Fremd flirten Roman
das?«
Ich schüttelte den Kopf. »Denk einfach dran, okay?«
Erstaunt nickte er. »Übrigens, ich wollte mit dir was besprechen, was mir sehr am Herzen liegt. Hier ist nicht der passende Ort dafür. Wann können wir uns treffen?«
Wollte er mich fragen, ob ich bei der Hochzeit Blumen streuen oder ihm beim Verfassen der Rede helfen würde? Wozu treffen? Heimlich, hinter dem Rücken seiner Familie, und dann allein mit ihm? Wir würden uns nicht zurückhalten können und denselben Albtraum wieder und wieder durchleben! Die Therapeutin in mir schlug endlich Alarm und zog die Reißleine für den Selbstschutz.
»Ich denke, das ist keine gute Idee. Lass uns den Abstand beibehalten. Das ist besser so! Ich möchte keinen Kontakt mehr zu dir.« Ich ging weiter und ignorierte Edwards Protest.
»Warte, wir müssen uns treffen!«
Im Salon waren alle wieder versammelt, und Axel strahlte bei meinem Anblick so sehr, als wäre ich ein Jahr verschwunden gewesen.
Den Grund fand ich schnell heraus.
Dr. Gendt hatte ein Tablett mit Champagner bringen lassen, bat jeden, ein Glas zu nehmen, und hielt die dritte Rede dieses Abends. »Liebe Gäste! Wir haben Grund zu feiern. Ich habe Axel gerade in einem kleinen Vier-Augen-Gespräch mitgeteilt, dass wir, der Vorstand, uns einstimmig dafür entschieden haben, ihm die Leitung unseres Investmentteams zu übertragen. Er ist nicht nur ein brillanter Kopf, sondern bringt alle Eigenschaften mit, die eine Führungspersönlichkeit ausmachen: Er ist integer, selbstbewusst, teamfähig, ein Motivator und guter Zuhörer. Ich bin sehr stolz und froh, ihn im Unternehmen zu haben. Ich bitte euch, die frohe Botschaft noch für euch zu behalten. Wir werden es in zwei Wochen, beim nächsten großen Teammeeting, offiziell machen. Ich habe jedoch grünes Licht bekommen, Axel die gute Nachricht vorab zu überbringen, damit er sich schon mal Gedanken machen kann, wie er das Team strukturieren will. Wenn wir seine Beförderung offiziell verkünden, kann er dann vor den anderen schon einmal seine Vision darlegen.«
Wie hatte Altkanzler Helmut Schmidt immer gesagt? Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen?
Egal, ich freute mich so sehr für Axel, der diese Beförderung wie kein anderer verdient hatte, und umarmte ihn begeistert. »Anne wird sich so für dich freuen! Und ich bin auch sehr glücklich!«
Axel schwebte vor Glück im siebten Himmel und bedankte sich bei Dr. Gendt und dessen Familie.
Onkel Robert, der verdächtig nahe neben Beatrice Gendt stand und ihr in den Ausschnitt lugte, hob das Glas und stimmte For he’s a jolly good fellow an und forderte alle auf einzustimmen.
So brachte diese seltsam zusammengewürfelte Gruppe so unterschiedlicher Menschen Axel in trauter Einigkeit ein Ständchen.
Gegen Mitternacht verabschiedeten wir uns. Ich bedankte mich bei den Gendts für die Einladung, was Dr. Gendt jovial abtat und mir auf die Schulter klopfte. »Sie sind uns jederzeit willkommen, Hella. Sie sind eine wahre Bereicherung für jede Gesellschaft!«
Ich hatte mich bei seinem Spieleabend wirklich gut geschlagen. Und dies ließ mich in seinen Augen alle gesellschaftlichen Hindernisse überwinden. Leistung konnte dieser Mann respektieren, das hatte ich gemerkt.
Doris Gendt umarmte mich und flüsterte mir dabei ins Ohr: »Chloe ist nicht die Richtige für Edward, und Sie wissen das. Werden Sie ihn warnen?«
Geschockt sah ich sie an. Konnte diese Frau Gedanken lesen, oder hatte auch sie das Gespräch zwischen Chloe und Diana belauscht? Verdattert schüttelte ich den Kopf. Doris nickte vielsagend, und schon schob Axel mich weiter.
Mit zusammengebissenen Zähnen verabschiedete ich mich von meinen Erzfeinden. Edward küsste ich links und rechts auf die Wange.
»Ich ruf dich morgen an, es ist wichtig, okay?«
»Bitte lass es«, sagte ich. »Ich werde das Gespräch nicht annehmen. Und noch einmal: Pass auf dich auf!«
»Wie, du hast ihm nichts davon gesagt?!« Anne sah mich fassungslos an. Sie war zwar immer noch blass, aber der grünliche Teint war nach einer durchgeschlafenen Nacht verschwunden.
Ich saß an ihrem Bett und rührte den Kamillentee um, den ich ihr gebracht hatte, und sah schuldbewusst zu Boden. Auch ich hatte in der Nacht Zweifel bekommen, ob ich Edward nicht von dem Gespräch erzählen musste – immerhin sollte er nicht ahnungslos in sein Verderben rennen.
»Was, wenn er sich nur deshalb von Zicky trennt – und am Ende werden wir ein Paar, bloß weil ich gepetzt habe? Ich will,
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