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Fremd küssen. Roman

Fremd küssen. Roman

Titel: Fremd küssen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi von Wolff
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Gero! Gero! Jaaaaaa.
    »Du bist ohnmächtig geworden?«, fragt er. »Das war ja noch nie da. Bist du schwanger?« Ich versichere ihm das Gegenteil. »Na ja«, meint er. »Ich will ja nicht unhöflich sein, aber abgenommen hast du nicht gerade in der letzten Zeit. Neulich hab ich dich umarmt, da dachte ich, du hättest so einen Hüftgürtel um, den man beim Radfahren benutzt, um Sachen darin aufzubewahren. Aber dann – Carolin, es war Speck! Ich meine, es passt schon zu dir. Versteh mich jetzt nicht falsch. Kann natürlich auch sein, dass du die Tüte mit deinen Fleischeinkäufen zu hoch gehalten hast … « (Ich amputiere mir sofort einen Arm, um weniger Gewicht auf die Waage zu bringen.) »Swingerclub? Du? Mit einem rechtsradikalen Monster, das nicht davor zurückschreckt, Autos
so
zu zertrümmern, dass sie in Kulturbeutel passen,
nur
weil sie im Parkverbot stehen??? Du warst ›Beim Schorsch‹? WAS ? Nutten linken Freier? Brüderschaft? HÄ ? Bleib ganz ruhig, mein Schatz. Tom ist gerade hier. Wir kommen und helfen!!!«
     
    Gero und Tom kommen und bringen Wein mit. Und Prosecco. Und von beidem ganz viel! »Nun mal los!«, befiehlt Gero. »Sofort erzählst du alles! Ach, hallo Richard. Ich hab dir was mitgebracht! Schau!« Er zieht einen BH und Strapse aus seiner Tasche. Richard wird knallrot vor Freude. »Hab ich im Schrank gefunden, sind noch von Fasching«, sagt Gero. Ich finde das ganz rührend von ihm. Hatte ihm natürlich am Telefon sofort erzählt, dass Richard jetzt eine Transe ist. Richard meint, dass er die Sachen bei der nächsten Transen-Outing-Party tragen wird. Die ist nächstes Wochenende. Er ist schon ganz nervös deswegen. Er fragt mich, ob er sich in meinem Schlafzimmer mal umziehen kann, um zu sehen, ob auch alles passt. Ich habe nichts dagegen. Ich hätte auch nichts dagegen, wenn er mit anderen Transen Sex in meinem Schlafzimmer hätte. A ist es knatschrosa und b wäre dann wenigstens mal was los in meinem Schlafzimmer.
    Kaum ist Richard draußen, setzt Gero sich kerzengerade hin. »Los!« Als ich fertig bin, schüttelt er nur den Kopf. »Also – ich rekapituliere«, meint er, während er sich noch einen Wein eingießt. »Du willst mit diesem Mann, mit diesem Tier, mit diesem Jenseitsvongutundböse-Kerl morgen tatsächlich zur Bank gehen und fragen, ob die dir einen Kredit für einen Swingerclub geben? Zusammen mit einem Kampfhund, der Dead or alive heißt? Nachdem du ihn EINMAL gesehen hast und eine Nacht mit ihm in einer Kneipe durchgemacht hast, um die alle, ich wiederhole, ALLE aus unserem Bekanntenkreis einen so großen Bogen machen, dass sie lieber über Hannover fahren oder laufen würden, um nur nicht in der Nähe dieser Spelunke auch nur GESEHEN zu werden? Du möchtest also deine Abende und Wochenenden damit verbringen, notgeilen Menschen beim Vögeln zuzuschauen, während du selbst hinter dem Tresen stehst und süffisant fragst, ob es noch steht in der Hose oder was? Also wirklich, Carolin. Was ist denn mit dir los?«
    Langsam werde ich trotzig. Gerade Gero. Mein Gero, den ich schon aus den unmöglichsten Situationen gerettet habe, gerade der. »Na und?«, pampe ich ihn an. »Du musst auch mal an das Finanzielle denken! So ein Swingerclub boomt bestimmt. Die Presse kommt, man wird bekannt, wir kommen ins Fernsehen. Und irgendwann sind Swingerclubs so etabliert, dass ich zusammen mit Alfred Biolek bei ›alfredissimo‹ in der Küche stehe und eine Vichysoisse koche oder Kalbsbraten mit Gorgonzola-Kräuter-Kruste. Der Alfred Biolek hat bestimmt Verständnis für uns. Er ist schließlich auch schwul.«
    »Na gut«, meint Gero. »Geh zur Bank. Meinen Segen hast du. Wenn du unbedingt so was machen möchtest, bitte. Ich lieb dich trotzdem mein Leben lang, du alte Schnecke.« Na also!
     
    Richard kommt umgezogen zurück. Bitte nichts sagen. Er hat die Strapse an (Strümpfe von mir, Kleiderschrank, unterste Schublade rechts) und den BH , tänzelt vor uns auf und ab und fragt: »Bin ich sexy?« Seine Albinoaugen leuchten dabei. Wir nicken alle drei. Richard setzt sich hin und ist der Meinung, dass er seine Beine erotisch übereinander schlägt, dabei sieht es aus, als ob eine Krake versucht, mit ihren überflüssigen Fangarmen fertig zu werden. Ist das mein Christian-Dior-Lack, den er sich gerade auf die Nägel kleistert (Flasche zu 27 , 50 Euro)? Klar, wessen denn sonst? »Was soll denn in eurem Swingerclub so alles passieren?«, fragt Tom plötzlich. Ich erschrecke. Seit Gero und er da

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