Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fremd küssen. Roman

Fremd küssen. Roman

Titel: Fremd küssen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi von Wolff
Vom Netzwerk:
hofft, das sei ihr recht. Entsetzlich. Dann diese Musik. Diese Musik. Ich könnte wahnsinnig werden. Er hat sie geliebt, geliebt. Das wird mir nie passieren. Weil mich niemand liebt, außer Transvestiten, Schwulen und Leuten, denen ich im Vorbeilaufen Fünfhunderteuroscheine in die Hand drücke. Wenn ich Glück habe, wünschen sie mir dann noch einen guten Tag.
    Relativ spät am Abend klingelt es an der Haustür. Da ich, wenn ich alleine bin, überhaupt nicht mehr aufmache, aus Angst, es könnte Marius sein, der mir wieder sagen will, dass es nicht das ist, wonach es aussieht, ignoriere ich das Klingeln einfach, bis Gero schließlich zur Tür geht. Es ist Mausi, die Naddel und Arabrab im Schlepptau hat und uns geilcoole Neuigkeiten mitteilen will. »O Mann, Caro, äääääääächt«, sabbelt sie los und benutzt ihren rechten Mittelfingernagel als Gabel, um sich ein Fleischbällchen zu nehmen.
    »Du hast uns ja gar nicht erzählt, dass du voll extrem geil beim Radio arbeitest!!!«
    Woher weiß sie das denn?
    »Na, wir haben mal bei so einem Gewinnspiel mitgemacht und da so einen Besuch beim Sender gewonnen und das war heute. Da hing so ein geilcooles Bild von dir und da hab ich den einen mit der roten Nase und den langen Haaren gefragt: ›Is das ääääääächt Caro?‹, und er sagt: ›Ja, die arbeitet hier, woher kennsten du die?‹ Und du, Caro, der war ja total komplett baff, als ich gesagt hab, dass ich dich bei der Zoe kennen gelernt hab und wir schon zusammen beim ›Schorsch‹ waren und dass ich megamäßig bald bei dir in dem Swingerclub arbeite!«
    Mir wird schwarz vor Augen. Zum Glück steht Pitbull neben mir und hält mich am Arm fest.
    »Das … das hast du nicht wirklich gesagt, Mausi, oder?«, frage ich entsetzt.
    »Eh, Mann, eh, was issen daran schlimm, einen Swingerclub zu haben, Caro?« Mausi glotzt mich groß an. Ich hasse sie. Sie muss sterben. Ich gehe drohend auf sie zu. Mausi weicht erschrocken zurück und hebt entschuldigend die Hände. Ihre Fingernägel berühren dabei die Decke. Gleich mache ich das Licht an und postiere Mausi so, dass sie in ein frei liegendes Stromkabel fasst, das traurig von der Decke hängt. Weil ich ja bald umziehe. In meinen Swingerclub. Nein, erst zu Pitbull. Oder zu Richard. Meine Nerven gehen mit mir durch und ich schreie: »Sag mal, Mausi, spinnst du oder was? Wie kannst du an meinem Arbeitsplatz erzählen, dass ich einen Swingerclub habe. Die wissen von nichts, von gar nichts, ich wollte das denen schonend beibringen, aber DANKE , dass du das für mich erledigt hast. Wenn alles gut gelaufen ist, bin ich am Montag arbeitslos. Danke, Mausi, danke!«
    Am liebsten würde ich ihr an die Gurgel gehen, habe aber Angst, dass ich mich in ihren Fingernägeln verheddere und wir dann enden wie Rothirsche, deren Geweihe sich während eines Kampfes auf ewig ineinander verkeilt haben und die dann zusammen sterben müssen, weil die Geweihe so unglücklich verheddert sind, dass sie noch nicht mal mehr äsen können.
    Mausi verzieht das Gesicht weinerlich. »O Caro, o Caro«, sagt sie, »das hab ich doch nicht gewollt, dass du Ärger kriegst! Ääääääächt!«
    Was soll ich jetzt nur tun, was?
    »Was genau hast du denn erzählt?«, will Gero wissen.
    »Na ja, alles!«, sagt Mausi, während Krokodilstränen über ihr Rouge laufen.
    »Auch, was wir da alles so an Einrichtung haben?«, bohrt Gero nach. »Na ja, alles!«, sagt Mausi wieder. Die mit Rouge vermischten Tränen tropfen auf ihr geilcooles Stretchtop. Es sieht aus, als ob sie blutet. Leider, leider sieht es nur so aus.
     
    Ich muss mich setzen und atmen. Und was trinken. Wir bilden einen Krisenstab. Wenn mein Kollege Peter (nur er hat eine rote Nase und lange Haare und denkt, das sähe auch noch sexy aus) das weitererzählt, bevor ich es erzählt habe, muss ich mich warm anziehen. Jeder weiß, wie das zugeht im Job, weiß es einer, wissen es alle. Und Peter traue ich alles zu.
    Pitbull schlägt vor, ihn einfach anzurufen. »Du musst jetzt mit offenen Karten spielen«, sagt er. »Ran an den Speck! Stell dich dem Feind!«
    Nervös suche ich die Mitarbeiterliste. Zum Glück hat Frau Eichner sie nicht a) weggeworfen oder b) als Verpackung für mein Meißener Porzellan benutzt. Letzteres wäre eigentlich besser gewesen, dann hätte ich es wenigstens noch. Während ich Peters Nummer wähle, sitzen alle um mich herum und starren mich an.
    »Sag mal, wer war das denn da heute?«, fragt mich Peter lechzend.
    »Was hat die

Weitere Kostenlose Bücher