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Fremd flirten Roman

Fremd flirten Roman

Titel: Fremd flirten Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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einen gleichaltrigen Kommilitonen verlassen worden war. Auch das hatte Konrad ja ganz anders dargestellt! Wahrscheinlich hatte er Angst bekommen, gar keine jüngere Frau mehr abzubekommen, und da war ich mit Anfang dreißig immer noch besser als seine Langzeit-Verehrerin Rita Dampf. Seine Midlife-Crisis war also alles andere als überstanden, im Gegenteil! Die blanke Panik musste ihn ergriffen haben, als seine junge Studenten-Freundin ihn in die Wüste geschickt hatte. Allmählich musste ich mich fragen, ob ich Konrad jahrelang nicht durchschaut hatte. Oder hatte er sich wirklich erst in letzter Zeit so zu seinem Nachteil verändert?
    »Wann dürfen wir endlich ins Wasser?« Vicky hüpfte aufgeregt am Strand auf und ab.
    »Wenn das Wasser von der Sonne ein wenig aufgewärmtist, das dauert noch ein paar Wochen. Kommt, wir suchen Muscheln!«, lenkte ich die beiden ab. Vicky und Leo liebten es, Muscheln zu suchen, vor allem Leo war unschlagbar im Sammeln der verschiedenen bunten Gehäuse.
    Stolz legten sie jede gefundene Muschel in ihre hellblauen Plastikeimerchen, um daheim Anne und Axel mit ihren Schätzen zu beeindrucken. In ihrem Kinderzimmer in Brighton hatten wir eine riesige leere Glasflasche aufgestellt, die so groß wie Vicky war. Darin konnten sie ihre Muscheln und getrockneten Seesterne aufbewahren.
    Während die Kinder barfuß im Sand herumtollten und vor Vergnügen quietschten, wenn eine Welle sie fast erwischte, schaute ich in den weiten Horizont und ließ mir von der Sonne das Gesicht wärmen.
    Es war seltsam, aber ich hatte hier in Brighton und auch in London das Gefühl, zu Hause, ja, angekommen zu sein. Nicht einen Moment hatte mich bisher Heimweh überkommen. Natürlich vermisste ich meine Eltern und Freunde, mit denen ich regelmäßig telefonierte, doch die würde ich jederzeit besuchen können.
    Aber irgendwie war dieses Land zu meiner neuen Heimat geworden, genau das, was ich gesucht hatte und was ich jetzt brauchte.
    Meine Wunden heilten hier besser, und inzwischen hatte ich akzeptiert, dass ich Edward erst einmal nicht würde vergessen können. Ich hatte entschieden, mir keinen Druck zu machen, sondern mir die Zeit zu nehmen, die es brauchte, um die Tatsachen anzunehmen.
    Das machte es leichter, zumindest meistens. Vergangenes Wochenende hatte ich seine Schwester Liz zufällig beim Spazierengehen getroffen. Sie hatte mich sofort wiedererkannt und stürmisch begrüßt.
    »Du musst uns unbedingt bald wieder besuchen«, sagte sie. »Du hast so gut auf Rouseham gepasst. Ich konnte richtig sehen, wie du auf dem Gut aufgeblüht bist. Den Effekt kenne ich von mir selbst. Außerdem würde Edward sich bestimmt sehr freuen!«
    Keine Ahnung, ob sie das nur so dahingesagt hatte oder ob sie mehr wusste. Auf jeden Fall beobachtete sie meine Reaktion aufmerksam.
    Freundlich nickte ich und fragte so beiläufig wie möglich: »Wie geht es ihm denn so? Ich habe ihn länger nicht gesehen. Ich nehme an, er ist sehr beschäftigt mit den anstehenden Hochzeitsvorbereitungen?«
    Liz sah mich mit einem undefinierbaren Ausdruck an. »Nein, nicht wirklich, aber seine reizende Verlobte dafür umso mehr. Edward verhält sich so teilnahmslos und gleichgültig dieser Hochzeit und den Vorbereitungen gegenüber, dass ich mich manchmal frage, ob er sich überhaupt noch daran erinnert, Chloe um ihre Hand gebeten zu haben.«
    Natürlich ließ ich mir keine Regung anmerken, aber insgeheim freute mich diese Neuigkeit. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt, auch wenn es albern war, denn nur weil Edward nicht begeistert mitentschied, ob man zu Lady Chatterton lieber die creme- oder die champagnerfarbenen Servietten eindeckte, hieß das noch lange nicht, dass er Zicky nicht mehr liebte oder daran dachte, die Hochzeit abzublasen.
    »Ja, dann richte ihm bitte schöne Grüße aus! Wir sehen uns bestimmt bald wieder, so groß ist Brighton ja nicht!«, begann ich, mich zu verabschieden, um das Thema Edward nicht weiter auszubauen. Gerade wollte ich Liz umarmen und ihr einen Abschiedskuss auf die Wange drücken, als ihr eine Idee kam.
    »Sag, hättest du nicht Lust, nächstes Wochenende mit mir auszureiten? Du magst doch Pferde so gern, und ich hab ein Pferd,das dringend Auslauf braucht. Weil meine Mutter nicht da ist, kann ich nicht alle selbst bewegen. Das wäre doch bestimmt lustig, oder?«
    Ja, sehr lustig!, dachte ich und suchte nach einer guten Ausrede.
    Liz, die ein aufgewecktes Mädchen war, schaltete sofort und deutete mein

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