Fremd flirten Roman
nicht gemerkt, dass sich das Toilettenfenster mit der Spezialfolie direkt hinter ihnen befand. Man konnte zwar hinaus-, aber von außen nicht hineinsehen. Das Licht knipste ich vorsichtshalber schnell aus.
»Zum Glück hast du etwas gesagt. Ich bin fast geplatzt, als Edward mit dieser Person gespielt hat. Ich verstehe nicht, wie Doktor Gendt sie einladen konnte. Gut, Axels Frau ist krank, und auf die Schnelle Ersatz zu finden ist schwer, doch an seiner Stelle hätte ich lieber auf eine Tischdame verzichtet, als das Kindermädchen mitzubringen! Man stelle sich das mal vor: das Kindermädchen!«
Diana hatte sich in Rage geredet. Zicky, die wegen ihrer schweren Zunge langsamer sprach, war ebenso aufgebracht. »So sind sie, die Deutschen. Die verstehen die Bedeutung von Standesunterschieden einfach nicht. Bei denen herrscht in allen Bereichen Demokratie, und mit dem Adel kommen die Normalsterblichen kaum in Berührung.«
Diana seufzte theatralisch. »Ja, aber wir müssen nun in den sauren Apfel beißen und gute Miene zum bösen Spiel machen. Doktor Gendt ist wichtig für uns. Wenn seine Bank bei uns einsteigt,geht es um Millionen. Die können wir gut gebrauchen, und dann bist du deinem Plan ein ganzes Stück näher, meine Liebe!«
Ich wurde hellhörig. Von welchem Plan war die Rede? Wusste Zicky überhaupt, was ein Plan war?
Sie wusste es, und wie sie es wusste!
»Ich kann es kaum abwarten, bis ich Edward von diesem öden Gut weggelotst habe und ihr den Laden übernehmt. Sobald wir verheiratet sind und ich Anteile besitze, verkaufe ich sie euch zum Freundschaftspreis, und ich ziehe mit Edward ganz nach London, raus aus dieser Kuhmist-Langeweile!«
Diana war in heller Aufregung, wenn es um den gemeinsamen Plan ging. Kein Wunder, sie witterte Geld und ein Gut, auf dem sie hochherrschaftlich residieren und das Zepter führen konnte. »Aber du weißt doch, wie Edward an Rouseham hängt. Wie willst du ihn denn dazu bekommen, all das aufzugeben? Er lebt für das Gut und seine Ideen.«
Zicky lachte überlegen. »Ja, aber wenn erst mal sein erstes Kind geboren wird, habe ich ein Druckmittel, das stärker ist als alles andere. Edward liebt Kinder, er ist geradezu vernarrt in sie. Und wenn ich als die Mutter entscheide, dass meine Kinder nicht zwischen Kühen, sondern gemeinsam mit anderen Kindern in der Zivilisation aufwachsen sollen – sie müssen doch eine gute Schulbildung genießen –, meinst du, dass Edward mich dann allein mit ihnen nach London gehen lässt?«
Diana stimmte geradezu euphorisch in Zickys Kichern ein. »Das ist genial! Das wird funktionieren. Dann sieh mal zu, dass du schnell schwanger wirst! Nimmst du denn Folsäure?«
Zicky sprach noch leiser, sodass ich mich näher an das Fenster drücken musste. »Natürlich! Und die Pille habe ich auch schon abgesetzt. Ich hab mir sogar dieses Messgerät gekauft, das die fruchtbaren Tage bestimmt. Das einzige Problem ist, dass Edwardzurzeit … sagen wir mal, nicht so sehr in Stimmung ist wie früher. Da muss ich zu härteren Mitteln greifen und dafür sorgen, dass er mal wieder richtig was trinkt. Ich will ihn endlich für mich haben, ohne ihn mit Liz, seiner Mutter, den tausend Angestellten und doofen Viechern teilen zu müssen. Er ist so angesehen und beliebt in den Londoner Kreisen, und wir sind das perfekte Paar, das nicht in der Einöde verkümmern darf!«
Ich hatte genug gehört! Mehr als mir lieb war. So leise wie möglich tappte ich im Dunkeln aus dem kleinen Bad in Richtung Salon. Auf dem schmalen Flur vor dem Salon traf ich auf Edward, der mich gesucht hatte.
»Stella, ich möchte mich für Chloes Verhalten entschuldigen. Das war unsäglich!«
Wenn er wüsste, für wen er sich da entschuldigte!
Einen Moment lang überlegte ich, ob ich ihm von dem belauschten Gespräch berichten sollte, entschied mich dann jedoch dagegen. Ihm als die verschmähte Geliebte den Grund dafür zu liefern, dass er Zicky verließ, wäre mehr als mies. Wenn er sich für mich entschied, sollte er es aus Überzeugung tun, aus Liebe zu mir, und nicht, weil ich Zicky ans Messer geliefert hatte.
Ich nahm seine Hand in meine, sah ihn ernst an und sagte mit allem Nachdruck, den ich aufbringen konnte: »Pass auf dich auf und lass dich nicht von deinem Lebenstraum abbringen, hörst du?«
Edward schaute mich an, als hätte ich doch zu viele von den Heuschnupfentabletten geschluckt. Er schien sich zu fragen, ob dieses Mittel wohl Halluzinationen auslösen konnte. »Wie meinst du
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