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Fremde Blicke

Fremde Blicke

Titel: Fremde Blicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fossum
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normales Auto?« fragte Sejer geduldig. »Wie meinst du das?«
    »Kein Lastwagen und kein Kastenwagen oder so. Ein normales Auto.«
    »Ach so. Ein normaler Personenwagen. Kennst du dich mit Automarken aus?«
    »Nicht sehr gut.«
    »Was hat dein Vater für einen Wagen?«
    »Hiace«, sagte Raymond stolz.
    »Siehst du den Streifenwagen draußen? Kannst du sehen, was das für ein Wagen ist?«
    »Das? Das hast du doch gerade gesagt. Das ist ein Streifenwagen.« Raymond wand sich in seinem Sessel und sah plötzlich genervt aus.
    »Aber die Farbe, Raymond. Hast du die Farbe gesehen?«
    Raymond gab sich noch einmal große Mühe, schüttelte dann aber resigniert den Kopf. »Das hat so schrecklich gestaubt. Konnte keine Farbe sehen«, murmelte er.
    »Aber du kannst vielleicht sagen, ob der Wagen hell oder dunkel war?«
    Sejer gab noch nicht auf. Skarre schrieb noch immer. Der lockere Tonfall seines Chefs wunderte ihn. Normalerweise war Sejer schroffer.
    »Vielleicht irgendwo dazwischen. Braun oder grau oder grün. Eine schmutzige Farbe. Es hat so schrecklich gestaubt. Fragt doch Ragnhild, die hat ihn auch gesehen.«
    »Das haben wir schon gemacht. Sie meint auch, daß das Auto grau oder vielleicht grün war. Aber sie konnte uns nicht sagen, ob es ein neues schönes oder ein altes häßliches Auto war.«
    »Nicht alt und häßlich«, erklärte Raymond entschieden. »Eher mitten dazwischen.«
    »Aha. Alles klar.«
    »Und auf dem Dach war was«, fügte Raymond plötzlich hinzu.
    »Ach? Was denn?« »Ein langer Kasten. Flach und schwarz.«
    »Ein Skibehälter vielleicht?« schlug Skarre vor.
    Raymond zögerte. »Ja, vielleicht ein Skibehälter.«
    Skarre lächelte und notierte, er war einfach hingerissen von Raymonds Eifer.
    »Gut beobachtet, Raymond. Hast du das, Skarre? Dein Vater liegt also im Bett?«
    »Er wartet jetzt auf sein Essen, glaube ich.«
    »Wir wollten dich nicht aufhalten. Können wir ihm guten Tag sagen, ehe wir gehen?«
    »Sicher, ich zeig euch den Weg.«
    Er ging durch das Wohnzimmer, gefolgt von den beiden Männern. Am Ende des Flurs blieb er stehen und öffnete sehr vorsichtig, fast andächtig die Tür. Im Bett schnarchte ein alter Mann. Sein Gebiß lag in einem Glas auf dem Nachttisch.
    »Lassen wir ihn in Ruhe«, flüsterte Sejer und wich zurück. Sie bedankten sich bei Raymond und gingen auf den Hof. Er trottete hinterher.
    »Vielleicht kommen wir noch einmal wieder. Du hast ja tolle Kaninchen«, sagte Skarre.
    »Das hat Ragnhild auch gesagt. Du kannst eins auf den Arm nehmen, wenn du willst.«
    »Ein andermal vielleicht.«
    Sie winkten und rumpelten über die schlechte Straße davon. Sejer trommelte genervt auf dem Lenkrad herum.
    »Dieses Auto ist wichtig. Und wir wissen nur, daß es >irgendwo dazwischen< war. Aber ein Skibehälter auf dem Dach, meine Güte! Davon hat Ragnhild nichts gesagt.«
    »Gott und die Welt hat Skigestelle auf dem Dach.«
    »Ich nicht. Halt mal bei dem Hof da unten.«
    Sie fuhren vor das Haus und hielten neben einem roten Mazda. Eine Frau mit Schirmmütze, Kniebundhosen und Gummistiefeln bemerkte sie und kam aus der Scheune über den Hof gelaufen.
    Sejer nickte zu dem roten Wagen hinüber.
    »Polizei«, sagte er höflich. »Haben Sie hier noch andere Autos?«
    »Noch zwei«, antwortete die Frau verwundert. »Mein Mann hat einen Pritschenwagen und unser Sohn einen Golf. Warum wollen Sie das wissen?«
    »Und was haben die für eine Farbe?« fragte Sejer kurz.
    Die Frau starrte ihn weiterhin verwundert an. »Der Pritschenwagen ist weiß und der Golf ist rot.«
    »Und der Hof dahinten, was haben die für Wagen?«
    »Einen Blazer«, sagte die Frau langsam. »Einen dunkelblauen Blazer. Ist etwas passiert?«
    »Ja, allerdings. Wir werden darauf zurückkommen. Waren Sie gestern mittag auf dem Hof? So gegen eins oder zwei?«
    »Ich war auf dem Feld.«
    »Sie haben nicht zufällig ein Auto in hohem Tempo von der Kuppe her kommen sehen? Ein graues oder grünes Auto mit einem Skigestell auf dem Dach?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Nicht daß ich wüßte. Aber ich höre nicht viel, wenn ich auf dem Trecker sitze.«
    »Haben Sie um diese Zeit hier überhaupt irgendwen gesehen?«
    »Wanderer. Eine Gruppe von Jungen mit einem Hund«, zählte sie auf. »Das war alles.«
    Torbj0rn und seine Clique, dachte Sejer.
    »Danke für die Hilfe. Ob die Nachbarn wohl zu Hause sind?«
    Er nickte zu dem anderen Hof hinüber und sah der Frau ins Gesicht. Es war frisch und hübsch und deutlich von der Arbeit

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