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Fremd küssen. Roman

Fremd küssen. Roman

Titel: Fremd küssen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi von Wolff
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andere Polizist deutet auf die Dornenschuhe. »Haben Sie auch Probleme mit den Füßen?«, fragt er mich.
    Ich nicke. »Äh, ja«, stammle ich. »Das regt die Durchblutung an und ist gut gegen Krampfadern.« (Seit wann hat man Krampfadern an der Fußsohle?)
    Der Polizist nickt. »Eine gute Idee«, sagt er, »danke. Das muss ich meiner Frau erzählen. Sie hat so schreckliche gesundheitliche Probleme.« Der andere Polizist schaut uns so an, als ob er Bescheid wüsste, sagt aber nichts. Jedenfalls dürfen wir weiterfahren. Das wäre es noch gewesen.
     
    Pitbull, Richard, Tom und alle anderen warten in der Erichstraße. Pitbull wird immer mehr zum Wichtigtuer. Seit Wochen habe ich ihn nicht mehr ohne seinen Terminplaner gesehen, in den er sich alles, alles, alles einträgt, weil
wir
ja sonst alles vergessen. Bestimmt trägt er sich auch ein, wann er das nächste Mal in der Nase popeln wird. »In deiner Wohnung befinden sich jetzt nur noch einige sperrige Gegenstände«, klärt mich Richard auf. Sie sind mit meinem Auto hierher gefahren, es ist voll beladen mit Umzugskartons. Richard bleibt vor dem Wagen stehen und schaut mich plötzlich an. »Was ist?«, frage ich verwirrt. »O Gott, Caro!«
    Ich werde nervös. Was ist denn? Hat er vielleicht heute seinen Zur-Frau-Umoperationstermin gehabt und ihn verpasst? »Caro! Du hast BBS !«
    Was ist BBS ? Und woher will er wissen, dass ich BBS habe? Erkennt man BBS daran, dass man andere einfach nur anschaut? Hat sich mein Gesicht schon verformt? Sehe ich aus wie E.T.? Muss ich jetzt meine rechte Zeigefingerkuppe rot anmalen und traurig sagen »Nach Haus telefonieren«? Kommt dann die kleine Drew Barrymore angelaufen, sieht mich und sagt altklug: »Deformiertes Kind«?
    »Du hast BBS und ich hab es nicht gemerkt!« Richard ist außer sich. Ich bekomme schreckliche Angst.
    »Das hast du mir noch nie gesagt, Carolin. BBS .«
    Er dreht sich zu den anderen um und brüllt: »Wusstet ihr, dass Caro BBS hat?« Tom und Gero nicken. Pitbull auch.
    Das wird ja immer schöner! Ich habe eine schlimme Krankheit und alle wussten davon und haben mir nichts gesagt? »Wenn ihr gewusst habt, dass ich BBS habe, warum habt ihr es mir dann nicht erzählt?«, brülle ich böse. »Vielleicht hätte ich ja dann mal zum Arzt gehen können. Aber offensichtlich ist ja alles andere wichtiger!«
    Woraufhin eine Zehntelsekunde später alle gekrümmt vor mir stehen und kreischen vor Lachen. Iris und Ruth laufen die Tränen herunter. »Ach Caro«, sagt Ruth, von Lachkrämpfen geschüttelt. » BBS ist keine Krankheit. Das sind Autofelgen.«
    Am besten, Sie lesen diesen Absatz gar nicht erst. Überspringen Sie ihn bitte rückwirkend.
    Unglücklicherweise muss ich an diesem Abend dauernd an Marius denken. Weiß auch nicht, warum. Wie ich ihn hasse. Und ich werde nie, nie wieder Sex haben. Am besten bastle ich einen Clown aus meinem Vaginalbereich. Damit der Vaginalbereich was zu lachen hat.
    Witzig, Caro, superwitzig.
     
    Wir fahren alle erst in die Videothek und dann zu mir in die Wohnung, die bald keine mehr ist (Gott, ist das ungemütlich hier), und Gero kocht. Natürlich kalorienarm. Es gibt Kartoffelgratin in Lauch-Sahne-Soße und dazu Hackfleischbällchen. Ich liebe Hackfleischbällchen und ich liebe Kartoffelgratin. Ich liebe es aber auch, Größe 38 tragen zu können. Da das aber so schnell nicht möglich ist, entscheide ich mich für die Hackfleischbällchen und stopfe mich so damit voll, dass ich danach selbst wie eins aussehe.
    Wir schauen »Message in a bottle«, diesen herrlichen Liebesfilm mit Kevin Costner, obwohl Pitbull in der Videothek lautstark dagegen protestiert hat. Wir konnten ihn damit besänftigen, dass wir ja auch »Alien 4 « und »Matrix« ausleihen würden.
    Bei mir ist es immer so, dass ich, egal, wie oft ich einen Film sehe, immer wieder heulen muss. Das Schlimme ist, dass ich, wenn ich den Film dann kenne, schon
vor
den entscheidenden Szenen anfangen muss zu heulen, was den anderen gegenüber natürlich unfair ist, denn dann wissen die ja, dass jetzt was Schreckliches kommt. Ich kann es aber leider nicht ändern.
    Gott, diese Schlussszene. Kevin Costner ertrinkt im Meer, weil er andere Leute, die mit einem Boot gekentert sind, retten wollte (wäre Herr Dunkel auf dem Boot gewesen, hätte ich Kevin Costner nicht den Lebensretter spielen lassen). Und sie findet dann bei ihm diesen Brief an seine verstorbene Frau, in dem er schreibt, dass er nun ein neues Leben beginnt und dass er

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