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Fremd küssen. Roman

Fremd küssen. Roman

Titel: Fremd küssen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi von Wolff
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verpassen lässt. Was sollte ich denn machen? Ich stand ja auch nicht die ganze Zeit dabei!«
    »Nicht die ganze Zeit dabei, nicht die ganze Zeit dabei!«, äfft Gero mich nach. »Weißt du, dich kann man echt nicht unbeaufsichtigt irgendwohin gehen lassen. Es endet immer in einer Katastrophe! Ich überlege mir ernsthaft, ob ich das noch länger mitmachen will! Du hast seelenruhig zugeschaut, wie dem Mann, den ich liebe, der ARSCH verunstaltet wurde!« Jetzt wird er theatralisch. Das kenne ich schon. Jetzt kommen noch ein paar Vorwürfe, dann schreit er noch ein bisschen und dann wird er den Hörer aufknallen. Schon hundertmal erlebt. »Du bist so gemein!!!« (Jaja.) »Wie konntest du mir das antun?« (Blabla. Nichts sagen, sonst dauert es nur noch länger … ) Jetzt wird gleich die Stimme brüchig:
    »Ah ah ah … d … du … oh oh oh … böse, fies bist d … d … uuu … uuhuu!!!«
    Wenn ich nicht gleich gehe, lohnt sich der Bummel auch nicht mehr. Ich sage bestimmt: »Nun hör mir mal zu, Gero! Ich bin weder das Kindermädchen von Tom, noch bin ich von dir als Aufpasserin engagiert worden. Also was soll der Quatsch jetzt?«
    »Aber du bist doch meine Freundin! Ich dachte, ich könnte mich auf dich verlassen! Und jetzt so was. Das geht nie mehr weg!« Er kreischt: »Ich kündige dir hiermit die Freundschaft! Such dir jemand anderen, der mit dir ›Titanic‹ schaut oder den du nachts anrufst, wenn du mal wieder der Meinung bist, nie mehr in deinem Leben einen Kerl abzukriegen! Und bei der Renovierung von eurem doofen Swingerclub helfe ich dir auch nicht! So! Das war’s!!!«
    Ich brülle zurück: »Bitte! Bitte! Ist vielleicht besser so! Dann such DU dir aber auch jemand anderen, der morgens bei Höbau-Müller anruft und dich krankmeldet! Und finde du noch mal jemanden, der es akzeptiert, dass dein Freund, der ein ehemaliger Sklave ist, Cola light aus seiner Obstschale schlabbert! Und für unseren Swingerclub brauchen wir dich erst recht nicht. Es ist kein Raum für schwule Spinner geplant. So toll bist du auch nicht, du alte Schwuchtel!«
    Wir knallen gleichzeitig die Telefonhörer auf. Jemand räuspert sich. Ich schaue hoch. Ist Zladko. Er sagt: »Ui. Ganz schön zickig heute. Ich glaub, wenn du nicht bald mal wieder bumst, muss man bei dir unten mit der Drahtbürste ran.«
    Ich werfe einen Locher nach ihm, aber weil er schnell genug die Tür schließt, befindet sich dort jetzt eine Delle.
     
    In der Stadt ist die Hölle los. Ich möchte mir gerne neue Schuhe und eine neue Jeans kaufen. Bei ONE -Jeans versuche ich, mit einer Verkäuferin ins Gespräch zu kommen. Da sie aber mit ihrer Kollegin eine Besprechung über das vergangene Wochenende hat, ist mein Unterfangen sinnlos. Also schaue ich mich selber um, muss dabei aber notgedrungen das Gespräch mitverfolgen und erfahre so, dass der Gunnar die Elke rausgeschmissen hat und die Elke die Veronique jetzt fragt, ob sie eine Zeit lang bei ihr wohnen könne. Die Veronique hat nichts dagegen und sagt zur Elke, der Gunnar wär eh ein Arsch und hätte sie ständig betrogen. Sogar mit ihr, der Veronique. Mir stockt der Atem. Ich weiß, was jetzt kommt. Elke ist für ein paar Sekunden still. Dann stürzt sie sich auf ihre Kollegin. Ein Handgemenge beginnt. Nichts wie raus hier, aber schnell …
    Habe die Lust am Klamottenkauf verloren. Ob ich ein Stück Diät-Obstkuchen in diesem Café da essen kann? Nein. Der Spiegel, an dem ich gerade vorbeigehe, verbietet es mir, daran auch nur zu denken. Kohlenhydrate, Fett, alles überflüssig. Meine Oma hat immer gesagt: »Zwei Minuten im Mund, zwei Wochen auf den Rippen.« Andererseits sieht mich meine Oma ja nicht. Und ein Stück Obstkuchen hat nicht soooo viele Kalorien. Außerdem ist Obst gesund. Ich könnte mir natürlich einen Apfel kaufen. Ist aber langweilig. Mein Handy klingelt. Es ist die Videoproduktion »NewStyle«. Ob alles klargeht mit der Synchronisation ab 19 Uhr. Huch. Das habe ich ja total verschwitzt. Ich tue aber so, als wäre ich auf dem Laufenden, und behaupte, ich wäre schon unterwegs. Schnell ein Taxi suchen. Ich habe Glück. Der Fahrer lenkt den Wagen an der Boutique vorbei, in der ich eben noch war. Aus den Schaufenstern schlagen Flammen.
     
    Zum Glück habe ich mir die Adresse von »NewStyle« gemerkt und komme auch noch pünktlich an, was sonst bei mir eher selten der Fall ist. Der Herr Steiger ist jovial wie immer und fragt, ob ich was trinken möchte. Es könne auch gleich losgehen. Die

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