Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
Kno-ten an ihrem Morgenmantel so fest zusammen, als wollte sie sich in zwei Hälften teilen. »Möchtest du eine Tasse Tee?«
    Das brachte es. Jury lachte schallend. Das war die britische Art, mit zerstörter Liebe, mit Verlust, mit Mehltau auf Rosen fertig zu werden.
    There'll always be an England, dachte er.
Teil V
Ein Mordsdeal!
37
    »Gestatten Sie, diese Antwort als vorsätzlich belastend zu betrachten, Euer Ehren«, beantragte Mr. Bryce-Pink, Anwalt der Klageführenden.
    Meine Güte, dachte Melrose, nur weil er den blöden Bryce-Pink mit einer Aussage über sein eigenes eingeschränktes Sehvermögen abgeschmettert hatte. Und wer war denn Agatha gegenüber nicht belastend außer diesem heimtückischen Theo Wrenn Browne? Er war schließlich der einzige, der bei dieser Nachttopfaffäre was zu gewinnen hatte.
    Melrose ließ seinen Blick durch den Gerichtssaal in Sidbury schweifen. Beinahe ganz Long Piddleton war im geblümten Sonntagsstaat erschienen, als sei der Fall Ardry gegen Crisp die Krönung des alljährlichen Blumenumzugs. Melrose hatte die Beine übereinandergeschlagen, wippte mit einem elegant beschuhten Fuß und wartete darauf, daß er als belastend betrachtet wurde.
    Der Friedensrichter, Major Eustace-Hobson, hob die müden Lider und wedelte Bryce-Pink mit seiner kleinen weißen Hand zu als Zeichen, daß seinem Antrag stattgegeben sei.
    »Ich möchte Sie noch einmal fragen, Lord Ardry, ob Sie, als Sie auf dem gegenüberliegenden Bür-
    gersteig mit direktem Blick auf Lady Ardry standen, welche vor dem Laden der Beklagten stand, vor welchselbigem der Hund auf einem Stuhl saß und sich sonnte -«
    Melrose wandte sich an den Richter. »Die Frage! Darf ich um die Frage bitten, Euer Ehren?« Pete Ap-ted in Aktion zu erleben hatte seine Spuren hinterlassen.
    Eustace-Hobson saß, den Kopf auf die Faust gestützt, die Augen im grellen Licht der Ungerechtigkeit halb geschlossen (so hätte Melrose es gern gesehen), und änderte auch seine Haltung nicht, als er sagte: »Lord Ardry, bitte vergessen Sie doch nicht, daß Sie als Zeuge und nicht als Anwalt hier sind. Da jedoch der Anwalt der Beklagten sein Einverständnis kundzutun scheint, jedwede Unregelmäßigkeit durchgehen zu lassen, erachte ich es im Moment als sinnvoll, Ihnen zu gestatten -«
    Was war in diese Leute gefahren? Konnten sie ihre Meinung nicht innerhalb der Zeit formulieren, die man brauchte, um zu den Inns of Court zu kommen und wieder zurück?
    »- nach der Frage zu fragen.«
    Marshall Trueblood saß neben Ada Crisp. In Anzug und Weste aus feinem Wollseidengemisch von einem italienischen Modeschöpfer (zur Abwechslung mal nicht Armani) sah er absolut hinreißend aus. Armani, hatte Trueblood ihm anvertraut, wirke zu leger. Truebloods Hemd war von makellosem Weiß -Melrose wußte gar nicht, daß er ein normales weißes Hemd besaß -, und er trug eine graue Krawatte aus exquisiter Seide mit zarten, zerfließenden Farb-flecken. Nicht einmal hatte Trueblood sich erhoben, um Einspruch anzumelden, auch nicht, als diese Giftschlange Theo Wrenn Browne steif und fest geschworen hatte, daß er schon zahlreiche Zwischenfälle erlebt habe, die von dem »Müll« vor Ada Crisps Laden verursacht worden seien, und daß der tagaus, tagein kläffende Köter auch schon nach Passanten geschnappt habe. »Eine Schande, eine Gefahr für uns alle, die wir den Bürgersteig benutzen. Lebensgefährlich!«
    Blablabla.
    Selbst die Verleumdung des armen Vierbeiners hatte Trueblood glatt durchgehen lassen. Wurde hier etwa dem Hund der Prozeß gemacht?
    »... und nur in einer Entfernung von sechs Metern, Lord Ardry?«
    »Hä?« Melrose gab sich einen Ruck und kam zurück in diese Schmierenkomödie. »Oh, Sie meinen einen klaren, unverstellten Blick direkt über die Straße?«
    Bryce-Pink war auf der Hut. »Hm ... in der Tat.«
    »Ja, aber vergessen Sie nicht, daß es sich um die Hauptstraße handelt und dort Autos in beiden Richtungen vorbeirasen.«
    »Papperlapapp!« rief Agatha und erhob sich halb von ihrem Stuhl.
    »Meine Dame!« sagte der Richter und betätigte lautstark das Hämmerchen. »Würden Sie sich bitte dieser Ausbrüche enthalten!« Nicht zum erstenmal hatte Agatha ihren Einspruch in den Raum gerufen.
    »Aber er versucht nur, die Dinge zu vermuddeln«, beschwerte sie sich. »Merken Sie denn nicht, daß er uns an der Nase herumführt?«
    »Lady Ardry, setzen Sie sich hin!« Im Takt dazu knallte das Hämmerchen. »Bryce-Pink, bitte wirken Sie doch mäßigend auf Ihre

Weitere Kostenlose Bücher