
« Nichts», blaffe ich und will mich abwenden.
« Warte. Wo gehst du hin?»
« Hillary ihr Bier bringen.»
« Ich will mit dir sprechen.»
« Worüber?»Ich lasse meine Stimme eisig klingen.
« Was ist los?»
« Nichts ist los.»Ich wünschte, mir würde eine spitze, boshafte Bemerkung einfallen. Ich habe nicht viel Übung mit Gemeinheiten, aber anscheinend genügt mein Ton, denn Dex sieht verletzt aus. Nicht so verletzt, wie ich heute am Strand oder bei Darcys Sexreport war. Nicht verletzt genug. Ich ziehe die Brauen hoch und schaue ihn an, mit leisem Abscheu im Blick, als wolle ich sagen:«Ja? Kann ich noch irgendwas für Sie tun?»
« Bist du … bist du wütend auf mich?», fragt er.
Ich lache – nein, es ist eher ein Schnauben.
« Ja?», fragt er.
« Nein, Dex, ich bin nicht wütend auf dich», sage ich.«Eigentlich interessierst du mich überhaupt nicht. Oder das, was du mit Darcy tust.»
Jetzt weiß er, dass ich es weiß.«Rachel …», fängt er ratlos an. Dann versucht er mir zu erzählen, dass sie es war, die angefangen hat.
« Sie sagt, es war der beste Sex ihres Lebens.»Ich drehe mich um und lasse ihn an der Bar stehen.«Gut gemacht. Gratuliere.»
Selbst in meinem alkvernebelten Kopf weiß ich, dass ich kein Recht habe, Dex so zur Rede zu stellen. Er hat schließlich nur mit seiner Verlobten geschlafen. Er hat mir nichts versprochen – bis zum vierten Juli hatten wir nicht mal über irgendetwas reden wollen. Es hat keine erhebliche Falschdarstellung gegeben. Genau genommen hat es überhaupt keine Falschdarstellung gegeben. Ich bin aus freien Stücken in dieser Lage. Ich bin nicht getäuscht worden. Aber ich hasse ihn trotzdem.
Ich suche im Gedränge nach Hillary. Dex kommt mir nach und greift nach meinem Arm. Ich lasse ein Bier fallen. Die Flasche zerbricht.
« Na toll. Siehst du, was du getan hast?»Ich schaue auf die Sauerei am Boden.
« Ich hol dir ein neues.»
« Nicht nötig.»
« Rachel, bitte … Ich konnte nichts dazu. Es war Darcy, ich schwöre.»
Plötzlich ist Hillary bei uns. Ich weiß nicht, ob sie unser Gespräch mitbekommen hat.
« Nichts», sagt Dex hastig.«Rachel ist wütend, weil ich ihr das Bier aus der Hand gestoßen hab.»
« Du kannst meins haben», sagt Hillary zu mir.
« Nein, nimm nur.»Ich reiche ihr die andere Flasche.
Sie nimmt es widerstrebend an und fragt, wo Darcy ist.
« Wir wollten sie gerade suchen», sage ich.
Ich werfe einen Blick zu Dex hinüber. Er will nicht, dass Hillary etwas merkt, aber er macht seine Sache nicht besonders gut. Seine Augen sind sorgenvoll geweitet,
und sein Mund ist zu einem gepressten Lächeln verzogen. Ich wette, unter der Dusche hat er anders geguckt.
Es ist aus, sage ich in meinem Kopf, und ich sage es mit der dramatischen Geste der gekränkten Frau. Dann wende ich mich ab, um Marcus zu suchen. Den lieben Marcus, der mir am Strand seine Coke angeboten hat und mit niemandem verlobt ist.
« Ah. Die Nummer aus Fatal Attraction », sagt Ethan, als ich ihm am Montagmorgen ein Update gebe.
« Es war nicht die Nummer aus Fatal Attraction », protestiere ich, und ich erinnere mich, dass ich den Film zusammen mit Darcy und Ethan gesehen habe. Darcy hatte große Probleme mit der Ausgangssituation. Sie behauptete immer wieder, es sei völlig unrealistisch – kein Mann würde seine Ehefrau mit einer sehr viel weniger attraktiven Frau betrügen. Vermutlich habe ich ihre Theorie jetzt widerlegt.
« Ach nein?»Ethan ist unbeeindruckt.«Na ja, vielleicht eine Variation auf das Thema. Bloß subtiler. Du hast nur leichten Druck ausgeübt … und ihm klargemacht, dass die Fortsetzung der Beziehung zu seiner Verlobten inakzeptabel ist.»
« Wie auch immer … es ist aus», sage ich und erkenne sofort, dass ich mich mit diesen drei Worten in die Heerscharen naiver Frauen einreihe, die sagen,
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