Fremd flirten Roman
größere Aufregungen.
Während Anne immer träger wurde, sich bevorzugt auf der Couch aufhielt und sich deshalb besonders über MellisGesellschaft freute, war Konrad, ohne dass ich es wusste, längst wieder gut bei Kräften.
So gut, dass ich ihn plötzlich dabei erwischte, wie er Melli bedrängte, und zwar auf ganz widerliche Weise!
Er hatte angenommen, allein mit ihr im Haus zu sein. Aber Vicky hatte an diesem Morgen ihre Sportsachen vergessen, sodass ich schnell wieder nach Hause zurückgelaufen war, um sie zu holen.
Konrad hatte nicht gehört, dass ich die Treppe hochgestiegen war, und so musste ich mit eigenen Augen mitansehen, wie er im Bademantel vor dem Badezimmer stand, in dem Melli sich gerade duschte, und unverfroren durchs Schlüsselloch starrte, die eine Hand an der Tür, die andere an seinem Gemächt. So schlimm schienen die Schmerzen dann doch nicht zu sein …
Für mich ging von diesem Bild eine so große Faszination des Grauens aus, dass ich zunächst nicht in der Lage war, zu reagieren oder mich zu bewegen. So wurde ich Zeuge, wie Melli wenig später, nichts ahnend und in ein großes Badetuch gewickelt, aus dem Bad kam, nur um gegen Konrad zu prallen, der sich nicht einmal die Mühe machte, seine Absichten zu überspielen. Stattdessen lächelte er sie verführerisch an und fragte süffisant:
»Na, bist du noch nass? Soll ich dich trocken rubbeln?«
Ganz Psychologe und Fachmann für junge Mädchen, deutete er Mellis völlig entsetzten Gesichtsausdruck offenbar als Begeisterung und begann, sie allen Ernstes zu befingern!
Melli schrie, so laut sie konnte, und hielt ihr Badetuch krampfhaft fest, das Konrad ihr trotz seiner kürzlich erst gebrochenen Rippen erstaunlich geschickt vom Leib zu ziehen versuchte.
»Zier dich doch nicht so! Hätte ich gar nicht gedacht, dass du es lieber auf die wilde Tour magst, so unschuldig wie du aussiehst!«, provozierte er sie.
In diesem Moment löste sich meine Karnickelstarre, und ich eilte Melli, so schnell ich konnte, zu Hilfe.
Konrad, das perfide Miststück, hatte mich bis zu diesem Augenblick noch nicht bemerkt und besaß nun, da er mich entdeckte, die Dreistigkeit, den Spieß umzudrehen. »Gut, dass du kommst, Stella!«, rief er gespielt empört. »Die Kleine hat doch tatsächlich versucht, mich anzumachen! Ich vermute einen Vaterkomplex, aber dass sie dabei sogar bereit ist, dir den Mann auszuspannen, ist doch allerhand!«
Ohne nachzudenken, rein instinktiv, boxte ich Konrad mit aller Wucht gegen seine fast verheilten, aber immer noch empfindlichen Rippen. Er krümmte sich vor Schmerzen und ging ächzend zu Boden.
»Du mieses Schwein! Du bist ja völlig krank! Hau ab und lass dich nie wieder blicken! Wann bist du eigentlich zu deiner eigenen Karikatur geworden?«
Ich erwartete nicht wirklich eine Antwort, lief in mein Zimmer, sammelte Konrads Habseligkeiten zusammen und warf sie aus dem Fenster.
Er, inzwischen wieder auf den Beinen, war mir gefolgt und sah mich fassungslos an. »Du wirst mich doch nicht wegen dieser Kleinen da rauswerfen?«
Schäumend vor Wut und mit einer Lautstärke, die Big Ben übertönen konnte, schrie ich: »Sei froh, dass ich dich nur vor die Tür setze! Ich hätte gute Lust, dir die Polizei auf den Hals zu hetzen! Jetzt sieh zu, dass du Land gewinnst!«
Konrad verstand, dass es zwecklos war, und stapfte in seinem Bademantel davon, nicht ohne Melli zuzuzischen: »Da siehst du, was du angerichtet hast!« Diese Unverfrorenheit brachte mich beinahe in Versuchung, ihn die Treppen hinunterzustoßen.
Vom Fenster aus sah ich kurz darauf zu, wie er seine Sachen,die im Garten verstreut waren, zusammenklaubte und von dannen schlich.
Melli war völlig vor den Kopf gestoßen und entschuldigte sich tausendmal bei mir. Sie glaubte wirklich, eine Mitschuld an dem unschönen Vorfall zu tragen.
»Um Gottes willen!«, erwiderte ich. » Mir tut es leid, dass du dich von diesem durchgedrehten Greis befingern lassen musstest!« Mit einem Schlag waren bei mir alle aufkeimenden Gefühle, die ich für Konrad empfunden hatte, unwiderruflich gestorben.
Melli war erleichtert, und nach dem ersten Schreck mussten wir sogar beide kichern. Die Vorstellung, wie Konrad, der angesehene Herr Professor, im Seidenbademantel durch Hampstead irrte, sein Gepäck unter dem Arm, war wirklich amüsant.
Weniger amüsant fand ich es, als Luzie, mein Spitzel an der Uni, mir am Telefon berichtete, dass Konrad bereits vor einiger Zeit von meinem Klon Franka für
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