Fremd flirten Roman
Außerdem seien Sie eine Bereicherung für die Gemeinde. Er möchte Ihnen auch gern weiterhin die Produkte von seinem Gut liefern; wir haben ja auch immer die Zutaten von ihm bezogen. Lord Stetton hält wirklich sehr viel von Ihnen. Es war ihm ein sehr wichtiges Anliegen, dass Sie unser Geschäft bekommen und in Brighton bleiben können.«
Plötzlich war mir klar, weshalb Edward beim Essen so zuversichtlich gewesen war, was meine Zukunft in England anging. Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte.
Einerseits war ich gerührt, dass er sich so für mich einsetzte, ohne es an die große Glocke zu hängen. Auf der anderen Seite war ich mir nicht sicher, wie ich es finden sollte, dass er so großes Interesse daran hatte, mich weiterhin in seiner Nähe zu wissen. Plante er doch, mich zu seiner ständigen Geliebten zu machen, oder wollte er sich in Zukunft weiterhin quälen und sich möglichst oft vor Augen führen, dass sein Leben auch anders – glücklicher – hätte verlaufen können? Da sollte mal einer durchblicken! Wie auch immer, für mich war erst mal nur eines wichtig: Meine Zukunft lag in leuchtenden Farben vor mir, ich durfte in diesem Land bleiben und ein völlig neues Leben wagen.
Mein Hochgefühl hielt auch noch an, als ich, Vicky vorneweg, mit Leo auf dem Arm die Treppen hinunterlief, um Anne und Axel die Neuigkeit zu verkünden.
Alle umarmten mich der Reihe nach und waren genauso aufgeregt. Axel holte einen richtig guten Champagner aus dem Keller, und Anne füllte die Gläser. Zur Feier des Tages nahm auch sie einen winzigen Schluck, trotz ihres flauen Magens.
»Ist das nicht super! Das heißt, wir können uns jedes Wochenende sehen, und unter der Woche kannst du nach London kommen und bei uns übernachten. Da Axel befördert wird, heißt das, dass wir die nächsten vier Jahre auf jeden Fall hierbleiben!«, rief Anne aufgeregt und mit glühenden Wangen, die, wie sie meinte, von den drei Schlückchen Champagner herrührten, weil sie keinen Alkohol mehr gewöhnt sei.
Axel drückte mich stolz. Immerhin war er stiller Teilhaber und somit ab heute auch mein Geschäftspartner. »Das Beste ist, du musst nicht in dein altes Leben und in deinen alten Job zurückkehren!«, stellte er fest und sprach mir damit aus der Seele.
Es war nicht so, dass ich mein Leben in Berlin gehasst hätte. Im Gegenteil, eine lange Zeit über war es genau das gewesen, was ich wollte. Termine, Meetings, Fortbildungen an den Wochenenden, kein Urlaub, weil ich als Selbstständige ganz allein für mich und die Praxis verantwortlich gewesen war. Mein Ziel war es gewesen, einen Patientenstamm aufzubauen und alles dafür zu tun. Signale, die mir mein Körper gesendet hatte, hatte ich ignoriert und stur weitergearbeitet; Kontakte zu Freunden hatte ich vernachlässigt, weil ich abends nicht mehr sprechen, geschweige denn hatte zuhören können. Schließlich waren meine Tage mit den Problemen anderer Menschen ausgefüllt gewesen. Dann auch noch Konrad an eine junge Studentin und seine Midlife-Crisis zu verlieren, war in der Tat das Quäntchen zu viel gewesen. Langsam, ohne es zu bemerken, war ich zu einer reinen Arbeitsmaschine mutiert und besaß das, was ich meinengestressten Manager-Patienten immer predigte, nämlich eine work-life balance, schon lange selbst nicht mehr. An den freien Wochenenden versuchte ich nur noch, den mangelnden Schlaf nachzuholen, aber jeder gesunde Ausgleich, alles, was mir sonst hätte Kraft geben können, fehlte mir. Für lange Spaziergänge, Tanzen, Kochen für Freunde, Backen oder Lesen hatte ich einfach keine Energie mehr; all das hätte nur noch weitere Kraft gekostet.
»Morgen setzen wir uns wegen deines Ladens noch mal zusammen und gehen in die Feinplanung, ja?«, fragte Axel. »Das Gröbste steht schon, aber ich will noch mal sichergehen, dass unser Plan so für dich machbar ist!« Er sah mich fürsorglich an, und ich schnüffelte gerührt. Axel hatte im Vorfeld bereits alles bedacht, obwohl mir das Geschäft noch gar nicht sicher gewesen war: wie viele Kräfte ich einstellen musste und was sie mich kosten würden. Er hatte Versicherungen so vorbereitet, dass wir, falls wir den Zuschlag erhielten, nur noch den Vertrag unterschreiben mussten, und sogar für mich Kontakt zu einem Steuerberater aufgenommen, sich mit mir um Importwege aus Deutschland gekümmert, Einfuhrbestimmungen studiert und vieles mehr. Sein Wunsch war es, dass mein Geschäft sich so schnell wie möglich rentierte und ich so
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