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Fremd küssen. Roman

Fremd küssen. Roman

Titel: Fremd küssen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi von Wolff
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vor, dass wir zu mir gehen. Ist Pitbull auch recht. Ich rufe die anderen an und wir verabreden uns für um acht bei mir.
     
    Richard hört uns schon im Hausflur und öffnet seine Wohnungstür. Sofort will er alles erzählt haben. Als er den Nebensatz »und es gibt unglaublich viel zu renovieren« hört, strahlen seine Augen. Gleich morgen früh möchte er eine Ortsbesichtigung machen und
    daraufhin sofort zum Baumarkt fahren.
    Pitbull meint »Erst mal langsam mit den jungen Pferden« und klopft Richard beruhigend auf die Schulter.
    Gero und Tom kommen und später auch Pinki und Iris (heute sind die Geschäfte nicht sooo gut gelaufen … ). Ich verspreche Tom, mit ihm morgen Abend zu dieser komischen SM -FetischParty zu gehen, habe aber kein passendes Outfit, wie es in diesen Kreisen heißt, parat. Aber zum Glück gibt es Iris! Sie weiß sofort Rat. »Ich rufe Ruth an, die arbeitet als Domina. Die hat was Passendes für dich, garantiert!« Ich werfe ein, dass ich doch eigentlich ganz normal gehen könnte oder herrscht da Kleiderzwang? »Aber hallo«, meint Tom. Ob ich glauben würde, die ließen mich da mit Jeans und T-Shirt rein? Ja, woher soll ich das denn wissen? Sofort beginnt eine Diskussion von wegen jeder kann so kommen, wie er will, wer denn hier Kleidungszwang bestimmen würde und so weiter.
     
    Zwischendurch bestellen wir was vom Chinesen. Für mich bitte nur die Fastenspeise der Buddhisten. Ist nur Gemüse, kein Fleisch, kein Fett. »Und so was macht satt?«, fragt Iris. »Man muss sich auch mal beherrschen können!«, sage ich selbstbewusst. »Ihr werdet euch gleich den Magen mit Schweinefleisch in Erdnusssoße (Gott, wie gerne würde ich das jetzt essen, ich schwöre, ich würde den Teller noch sauber lecken) oder Rindfleisch süß-sauer voll stopfen und euch danach fühlen wie gemästete Kälber, während ich kein Völlegefühl (wie ich dieses Völlegefühl liebe) im Bauch habe und noch dazu in der Lage bin, 100 Liegestütze zu machen oder 80 -mal um den Block zu joggen.« Gero fragt, warum ich denn in der Lage sein will, joggen zu gehen, das hätte ich doch noch nie gemacht. Er hat ja Recht. Trotzdem. Ich will die Fastenspeise der Buddhisten. Das hört sich so hammerhaft gesund an. Alle anderen bestellen sich gemischte Thaiplatten oder Bami Goreng oder Ente süß-sauer oder Hühnerfleisch mit einer Extraportion Mandeln. Ich hasse sie dafür, bleibe aber standhaft.
     
    Die Fastenspeise der Buddhisten ist mickriger, als ich sie mir vorgestellt habe. Außer ein paar verwahrlosten Mohrrübenstückchen sind noch Bambussprossen in Brühe zu finden, und ein Broccoliröschen dümpelt vor sich hin. Der Geruch der anderen Gerichte macht mich aggressiv. Heimlich gehe ich in die Küche und öffne eine Dose Ravioli. Den Inhalt löffle ich gierig in mich rein. Mir ist es ganz egal, dass die Ravioli kalt sind. Richard kommt mit den Resten der anderen. Sofort reiße ich ihm alles aus der Hand und schabe mit einem Löffel die Reste aus den Aluschalen. Bald brauche ich eine eigene Postleitzahl. Es klingelt. Das ist sicher diese Domina Ruth (meine Güte, wenn mir vor ein paar Wochen jemand gesagt hätte, dass ich bald die komplette Unterwelt des Rhein-Main-Kreises in meiner Wohnung haben werde, ich hätte ihm einen Vogel gezeigt).
     
    Ruth und Iris begrüßen sich mit Küsschen. Ruth hat einen ganzen Koffer voll mit Outfits dabei. Lack, Leder, Latex, Gummi. Alles, alles, alles da. Sie hat sogar Peitschen dabei und alles Mögliche andere auch. Tom wird ganz nervös, als er die Utensilien sieht. Das wiederum macht Gero sauer, hat Tom doch gesagt, er stünde nicht mehr auf SM . Ich muss alles Mögliche anprobieren und die anderen (nicht ich) sagen, dass mir die enge Ledercorsage und die hohen Stiefel, die lustigerweise auch noch meine Schuhgröße haben, am besten stehen. Ich komme mir wirklich richtig dünn vor in dieser Corsage, Ruth schnürt sie so eng, dass ich quasi eine Wespentaille habe.
    »Hm«, meint Ruth. »Die Frage ist jetzt, ob du als Sub oder als Dom gehen willst. Wenn du als Sub gehen willst, dann ziehst du dieses Halsband hier an.« Sie holt eines aus ihrem Outfit-Koffer. Leder, chic, mit Nieten und einem Ring. Daran kann man dann die Leine befestigen. Die hat Ruth natürlich auch dabei. Ich will aber kein Halsband anziehen. Die anderen sagen, ich sollte es doch wenigstens mal umlegen, sie wollten sehen, wie ich damit aussehe. Also ziehe ich dieses Halsband an. Pitbull steht auf und befestigt die Leine

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