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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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überraschend.«
    »Mit einem Füllfederhalter«, sagte Jury, erhob sich und fügte hinzu: »Ich besorge uns mal ein Taxi.«
    »Hughie fährt uns. Was soll das heißen, mit einem Füllfederhalter?« Melrose runzelte die Stirn.
    »Am Anfang die Feder, die Blut ausschwitzt. Oder Tinte. Die Tinte floß hindurch, wenn ich mich recht erinnere. Muß ein Füllfederhalter sein.«
    Ellens Kopf schoß wieder hoch. »Ein Tintenfüller.« Sie sah Melrose an. »Er redet davon, mit einem Tintenfüller zu schreiben. In den vierziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts?«
    Melrose dachte ein wenig nach und schnalzte begütigend mit der Zunge. »Na ja, auch Beverly war nicht vollkommen.«
    Jury lächelte und hing sich die Reisetasche über die Schulter. »Beverly hätte einen solch gravierenden Fehler nie gemacht. Ich schau mal nach dem Taxi.«
    Ellen und Wiggins starrten Melrose mit offenem Mund an.
    »Ist denn nichts mehr heilig? Ein Plagiat plagiieren? Gütiger Gott, ist denn nichts mehr unantastbar?«
    »Ich finde, es war eine gute Lösung, Sir«, sagte Wiggins, nachdem er sich von seinem Erstaunen erholt hatte.
    »Gut? Es war aber nicht die richtige Lösung«, sagte Ellen.
    »Allmächtiger, es gibt keine richtige Lösung. Und jeder Schmierfink kann Poe kopieren - jeder Idiot kann einen unverwechselbaren Stil imitieren.«
    Ellen warf ihm einen haßerfüllten Blick zu.
    »Außer Ihrem, Baby.« Bevor sie ihren Stuhl wieder herumknallen konnte, beugte er sich rasch vor und küßte sie.
    Sie zog den Ärmel ihres Pullovers über die Hand und machte eine Riesenszene daraus, den feuchten Fleck von ihrer Wange zu nibbeln.
Kapitel 36/I
    Da das Thema Schreiberlinge nun einmal ein Dauerbrenner war, warf Ellen auf dem Weg zum Flughafen die Frage auf, welche Einstellung man nun Wick-VapoRub gegenüber einnehmen solle, wobei man »Einstellung« eher in Richtung »Kaltstellung« interpretieren mußte.
    Ellen ließ sich des langen und breiten darüber aus und schloß mit den Worten: »Wir sind zu viert. Wir brauchen sie nur aufzuspüren, und dann bringen wir sie um.«
    Hughie richtete mit einer Hand sein neues Fischmobile, überließ das Steuer sich selbst und hob die andere Hand mit ausgestreckten Fingern hoch. »Fünf. Vergessen Sie mich nich.«
    »Toll. Sie können das Fluchtauto fahren.«
    Jury drehte sich auf dem Vordersitz um. »Sie reden mit Polizeibeamten, das nur zur freundlichen Erinnerung.«
    Ellen versank in dem bißchen Platz auf dem Rücksitz zwischen Melrose und Wiggins, der seine Reisetasche, nun ein Füllhorn von Schmerzstillern und Zauberwässern, sicher auf den Knien hielt. Entnervt sagte Ellen zu Melrose: »Sie haben gesagt, Sie hätten was ausgeknobelt, wie wir sie drankriegen können.«
    Melrose riß den Blick von der vorbeifliegenden Landschaft; allmählich wichen die Bulldozer und neonfarbenen Leitkegel grasbewachsenen Seitenstreifen und immergrünen Pflanzen. Er sagte: »Habe ich auch.«
    »Was? Wie?«
    »Ich fürchte, wenn ich es Ihnen jetzt schon erzähle, beeinträchtigt das die Effizienz meines Planes.« Melrose hatte massiven Protest erwartet, aber er wurde angenehm überrascht. Ellen schürzte die Lippen, überlegte und sagte nichts.
    Melrose fuhr fort: »Also, wir wollen doch weder ein Schlachtfest noch eine wilde Schießerei -«
    Lächelnd ließ Ellen sich die Alternativen durch den Kopf gehen.
    »Nein, nein. Die Hunde bellen, und die Karawane zieht weiter. Aber am besten ist eine Rache, die nie endet. Ich habe etwas im Sinn, das einsickert wie Gift. Eine bedrohliche Situation wie die, in der Sweetie steckt -«
    »Sie kundschaften aus, wo sie wohnt, und schieben ihr Briefe durch den Briefkasten.«
    »Nein, viel subtiler und viel heimtückischer. Es hat aber auch eine Schattenseite: Auf die öffentliche Demütigung, daß Sie sie vor Gericht zerren und den Prozeß sogar gewinnen, müssen Sie verzichten. Wick-VapoRub wird es wissen, und Sie werden es wissen und vielleicht noch ein paar andere, die sich auskennen. Aber viele Leute werden es aller Voraussicht nach nicht begreifen.«
    »Wird sie wissen, daß ich es weiß?«
    »Natürlich, sonst macht es ja keinen Spaß.«
    Ellen lehnte sich mit einem zufriedenen Lächeln zurück. »Und erzählen Sie mir irgendwann einmal, was es ist?«
    »Ja. Wenn Sie nach Northants kommen. Bis dahin sollte genügend Zeit verstrichen sein.«
    Schmerzerfüllt verzog sie das Gesicht. »So lange kann ich aber nicht warten!«
    »Ellen, vergessen Sie eines nie.« Melrose legte den Arm um

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