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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Klientin ein.«
    Sie war so rot wie eine Tomate. Das freute Melrose. Er sagte: »Ich habe mich lediglich bemüht, Euer Ehren, die Frage so ehrlich wie möglich zu beantworten.«
    Eustace-Hobson war nicht wenig beeindruckt von Adelstiteln, obwohl Melrose seinen vor über zehn Jahren auf den Müllhaufen der Geschichte geworfen hatte. »Lady« Agatha schmückte sich dagegen vollkommen unberechtigt mit dem Titel, was der Richter sehr wohl wußte. Melrose' Onkel war ein »Honoura-ble« gewesen, mehr nicht. Eustace-Hobson bedeutete Melrose mit einem Kopfnicken fortzufahren.
    Melrose ertappte sich dabei, daß er schon genauso wurde wie die Bande hier: Er hatte vergessen, was er sagen wollte. Agathas Anwalt war schuld. »Bitte, stellen Sie Ihre Frage noch einmal, Mr. Bryce-Pink.«
    Bryce-Pink verpaßte Melrose einen schneidenden Blick und sagte, sie hätten darüber gesprochen, ob der Zeuge einen klaren Blick auf Ada Crisps Laden und folglich auf den »Unfall« gehabt habe. Und ob er wisse, welche Strafe auf Meineid stehe?
    »Aber sicher doch!«
    Wieder schaute Bryce-Pink ihn mißtrauisch an. »Bitte fahren Sie fort.«
    »Womit?«
    Der Anwalt fletschte die Zähne und erinnerte Melrose an den Hund Bob.
    »Mit der Beschreibung Ihres Standorts in der High Street mit Bezug auf Ihre Tante. Und bitte -«, winselte er, »versuchen Sie nicht, uns weiszumachen, es sei eine gefährliche Kreuzung.«
    »Schon gut, ich habe nur schon manches Mal gedacht, dort müßte ein Zebrastreifen hin. Das wäre eine große Hilfe für unsere älteren Mitbürger«, er lächelte Agatha an, deren Gesichtsfarbe davon nicht besser wurde, »und Frauen mit Kinderwagen.«
    Bryce-Pink, der sich bisher wohlweislich in einer gewissen Entfernung von dem Zeugen gehalten hatte, bewegte sich nun auf ihn zu. »Mr. Plant, ich frage Sie noch einmal, und hoffentlich zum letztenmal: Haben Sie gesehen, wie Lady Ardry über einen Holzstuhl gestolpert ist, den die Beklagte auf dem Bürgersteig hat stehenlassen? Haben Sie gesehen, wie sie gestolpert und mit dem Fuß in einem Nachttopf hängengeblieben ist?«
    »Hmmm . Ja, so etwas in der Art.«
    Bryce-Pink kniff die Augen zusammen. »Nein, nicht >etwas in der Art<, sondern genau das!«
    Warum, um Gottes willen, erhob Trueblood keinen Einspruch? Seit Bryce-Pink losgelegt hatte, hatte er noch keinen Muckser von sich gegeben. Völlig unbeteiligt saß er neben Miss Ada Crisp und strich seine Krawatte glatt. Da übernahm Melrose. »Euer Ehren, ich muß gegen den Versuch des Anwalts protestieren, mir die Worte in den Mund zu legen. Nennt man das nicht Zeugenbeeinflussung«
    »Bitte erlauben Sie dem Zeugen zu antworten, Mr. Bryce-Pink.«
    Bryce-Pink murmelte ein paar devote Entschuldigungen und sagte dann: »Mr. Plant, eventuell sind Sie ja so freundlich, mit Ja oder Nein zu antworten. Mehr nicht. Diese simple Antwort reicht aus. Also: Haben Sie gesehen, wie Lady Ardry dieser Unfall zugestoßen ist?«
    Melrose verdrehte die Augen, als dächte er heftig nach. »Hm, jaaa - ja, wenn Sie es so ausdrücken wollen.«
    »Hm, entweder haben Sie es gesehen, oder Sie haben es nicht gesehen. Ich verstehe Ihr >Ja< also dahingehend, daß es bedeutet, Sie haben es gesehen. Wiederum, eine simple Antwort genügt: Haben Sie gesehen, wie diese Dame«, er drehte sich um und deutete auf Agatha, »gestolpert und mit dem Fuß in dem Nachttopf hängengeblieben ist?«
    »Schon, aber -«
    »Das reicht, Mr. Plant.«
    Melrose verließ den Zeugenstand. Allerdings nicht, ohne Marshall Trueblood einen rabenschwarzen Blick zuzuwerfen.
    Dr. Lambert Leach trat in den Zeugenstand, schob seine Brille auf der Nase hoch und blinzelte hilflos durch den Raum. Zu Dr. Leach gingen die Dorfbewohner nur, wenn sie unmittelbar vor dem Exitus standen.
    »Dr. Leach, Sie haben Lady Ardry, die Klägerin, kurz nach diesem unseligen Unfall behandelt. Trifft das zu?«
    »Ja, das trifft zu.« Durch Brillengläser, die so dick waren, daß sie seine Augen vergrößerten, musterte der Arzt seine angebliche Patientin lange und eingehend. »Sie war ja in einem fürchterlichen Zustand. Gut, daß Sie mich überhaupt angetroffen haben. Ich war zwar gerade dabei, mein gekochtes Ei zu verzehren, aber meine Güte, ich bezweifle, ob sie die Nacht überst-«
    Als Bryce-Pink spitzkriegte, daß Dr. Leach seine Fälle verwechselte, schaltete er, sich rasch ein und übertönte dessen Worte. »Schon gut, schon gut, Dr. Leach. Nun beschreiben Sie uns doch bitte Lady Ar-drys Zustand. Das heißt, den

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