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Fremde Blicke

Fremde Blicke

Titel: Fremde Blicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fossum
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werden ihn im Auge behalten müssen. Ich habe ihm erklärt, daß er die Jacke leider nicht so bald zurückbekommen wird, und er war so traurig, daß ich ihm eine alte von mir versprochen habe, die ich nie mehr anziehe. Hast du etwas Spannendes gefunden?« fragte er dann.
    Skarre riß das Papier vom Eis. »Ich habe alle Nachbarn von Annie überprüft. Zumeist brave Bürger, allerdings recht viele mit Bußgeldern wegen Geschwindigkeitsübertretung.«
    Sejer leckte sich Erdbeereis von der Oberlippe.
    »Von einundzwanzig Haushalten haben acht eins oder mehrere aufzuweisen. Das sprengt doch alle Statistiken.«
    »Die haben es weit bis zur Arbeit«, erklärte Sejer. »Sie arbeiten alle in der Stadt oder auf dem Flughafen. In Lundeby gibt es keine Stellen, weißt du.«
    »Nein, eben. Aber eine Bande von Verkehrsrowdies sind sie trotzdem. Ich habe aber noch etwas anderes gefunden. Sieh dir das mal an!« Er blätterte in seinen Kopien herum und zeigte auf einen Namen.
    »Knut Jensvoll. Gneisvei acht. Annies Handballtrainer. Hat wegen Vergewaltigung achtzehn Monate gesessen.«
    Sejer beugte sich über das Papier. »Das hat er vielleicht geheimhalten können. Wir müssen da draußen die Klappe halten.«
    Skarre nickte und leckte wieder an seinem Eis. »Vielleicht müssen wir den ganzen Handballverein verhören. Vielleicht hat er es bei den Mädchen versucht. Wie war’s denn bei dir? Hast du das verdächtige Auto mit allen Einzelheiten?«
    Sejer stöhnte und zog die Zeichnungen aus der Tasche. »Ragnhild zufolge war der Skibehälter ein Boot. Und Raymonds Zeichnung ist wirklich witzig«, sagte er leise. »Aber interessanter ist, daß gestern abend ein Wanderer auf Raymonds Hof gekommen ist und ihn offenbar davon überzeugen konnte, daß das Auto rot war.«
    Er legte Raymonds Zeichnung auf den Tisch.
    Skarre riß die Augen auf. »Was? Konnte er erklären ...« »So in der Mitte«, sagte Sejer lakonisch. »Mit Mütze auf dem Kopf. Ich habe mich nicht getraut, ihn richtig in die Mangel zu nehmen, er war ohnehin ziemlich genervt.«
    »Das nenne ich schnelle Arbeit.«
    »Ich nenne das vor allem tollkühne Arbeit«, sagte Sejer. »Aber jetzt sprechen wir von jemandem, der weiß, wer Raymond ist. Er weiß, daß die beiden ihn gesehen haben und wollte herausfinden, was sie gesehen haben. Also müssen wir uns auf den Wagen konzentrieren. Der muß doch ganz in der Nähe sein, zum Henker!«
    »Aber einfach bei Raymond aufzukreuzen, das war doch reichlich leichtsinnig. Kann ihn sonst noch irgendwer gesehen haben?«
    »Ich habe mich überall erkundigt. Fehlanzeige. Aber wenn er über die Kuppe gekommen ist, dann ist Lakes Haus ja das erste, und vom Nachbarhof aus ist es kaum zu sehen.«
    »Was ist mit dem Alten?«
    »Der hat nur Gemurmel auf dem Hof gehört und konnte der Versuchung widerstehen, am Vorhang zu zupfen.«
    Schweigend aßen sie ihr Eis.
    »Wollen wir Halvor vergessen? Und das Motorrad?«
    »Natürlich nicht.«
    »Wann holen wir ihn?«
    »Heute abend.«
    »Warum so spät?«
    »Abends ist es hier stiller. Du, ich habe mit Ragnhilds Mutter gesprochen, während die Kleine kristallklare Beweise auf den Zeichenblock geklatscht hat. Holland ist nicht S0lvis Vater. Und dem biologischen Vater ist das Besuchsrecht entzogen worden. Wahrscheinlicher Grund sind Suff und Gewalt.«
    »S0lvi ist doch einundzwanzig?«
    »Jetzt ja. Aber sie haben offenbar einige Jahre mit schmerzlichen Konflikten hinter sich.«
    »Worauf willst du hinaus?« »Er hat in gewisser Hinsicht ein Kind verloren. Jetzt muß seine Exfrau, zu der er doch eine ziemlich gestörte Beziehung hat, das gleiche durchmachen. Vielleicht wollte er sich rächen. War bloß so ein Gedanke.«
    Skarre stieß einen leisen Pfiff aus. »Wer ist der Mann?«
    »Das wirst du feststellen, wenn du mit dem Eis fertig bist. Und dann komm in mein Büro. Sowie du ihn gefunden hast, legen wir los.«
    Sejer verschwand. Skarre wählte die Nummer der Hollands und leckte beim Warten an seinem Eis.
    »Ich möchte nicht über Axel sprechen«, sagte Frau Holland. »Er hätte uns fast kaputtgemacht, und nach all den Jahren sind wir ihn jetzt endlich los. Wenn ich nicht vor Gericht gezogen wäre, dann hätte er S0lvi kaputtgemacht.«
    »Ich habe nur um Namen und Adresse gebeten. Das ist reine Routine, Frau Holland, es gibt tausend Dinge, die wir überprüfen.«
    »Er hat nie etwas mit Annie zu tun gehabt, Gott sei Dank!«
    »Den Namen, Frau Holland.«
    Endlich gab sie nach. »Axel Bj0rk.«
    »Wissen Sie noch

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