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Fremd küssen. Roman

Fremd küssen. Roman

Titel: Fremd küssen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi von Wolff
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samtbezogene, mottenzerfressene Kleiderbügel. Pitbull rennt von Zimmer zu Zimmer, plant, reißt in Gedanken schon Wände ein und renoviert.
    Wo ist eigentlich der Herr Parusel? Ach, da kommt er ja. Er entschuldigt sich mal wieder.
     
    Als wir mit der Besichtigung fertig sind, setzen wir uns zusammen mit Herrn Parusel in den Schankraum an einen wackeligen Holztisch und besprechen das »Geschäftliche«. Pitbull entpuppt sich mal wieder als cleveres Kerlchen, das an alles gedacht hat. So mir nichts, dir nichts würde er das Ding hier schon mal gar nicht mieten bzw. pachten, fängt er das Gespräch an. Herr Parusel entschuldigt sich unterdessen für den wackeligen Tisch. Pitbull rechnet Herrn Parusel vor, was das alles kosten wird, was alles investiert werden muss allein schon für das Legen neuer Stromleitungen. Die alten Kabel wären ja lebensgefährlich. Pitbull verlangt von Herrn Parusel, dass er drei Viertel der Renovierungskosten übernimmt, und bietet ihm dafür an, einen Pachtvertrag von fünf Jahren abzuschließen. Das heißt, dass Herr Parusel dann seine Kosten wieder drin hat. Als monatliche Pacht stellt sich Pitbull eine Summe von zweitausend Euro vor. Zweitausend Euro??? Ist er verrückt??? Woher sollen wir denn zweitausend Euro nehmen jeden Monat??? Wenn der Laden nicht läuft, wenn alles den Bach runtergeht, dann stehen wir da und haben nichts zu essen und zu trinken. WIR WERDEN ZUGRUNDE
    GEHEN ! ZWEITAUSEND EURO !!!
    »Zweitausend Euro!!!«, ruft Herr Parusel.
    Pitbull nickt.
    Ich schreie noch lauter als Herr Parusel: »Zweitausend Euro!!!!« »Schon gut, schon gut!« Herr Parusel streichelt mir beschwichtigend über den Arm. »Ich verpachte es Ihnen dann für eintausendfünfhundert pro Monat!«
    Das ist mir immer noch zu viel und ich öffne den Mund, weil ich etwas sagen will, aber im nächsten Moment schreie ich auf, weil Pitbull mir mit voller Wucht gegen das Schienbein tritt. Mir schießen die Tränen in die Augen, aber ich bin erst mal still.
    Pitbull holt eine Art Vorvertrag aus der Tasche, den Herr Parusel sich durchliest und dann unterschreibt, danach unterschreibt Pitbull und schiebt mir den Vertrag zu. Mir ist mittlerweile alles egal, und ich unterschreibe einfach. Wer weiß, was ich da jetzt gerade unterschrieben habe. Schlimmer kann es nicht kommen. Der Stift schreibt kaum noch. Herr Parusel entschuldigt sich dafür. Wir verabreden dann einen Termin für die kommende Woche, um alles Weitere schriftlich zu fixieren, und Pitbull verspricht Herrn Parusel, sich um einen Kostenvoranschlag für die Renovierung zu kümmern. Herr Parusel händigt uns schon mal einen Satz Schlüssel aus.
     
    Endlich wieder an der frischen Luft. Herr Parusel fährt von dannen und Pitbull und ich bleiben noch einen Moment stehen. Ich bin so sauer auf Pitbull, mein Bein tut weh und ich finde es einfach unverschämt, wie er mich behandelt hat.
    Pitbull lacht laut auf, als Herr Parusel um die Ecke gefahren ist. »Heissajuchhe!«, ruft er. »Zum Glück hast du das mit den zweitausend Euro gesagt! Warum hast du denn nicht auch › WAAAS , EINTAU - SENDFÜNFHUNDERT ‹ gebrüllt, dann hätten wir die Bude jetzt für tausend Steine. Aber gut gemacht, gut gemacht.«
    »Warum hast du mich denn getreten?«, frage ich wütend.
    »Weil ich dachte, dass du dich dann noch ein bisschen mehr aufregst. Der hätte sich zum Schluss noch dafür entschuldigt, dass er uns überhaupt Geld abnimmt.« Ach so.
    »Aber ich finde tausendfünfhundert Euro im Monat ist viel zu viel!«, beschwere ich mich. »Stell dir nur mal vor, es kommen keine Gäste und so, dann stehen wir da!«
    Pitbull rollt mit den Augen. »Ich kann dir mal zeigen, was du normalerweise an Pacht für so ’nen Schuppen bezahlst!«, argumentiert er. »Für einen Puff in der Lage zahlt der Lolli in Frankfurt viertausend Steine.«
    Mag sein, aber wir sind hier nicht in Frankfurt, sondern in Watzelborn, und ich will auch gar nicht wissen, wer der Lolli ist (es gibt sowieso nur drei Möglichkeiten: 1 . Mord, 2 . schwerer bewaffneter Raubüberfall mit Todesfolge, 3 . Entführung eines Politikers mit Erpressung und anschließender Geiseltötung).
     
    Pitbull ruft Pinki an und bedankt sich! Pinki meint, keine Ursache, und freut sich mit Pitbull. Pitbull fragt mich, ob ich Lust habe, mit zu ihm zu kommen und einen zu trinken, wir könnten auch gerne noch die anderen anrufen (damit meint er wohl Gero, Tom und Richard). Aber ich habe heute keine Lust auf Schlangen und schlage deswegen

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