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Fremd küssen. Roman

Fremd küssen. Roman

Titel: Fremd küssen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi von Wolff
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zu glauben, was ich da höre. Bestimmt hat die Aufschnittwurst mit den lachenden Gesichtern als Mund einen Stierhoden. Oder eine Marlboro light.
    »Das Schlimmste kommt aber jetzt«, ruft Mausi. »Hackfleisch!« Meint sie Hackfleisch? Also Fleisch, das zerkleinert wurde, bevor man es mit Zwiebeln anbrät und dann zu Nudeln isst? »Du isst Hackfleisch bestimmt gern zu Nudeln!!!«, brüllt Mausi, während ihre Fingernägel so lang wie ein Feuerwehrschlauch werden. »Weißt du, was in diesem geilcoolen Hackfleisch alles drin ist? Weißt du es ääääächt?«
    Wahrscheinlich Teile von ihren Nägeln oder das linke Bein einer Bisamratte, die im Schlachthof auf Nahrungssuche gewesen ist.
    »Hackfleisch ist voll von toten Maden. Wer Hackfleisch isst, kann sich einsargen lassen. Glaub bloß den Verkäuferinnen nicht, die dir erzählen, es wäre gerade eben frisch durchgedreht worden. BLOSS NICHT !!! Das liegt tagelang rum und wird grün und lauter Salmonellen oder so sind drin.«
    Ich werde Veganerin. Ab morgen werde ich Leute steinigen, die Honig essen oder Gürtel aus Leder tragen und sich darüber Gedanken machen, ob sie Fleisch auch nur anschauen. Ich werde durch die Fußgängerzonen rennen, um Flugblätter zu verteilen. Ich werde nie wieder Fleisch essen. Das ist ja so was von eklig. Wer weiß, vielleicht befinden sich in meinem Körper schon Haken-, Spul- oder Bandwürmer. Wahrscheinlich habe ich gar keinen Darm mehr, sondern es sind Lebewesen, die manchmal knurren, weil sie hungrig sind. Gute Güte. Das ist ja schrecklich. Ich weiß nicht, ob es wirklich sinnvoll ist, Mausi bei uns arbeiten zu lassen. Wenn sie abends die Fleischstorys erzählt, haben wir ruck, zuck keine Gäste mehr. Ich bitte sie trotzdem, mir ihre Telefonnummer zu geben. Sie freut sich.
    Weil ich schon mal hier bin, lege ich mich eben schnell unter die »Black Power schwarz« mit der Bingo-Taste. Herrlich, die Wärme. Da kann man so schön entspannen. Auf dem Heimweg verspreche ich mir, ein wirklich ruhiges Wochenende zu verbringen.
     
    Kaum schließe ich die Wohnungstür auf, klingelt das Telefon. Es ist Alex. Ach du Schreck, das hatte ich ja total vergessen. Ich soll ja bis morgen auf Marwin und Tessa aufpassen.
    Ich tue so, als hätte ich es nicht vergessen, und so kommt Alex mit den beiden Monstern gegen zwölf vorbei. Sie hat Taschen für acht Jahre dabei und ermahnt mich ununterbrochen. »Tessa kann nur einschlafen, wenn sie Bibi Blocksberg hört, und Marwins Kuscheltier ist hier und nur eine halbe Stunde fernsehen lassen, und hier ist frisches Obst und hier Marwins Lieblingsschokolade und hier ist Tessas Decke und, und, und … «
    Tessa und Marwin schreien wie am Spieß, als Alex sich verabschiedet. Sie sagt zu mir, das ginge gleich vorbei, küsst ihre heulenden Kinder und schlägt die Tür hinter sich zu.
    Nach einer Viertelstunde haben die beiden immer noch nicht aufgehört zu brüllen.
    Nach einer Dreiviertelstunde bin ich mit meinen Nerven am Ende. Was soll ich bloß mit ihnen machen?
    Gero ruft an und fragt, was denn bei mir los wäre. Ich schildere ihm die Situation.
    »He!«, ruft er. »Ich komm mit Tom vorbei. Wir fahren in irgendeinen Freizeitpark. In einer halben Stunde sind wir da. Das wird lustig.« Ich schreie: »Okay, bis gleich!« und bin ein wenig beruhigt.
    Beide Kinder hängen an mir und fragen brüllend, mit wem ich telefoniert habe. Ich sage, dass wir gleich mit zwei netten Onkels was ganz Tolles unternehmen. »Aber nur, wenn ihr ruhig seid!« Schlagartige Stille.
    Ich bin so froh, als Gero und Tom endlich da sind. »Auf ins Holidayland«, ruft Tom und wirbelt Marwin wie ein Irrwisch herum. »Wir zwei fahren gleich mit der Wildwasserbahn!!!«
    Marwin strahlt.
    Wir fahren mit Toms Auto. Es ist herrliches Wetter und weil Tom ein Cabriolet hat, fahren wir offen und singen das Benjamin-Blümchen-Lied. An einer Ampel schauen uns Fußgänger an, als hätten wir einen Riss in der Schüssel.
    »Wer will Popcorn, wer will Zuckerwatte, wer will einen Hamburger mit Pommes?«, ruft Gero. Wir schreien alle: »Ich, ich!!!« und stopfen uns bis oben hin voll.
     
    Die Wildwasserbahn sieht gefährlich aus. Hundert Meter hoch und dann geht’s mit einem Affenzahn in die Tiefe. Wir quetschen uns zu fünft in ein Kanu rein und dann geht’s los. Ächzend quält sich die Bahn nach oben. Die Räder an den Schienen knarren laut. Noch einen Meter, dann haben wir es geschafft. Ich mit meiner Höhenangst traue mich gar nicht, nach unten zu

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