Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
gleich auf. Bis Sie angezogen sind, auf alle Fälle. Mein schönes Fräulein, darf ich's wagen .?«
    Wie sich plötzlich die Dinge zu ihren Gunsten veränderten, verschlug ihr den Atem. »Aber - ich dachte, Sie wollten nach Heathrow.«
    Mit einer ungeduldigen Geste wischte Jury Heathrow vom Tisch. »Da kann ich immer noch hin. Das hat keine Eile.«
    Carole-Anne strahlte, gelinde ausgedrückt. Ihr kupferrotes Haar, die rosige Haut glänzten und schimmerten in dem Sonnenlicht, das durch Jurys Fenster kam. Auch sie eine Sonne. Er erinnerte sich an Santa Fe und lächelte. »Sie gehören in den Südwesten, Carole-Anne.«
    Sie runzelte die Stirn und band ihr Gewand ein weiteres Mal zu. »In so 'n Kaff wie Torquay, meinen Sie?«
    Jury lachte. »Nein, nach New Mexico oder Colorado. In den Südwesten. Sie erinnern mich an die untergehende Sonne in den Sandias.«
    Die Runzeln vertieften sich. »Soll das jetzt eins von Ihren Komplimenten sein?«
    Womit das Gespräch wieder da angelangt war, wo es begonnen hatte.
7
    Nun, da Richard Jury Trueblood offiziell beauftragt hatte, Plant Nachhilfestunden in Antiquitätenkunde zu geben, würde das Leben mit ihm unerträglich werden. Melrose stand auf der Schwelle zu True-bloods Laden und wartete, daß ihm auf sein Klopfen Einlaß gewährt wurde. An der Tür hing ein kleines Pappschild mit einer Uhr, auf der man die Zeiger exakt auf die Zeit einstellen konnte, zu der man zurückzukehren gedachte. In Wirklichkeit, wußte Melrose, war der Herr nicht etwa aushäusig, sondern saß drinnen und traf Unterrichtsvorbereitungen.
    Trueblood war entzückt. Melrose zu unterrichten bot die Gelegenheit für allerlei kleine Scherze und Verwirrspiele, wie zum Beispiel vorzugeben, er habe den Louis-quinze-Sessel für ein paar müde Pfund in der Portobello Road aufgegabelt. Seit Melrose und er Graf Franco Giopinnos Memoiren verfaßt und das Notizbuch an Vivian geschickt hatten, hatte er nicht mehr solchen Spaß gehabt. Und da das Wochenend-menschen-Quiz ausgereizt war, weil Miss Fludd auf der Bildfläche, in Watermeadows, erschienen und offensichtlich kein Wochenendmensch war, vergnügte Trueblood sich nun mit Melrose' Lektionen. Und mit der Affäre Ardry gegen Crisp.
    Lady Ardry war wegen eines auf dem Bürgersteig befindlichen Nachttopfes und eines Jack-RussellTerriers zu Schaden gekommen und hatte gegen Ada Crisp eine Klage angestrengt. Nun verbrachte sie einen Gutteil ihrer Zeit mit ihren Anwälten in Sidbury - einem ganzen Stab, wenn man sie reden hörte. Sie behauptete, Miss Crisps Sammelsurium auf dem Trottoir sei nicht nur eine Zumutung für das Auge, sondern auch eine Gefahr für Leib und Leben. Man brauche sich ja nur anzuschauen, was ihr widerfahren sei. Sie war mit dem Fuß in einem Nachttopf hängengeblieben, und Adas Terrier hatte sie angesprungen und ihr beinahe den Fuß vom Knöchel gerissen. »Fast zerfetzt« war ihre Version der Begebenheit.
    Da Melrose warten mußte, drehte er sich um und betrachtete Miss Crisps Gebrauchtmöbelladen. Normalerweise war der Bürgersteig vor ihrer Tür vollgestellt mit allerlei Krimskrams - blumengemusterten Krügen und Porzellannachttöpfen, fröhlich bemalten Bettgestellen und Holzstühlen. Bei Miss Crisp fand auch der allerälteste Trödel noch einen Platz an der Sonne. Heute war der Bürgersteig leer und verlassen, richtig trostlos.
    »Ihre Tante«, hatte Trueblood vor ein paar Tagen ausgerufen, »ist die prozeßgeilste Tussi, die ich je erlebt habe. Erst gegen den Fleischer Jurvis und jetzt in Sachen Nachttopf!« Vor fünf Jahren hatte Agathas Morris Minor es geschafft, auf den Bürgersteig zu rollen und das Gipsschwein des Metzgers zu Fall zu bringen. Das Schwein war schuld, hatte sie behauptet und den Prozeß sogar gewonnen, weil das Gericht offenbar eingeschlafen war. Jurvis war allerdings nicht so dumm, der Verfügung nachzukommen, das Schwein fürderhin vom Bürgersteig fernzuhalten. Es gab ja keine Präzedenzfälle. »Das Schwein versaut den Bürgersteig noch immer«, rief Trueblood Agatha stets gern in Erinnerung.
    Jetzt aber hatte sie die Gelegenheit, Miss Crisp zu verfolgen, eine nette, schüchterne kleine Person, die sich über all das natürlich sehr aufregte. Sie glaubte einfach nicht (Melrose auch nicht), daß der Terrier jemanden aus dem Dorf attackiert hatte, obwohl sich alle Hunde und Katzen in Long Piddleton Agatha schon einmal in mehr oder weniger feindlicher Absicht genähert hatten. Tiere schienen ja immer schon von weitem zu

Weitere Kostenlose Bücher