Fremde Dimensionen
bin hier für die Sicherheit verantwortlich. Wenn noch mehr Bilder geklaut werden, bin ich meinen Job los. Ihre Idee ist nicht schlecht. Wie billig würden Sie arbeiten?«
»Hundert Dollar die Woche«, sagte Dan prompt. »Plus Spesen«, fügte er hinzu.
Kelly nickte. »Ich werde jetzt Ihre Fingerabdrücke nehmen und mich erkundigen, ob was gegen Sie vorliegt. Wenn Sie sauber sind, können Sie heute abend hier anfangen. Aber bewahren Sie Stillschweigen über die Sache, ist das klar?«
Dan sah sich in einem Raum mit grauen Wänden und Metallregalen, die bis zur Decke reichten und mit verpackten Gemälden angefüllt waren. Zwei Dreihundertwattlampen warfen grelles Licht auf den Fliesenboden, einen Kühlschrank, ein Klappbett, einen Stuhl und einen kleinen Tisch, auf dem Pappteller, Papierservietten, Plastikutensilien, ein paar Bücher und ein Transistorradio lagen. Dieses ganze Mobiliar war auf Kellys Anweisungen in den Tresorraum geschafft und hastig aufgestellt worden. Dan öffnete den Kühlschrank und besichtigte den Vorrat von Salami, Leberwurst, Käse und Bier. Er schnitt einen Laib Brot an, schmierte sich eine Stulle und öffnete eine Dose Bier.
Er war zufrieden. Phase eins seines Plans war ohne nennenswerte Schwierigkeiten abgelaufen.
Seine Idee war sehr einfach. In letzter Zeit hatte es mehrere spektakuläre Diebstähle von Kunstwerken gegeben. Anders als in früheren Zeiten, wo meistens Einzelstücke aus Kirchen und anderen nachlässig gesicherten Örtlichkeiten entwendet worden waren, um später irgendwo im Handel aufzutauchen, schien es sich diesmal um eine groß angelegte Aktion zu handeln. Ganze Gemäldesammlungen waren aus scharf bewachten öffentlichen Galerien und Privathäusern in verschiedenen Teilen der Welt verschwunden, ohne daß man den Tätern auf die Spur gekommen war. Und seit zwei Tagen war auch die Sammlung Mr. Snithians um fünf kostbare Bilder ärmer.
Es war offensichtlich, daß niemand in einen abgeschlossenen Tresorraum eindringen, einen Stapel großformatiger Ölgemälde mit Rahmen an sich nehmen und damit fortgehen konnte, ohne Schlösser zu beschädigen und von den zahlreichen Wächtern entdeckt zu werden.
Doch die Bilder waren fort. Jemand war in diesem Tresorraum gewesen – jemand, der nicht auf dem üblichen Weg eingetreten war.
An diesem Punkt versagte die Theorie, und es blieb nur die experimentelle Methode. Snithians Gemäldesammlung war die größte Privatsammlung in der Westhälfte der Vereinigten Staaten und enthielt berühmte Kunstwerke. Es war so gut wie sicher, daß die Diebe wiederkommen würden. Wenn Dan Tag und Nacht im Tresorraum blieb und wartete, dann konnte ihm nicht verborgen bleiben, wie sie arbeiteten.
Er beendete seine Mahlzeit, ging zu den Regalen und zog eins der Pakete heraus. Er löste den Bindfaden, schlug das braune Packpapier auseinander und betrachtete das Gemälde. Es war eine farbenfrohe Darstellung eines Pariser Straßencafes, mit einer Gruppe von Männern und Frauen in der Kleidung des ausgehenden neunzehnten Jahrhunderts, die in allen Posen der Entspannung und Lebensfreude um einen Tisch versammelt waren. Es war eine hübsche und heitere impressionistische Szene aus einer lange versunkenen Zeit, die Dan gut gefiel. Trotzdem, er konnte sich nicht vorstellen, daß Leute wie Snithian bereit waren, für ein solches Gemälde hunderttausend Dollar oder mehr hinzublättern …
Nachdem er das Bild wieder eingepackt und verstaut hatte, ging er zum Wandschalter und löschte die Lampen. Nur die Nachtbeleuchtung über der Tür verbreitete schwaches Licht. Wenn die Diebe kämen, könnte es sich als ein Vorteil erweisen, wenn seine Augen der Dunkelheit angepaßt wären. Er tastete sich zu seinem Lager.
So weit, so gut, dachte er, als er sich ausstreckte. Wenn sie auftauchten, würde es einfach darauf ankommen, das Richtige zu tun. Vor allem dürfte er sie nicht sofort verscheuchen, denn eine zweite Chance würde es dann nicht mehr geben.
Aber er war bereit.
Acht Stunden, drei Wurstbrote und sechs Biere später erwachte Dan plötzlich aus leichtem Schlummer und richtete sich auf. Zwischen ihm und den Regalen des Bildermagazins materialisierte sich mitten in der Luft ein blaß leuchtendes Gitterwerk.
Die Erscheinung war die eines offenen Käfigs – wie ein Würfel mit etwa zwei Metern Kantenlänge, schätzte Dan atemlos. Im Inneren waren zwei Gestalten sichtbar, und er hatte den Eindruck, daß sie womöglich noch heller leuchteten als das sie
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