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Fremd fischen

Fremd fischen

Titel: Fremd fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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Rädchen rackern. Vielleicht solltest du nach Hause kommen. Oder wenigstens nach Chicago ziehen. Die Stadt ist viel sauberer.
Das kommt, weil es in Chicago Gassen zwischen den Häusern gibt, weißt du?»
    Jedes Mal, wenn mein Dad nach New York kommt, meckert er darüber, dass es dort keine Gassen zwischen den Häusern gibt. In seinen Augen ist das eine Fehlplanung.
    Meine Mom schüttelt den Kopf.«Alle sind verheiratet und haben Babys und wohnen im Vorort. Aber das kann sie nicht.»
    « Sie könnte, wenn sie wollte.»Mein Dad hat den Mund voller Cracker.
    « Ja, aber sie will nicht», sagt meine Mom.«Oder, Rachel?»
    « Nein», antworte ich kleinlaut.«Vorläufig gefällt es mir in New York.»
    Mein Dad runzelt die Stirn, als wolle er sagen: Tja, dann gibt es keine Lösung.
    Es wird still in der Küche. Meine Eltern wechseln einen trübseligen Blick.
    « Na ja. Es gäbe da sozusagen jemanden …», platze ich heraus, nur um sie ein bisschen aufzumuntern.
    Ihre Mienen hellen sich auf, und sie lassen die Schultern nicht mehr hängen.
    « Wirklich? Ich hab’s gewusst!»Meine Mom klatscht aufgeregt in die Hände.
    « Ja – ein sehr netter Kerl. Sehr klug.»
    « Und er sieht sicher auch sehr gut aus», sagt sie.
    « Was macht er denn?», fragt mein Dad.«Wie der Junge aussieht, ist doch ganz unwesentlich.»
    « Marketing. Finanzen.»Ich weiß nicht genau, ob ich ihnen gerade von Marcus oder von Dex erzähle.« Aber … »
    « Aber was?», fragt meine Mom.
    « Aber er hat gerade eine Beziehung beendet, und
deshalb … ist das Timing vielleicht … nicht gerade vollkommen.»
    « Nichts ist jemals vollkommen», sagt meine Mutter.« Es kommt drauf an, was man daraus macht.»
    Ich nicke ernsthaft und denke, dass sie diese Perle der Weisheit als Kreuzstickerei über mein Bett hängen sollte.

    « Wie sehr graut dir vor dieser Babyfeier, auf einer Skala von eins bis zehn?», fragt Darcy mich am nächsten Tag, als wir mit dem 86er-Camry meiner Mom, dem Auto, mit dem ich fahren gelernt habe, zu Annalise fahren.«Zehn ist das totale Grauen, der Weltuntergang. Eins ist: Ich kann’s kaum erwarten, es wird einen Riesenspaß machen.»
    « Sechs», sage ich.
    Darcy quittiert mit einem Schnalzen und klappt ihren Taschenspiegel auf, um ihren Lippenstift zu überprüfen.« Ehrlich gesagt dachte ich, du liegst höher.»
    « Warum? Wie sehr graut dir denn?»
    Sie klappt den Spiegel zu, betrachtet ihren Zwei-Komma-drei-Karat-Ring und sagt:«Hmmm … Ich weiß nicht … Viereinhalb.»
    Oooh, ich verstehe . Ich habe mehr Grund als sie, mich zu gruseln. Ich bin diejenige, die einen Raum voller verheirateter und schwangerer Frauen betreten wird – von denen viele mit mir zur High School gegangen sind –, ohne auch nur einen Freund zu haben. Nur eine von uns ist dreißig und total allein – eine tragische Kombination in jedem Vorort. Das ist es, was sie denkt. Aber sie soll es sagen. Ich frage sie, warum sie glaubt, dass mir um volle anderthalb Punkte mehr vor der Party graue.
    Schamlos und ohne zu zögern, um sich vielleicht eine
taktvolle Formulierung auszudenken, sagt sie:«Na, darum halt. Du bist Single.»
    Ich wende den Blick nicht von der Straße, aber ich spüre, dass sie mich anstarrt.
    « Bist du wütend? Hab ich was Falsches gesagt?»
    Ich schüttle den Kopf und schalte das Radio ein. Lionel Ritchie jammert auf einem Sender, den meine Mutter gespeichert hat.
    Darcy stellt das Radio leiser.«Ich meinte ja nicht, dass das schlecht ist. Ich meine, du weißt, ich halte total viel davon, Single zu sein. Ich wollte nie heiraten, bevor ich dreiunddreißig werde. Ich meine – ich rede von den anderen . Die sind so engstirnig. Weißt du, was ich meine?»
    Jetzt hat sie es noch schlimmer gemacht, indem sie mir mitteilt, dass sie diese ganze verrückte Verlobung nicht mal haben wollte. Drei-plus-x Jahre Junggesellinnendasein wären ihr lieber gewesen. Und siehe da, jetzt ist es ihr einfach in den Schoß gefallen. Was kann man da machen?
    « Sie sind so engstirnig – sie wissen nicht mal, dass sie es sind», fährt sie fort.
    Natürlich hat sie damit Recht. Die Mädels – zu denen Annalise gehört, seit sie das College hinter sich hat – leben wie Frauen in den fünfziger Jahren. Vor ihrem zweiundzwanzigsten Geburtstag haben sie sich ihr Porzellan ausgesucht, sie haben ihren ersten Freund geheiratet und sich ein Einfamilienhaus gekauft, ein paar Meilen oder sogar nur ein paar Straßen weit von ihren Eltern entfernt. Und dann haben sie

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