Fremd flirten Roman
kleinen, hellen Steinen ausgelegten Weg zum Haus entlangging. Rechts und links säumten Blumenbeete mit blühenden Tulpen und ein geradezu legendärer englischer Rasen den Gartenweg. Rechter Hand befand sich ein kleiner Gartenpavillon, der mit Rosenranken bewachsen und im Sommer bestimmt ein Paradies für Kinder war. Direkt vor dem Haus wuchsen Büsche und einige Mandelbäume, die weiß und rosa blühten und deren Blütenblätter die Treppenstufen zur Tür in ein Blütenmeer verwandelt hatten.
Hinter der Tür hörte ich bereits Vicky und Leo toben.
Ich drückte den goldenen Klingelknopf und bemerkte, wie die Stimmen näher kamen.
Unter lautem Gebrüll öffnete sich die Haustür, und Vicky stürmte auf mich zu, hinter ihr ein stolpernder Leo und eine lächelnde, aber müde aussehende Anne.
Meine Freundin war eher klein, hatte eine zierliche Figur, welliges, schulterlanges Haar in einem hellen Karamellton und graue Augen. Ihr Gesicht war sehr fein gezeichnet, ihre Haut von Natur aus gebräunt, und ihre Augen strahlten fast immer. Im Moment wirkte sie jedoch etwas angestrengt.
» Steellaaa, du musst mein Zimmer angucken. Ich hab ein Himmelbett und ’nen echten Geheimgang!«, rief Vicky aufgeregt und vollkommen überdreht. Anne konnte meine Hilfe offensichtlich wirklich gut brauchen.
Der Reihe nach drückte und herzte ich alle und fühlte mich sofort wohl und aufgenommen.
Anne ging voraus in die Wohnküche, wo sie schon Teewasser aufgesetzt und einen Teller mit Shortbread und Cookies vorbereitet hatte.
Wenn mir das Haus von außen bereits den Atem geraubt hatte, so haute es mich von innen vollends um! Unter »Wow«- und »Ist das schön!«-Ausrufen folgte ich ihr durch die Eingangshalle, die mit kleinen Mosaiksteinen ausgelegt war, die ein Blumen- und Blättermotiv bildeten, in die Küche, einen Traum in Weiß und Hellblau. Der Boden war mit honigfarben glänzenden Dielen verlegt, die Wände mit einer hellblauen Tapete beklebt. Wenn man näher kam, bemerkte man dezent eingearbeitete kleine weiße Blumen, die perfekt zu den weißen Holzschränken passten, deren Glasfenster einen Blick auf feines Porzellan freigaben. In der Mitte stand ein großer Arbeitsblock, über dem ein Messinggitter angebracht war, an dem kupferne Töpfe und getrocknete Kräuter hingen.
Vor der Fensterfront standen auf dem breiten Fenstersims frische Küchenkräuter in hübschen Terrakottatöpfen aufgereiht: Lavendel, Minze, Rosmarin, Basilikum, Melisse und Estragon.
Unter dem Sims waren die Spüle, weitere Arbeitsflächen und ein wunderschöner Gasherd eingebaut, auf dem es sich bestimmt toll kochen ließ.
Aber das Gemütlichste an der Küche war der abgebeizte große Holztisch, um den Stühle in verschiedenen Farben standen und an dem bereits jetzt alles Leben stattfand, wie ich an den ausgelegten Malbüchern, dem Spielzeug und den Zeitungen sehen konnte.
Obwohl Anne und ihre Familie erst vor einer Woche angereist waren, standen, soweit ich erkennen konnte, keine Umzugskisten herum. Das war zum einem wohl von der Umzugsfirma erledigt worden; zum anderen hatten Anne und Axel das Haus ja möbliert gemietet, sodass der Umzug zum Glück relativ einfach vonstatten gegangen war.
Anne schenkte mir Rosentee und den Kindern Apfelsaft ein und ließ sich mit einem Seufzer auf den Stuhl fallen. Ihre Schwangerschaft war inzwischen weiter fortgeschritten, und jetzt, im fünften Monat, wölbte sich ihr Bauch schon deutlicher.
Leo kletterte auf meinen Schoß, und Vicky, die eine künstlerische Ader hatte, malte hochkonzentriert ein Mandala in einem Buch aus, die kleine rosa Zunge spitzte aus dem Mundwinkel.
»Bin ich froh, dass du da bist! Wie geht’s dir denn?«
Wie es mir ging? So gut wie schon lange nicht mehr! Ich war verzaubert von Hampstead, dem Haus, der ganzen Atmosphäre und der Tatsache, dass ich mit meiner besten Freundin und ihrer liebenswerten Familie die nächste Zeit verbringen durfte.
»Sehr gut geht’s mir! Aber du, meine Liebe, siehst müde und abgekämpft aus. Magst du dich nicht gleich ein wenig hinlegen?«
Anne sah mich dankbar an und protestierte nicht einmal.»Wenn’s dir nichts ausmacht, nehme ich das Angebot wirklich gern an!«
»Hallo, dafür bin ich gekommen. Ruh du dich erst mal aus.« Ich begleitete sie ins Wohnzimmer, das, wie erwartet, ebenfalls ein Traum war. Auf dem abgeschliffenen Parkett lag ein großer, weicher sandfarbener Teppich, auf dem sich eine gemütliche Couchlandschaft in Naturtönen befand, die
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