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Fremd flirten Roman

Fremd flirten Roman

Titel: Fremd flirten Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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als beim Miss-Wet-T-Shirt-Wettbewerb auf Malle. Doch immerhin, ich hatte den Zustand meines Kleides bemerkt, und er war mir unangenehm. Diese Tatsache wertete ich als ein gutes Zeichen dafür, dass der Regen auch meinen vom Alkohol vernebelten Verstand langsam wieder abkühlte. Ohne die Dusche von oben hätte ich das alles bestimmt vor einigen Minuten noch schreiend komisch gefunden. Apropos schreiend: So gar nicht ladylike und auf Deutsch fluchend, war Super-Margit in Richtung Clubhaus geflohen, um sich vor den Fluten in Sicherheit zu bringen, und zwar ohne Rücksicht auf Verluste: Nicht ein einziges Mal hatte siedabei nach ihrem Mann oder ihren Busenfreundinnen geschaut. Im Gegenteil, im Gedränge rammte sie sogar Ina mit ihren durchtrainierten, fast schon männlich anmutenden Armen in die Seite. Und Ina, die ebenfalls versuchte, unter das trockene Vordach des Clubhauses zu gelangen, fand sich nach Margits Rempler unsanft in einer sich gerade gebildeten Pfütze im Gras wieder.
    Kaum stand Margit im Trockenen, kommandierte sie Heiko herum, der noch immer nass wurde und trotzdem nur gemächlich in Richtung Unterstand ging. »Heiko, beweg deinen Hintern und mach, dass du ins Trockene kommst! Du trägst deinen besten Anzug! Und tritt ja nicht wieder in eine Pfütze!«
    Heiko, der geübt weghörte, ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Er kam patschnass unter dem Vordach des Clubhauses an und fragte Margit betont unschuldig: »Hast du vorhin was gesagt? Ich konnte nichts verstehen, der Regen war so laut.« Was sie zu einem genervten Schnauben veranlasste und Heiko zu einem überlegenen Lächeln, natürlich erst, als sie sich kurz wegdrehte.
    Vielleicht überlegten sich die Soziopathinnen ja noch mal, ob sie Margit wirklich als Anführerin haben wollten. Als potenzielle Kapitänin hatte sie heute zumindest total gelosed. Was sollte das denn für ein Kapitän sein, der sich vor allen anderen in Sicherheit brachte? Ich für mein Teil würde in einem von ihr befehligten Schiff von Anfang an im Rettungsboot sitzen und zur Vorsicht meine eigene Rettungsweste mitbringen.
    Anne, die Angst vor einer Erkältung hatte, hatte Vicky und Leo gepackt, die den Regen und das ausgebrochene Chaos super fanden, und war, so schnell sie konnte, in Richtung Clubhaus gegangen. Axel und ich waren ihr gefolgt.
    Am Clubhaus angelangt, lichtete sich das Gedränge, da sich fast alle anderen Besucher schon ins warme, trockene Hausgeflüchtet hatten. So durfte ich fast allein dieses wunderschöne Haus betrachten.
    Man ging durch ein großes Eingangsportal, das mit goldenen Messingschnörkeln in mehrere Rechtecke unterteilt war und im oberen Bereich in einen Rundbogen mündete. In diesem Bereich war ein altes Glasmosaik eingelassen. Die bunten Glasscheiben zeigten ein Wappen mit einem Schwert und einem Löwen. In verschlungener Schrift stand darin das Motto des Clubs zu lesen:
    Praesis ut prosis, non ut imperes.
    Steh an der Spitze, um zu dienen, nicht, um zu herrschen, lautete die ungefähre Übersetzung. Das Latinum hatte ich in der Schule gemacht, als ich noch dachte, Medizin studieren zu wollen. Doch irgendwann merkte ich dann, dass Psychologie mich viel mehr interessierte.
    Ganz schön elitär, aber was anderes hatte ich nicht erwartet. Komisch, sich vorzustellen, dass das die Welt war, in der Edward aufgewachsen war und in der er sich bewegte! Da war er mit seiner Ziggy, die einen Stammbaum an Lords und Habsburger Lippen bis zurück in die Kreidezeit nachweisen konnte, natürlich besser bedient als mit mir, einer Psychologin aus einfachem Hause. Dass ich als solche promoviert hatte, wusste er ja nicht einmal. Er kannte mich nur als einfaches Kindermädchen, und dabei würde es wohl bleiben, auch wenn wir, was die Chemie anging, geradezu füreinander geschaffen waren. Zumindest konnte ich mich nicht daran erinnern, jemals so vom Blitz getroffen worden zu sein, und wenn er nicht ein begnadeter Laienschauspieler war, ging es ihm ebenso. So viel Menschenkenntnis traute ich mir dann doch zu.
    Meine Gedanken wurden von dem tiefroten Läufer abgelenkt, der die Stufen bedeckte, die in die Halle des Clubs führten, undder so dick und weich war, dass ich am liebsten barfuß darin eingesunken wäre. Rechts und links vom Läufer erblickte man ein bestens erhaltenes Parkett im Schachbrettmuster. Die dunkleren und helleren Hölzer harmonierten perfekt zum Rot des Läufers und zu den in Creme gehaltenen Steinwänden, die von Stuckbordüren geziert

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