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Fremde Blicke

Fremde Blicke

Titel: Fremde Blicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fossum
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ihr eine Hand in den Nacken und stößt sie kopfüber ins Wasser. Von einer Sekunde zur anderen. Diese Eingebung kann ihm schon früher gekommen sein, vielleicht als sie noch im Auto saßen oder auf dem Motorrad.«
    »Er muß doch naß und verdreckt gewesen sein«, murmelte Skarre.
    »Aber im Kollevei ist kein Motorrad beobachtet worden?«
    »Nur ein Auto mit hohem Tempo. Der Besitzer von dem Laden in Horgen dagegen kann sich an das Motorrad erinnern. An Annie nicht. Johnas hat auch nicht gesehen, daß sie sich auf das Motorrad gesetzt hat. Er hat sie abgesetzt, das Motorrad entdeckt und gesehen, daß Annie darauf zuging.«
    »Gibt es sonst noch etwas Neues?«
    »Magne Johnas.«
    »Was ist mit ihm?«
    »Eigentlich nicht viel. Er scheint sich mit Anabolika vollzustopfen, und außerdem hat er Annie ab und zu nachgeglotzt. Sie hat ihn abblitzen lassen. Vielleicht ist er der Typ, der mit einer Abfuhr nicht fertig wird. Außerdem war er ab und zu in Lundeby und hat alte Freunde besucht, und er hat ein Motorrad. Jetzt hat er sich übrigens an S0lvi herangemacht. Wir können ihn jedenfalls nicht einfach übergehen.«
    Holthemann nickte. »Aber Raymond und sein Vater, was ist mit denen? Wissen wir nicht, daß Raymond längere Zeit nicht im Haus war?«
    »Er war im Laden, und als er zurückkam, hat er einige Zeit Ragnhild beim Schlafen zugesehen.«
    »Steinhartes Alibi, Konrad.« Holthemann lächelte. »Ich habe den Eindruck, er ist ein impulsiver und unreifer Muskelprotz mit der Gehirnkapazität eines Fünfjährigen.«
    »Genau. Und fünfjährige Mörder gibt es nicht allzu oft.«
    Holthemann schüttelte den Kopf. »Aber Mädchen mag er?«
    »Ja. Aber ich glaube nicht, daß er weiß, was er mit ihnen anfangen könnte.«
    »Du gibst wirklich nicht auf. Andererseits weiß ich ja, daß du einen guten Riecher hast. Allerdings mußt du dir eins klar vor Augen halten.« Er hob plötzlich scherzhaft einen Finger und zeigte auf Sejer. »Du bist nicht die Hauptperson in irgendeinem Kriminalroman. Versuch, einen klaren Kopf zu behalten!«
    Sejer legte den Kopf in den Nacken und lachte so herzlich los, daß Holthemann zusammenzuckte.
    »Habe ich irgend etwas falsch verstanden?«
    Er schob einen Finger unter sein Brillenglas und rieb sich heftig das Auge. Dann zwinkerte er mehrere Male und sagte: »Na gut. Wenn nicht bald etwas passiert, werde ich Anklage gegen Halvor erheben. Warum sollte zum Beispiel der Mörder die Schultasche mit nach Hause genommen haben?«
    »Wenn sie mit dem Auto gekommen sind, haben sie es am Wendeplatz abgestellt, und dann hat Annie ihre Tasche sicher im Wagen gelassen«, meinte Sejer. »Und danach hat er es vielleicht nicht mehr über sich gebracht, noch einmal zum Weiher zu gehen und die Tasche ins Wasser zu werfen.«
    »Klingt plausibel.«
    »Noch eine Frage«, sagte Sejer und fing den Blick seines Chefs auf. »Wenn der Fingerabdruck auf Annies Gürtelschnalle nicht von Halvor stammt - läßt du ihn dann laufen?«
    »Das muß ich mir erst überlegen.«
    Sejer erhob sich und ging zu der Karte an der Wand, auf der der Weg vom Krystall um den Kreisverkehr bis zum Laden und dann über den Kollevei zum Weiher rot markiert war. Annie wurde durch mehrere kleine grüne Magneten dargestellt, an den Stellen, wo sie unterwegs gesehen worden war. Sie sah aus wie der grüne Mann an der Verkehrsampel. Ein Magnet befand sich vor dem Haus im Krystall, einer an der Kreuzung beim Gneisvei, die sie überquert hatte, um eine Abkürzung zu nehmen, ein dritter hing neben dem Kreisverkehr, wo eine Frau gesehen hatte, daß sie zu Johnas ins Auto gestiegen war. Ein Magnet klebte vor dem Laden. Auch Johnas’ Wagen und ein Motorrad waren dort markiert. Sejer nahm eine der Anniefiguren, die beim Laden, mit zwei Fingern von der Karte und steckte sie in die Tasche.
    »Wer steht ihr eigentlich am nächsten?« murmelte er. »Halvor? Wie groß ist die Möglichkeit, daß jemand sie in der kurzen Zeit, nachdem sie den Laden verlassen hatte und ehe sie gefunden wurde, auflesen konnte? Der Motorradfahrer hat sich nicht gemeldet. Und niemand hat sie auf dem Motorrad gesehen.«
    »Vielleicht war sie mit jemandem verabredet?«
    »Ja, mit Anette.«
    »Das hat sie Ada Holland erzählt. Vielleicht hatte sie auch ein Rendezvous«, sagte Holthemann.
    »Dann hat sie aber riskiert, daß Anette bei ihr zu Hause anrief, um sich nach ihr zu erkundigen.«
    »Sie kannten sich gut. Anette hat nicht angerufen.«
    »Das ist richtig, das weiß ich. Aber

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