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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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erinnern sich nicht mal daran, daß sie Liebe in London schon einmal gemacht haben.« Sie knallte eine weitere Seite auf den Stoß. »Es ist doch immer wieder ein perverses Vergnügen zu beobachten, wie sich Narren wie Narren verhalten. Theo gibt zum Beispiel eine Stehparty. Fanden Sie die Einladung nicht auch wunderbar?«
    Trueblood kam und setzte die Gläser ab, Old Pecu-lier für Melrose, einen Campari-Limone für sich. »Cremefarbenes Büttenpapier und Prägedruck. Gute Güte! Und dabei ist es doch immer noch am besten, sich einfach vors Pub zu stellen und die Einladungen über die Straße zu brüllen.«
    Joanna richtete den Papierstoß auf Kante und erhob sich. »Tut mir leid. Ich hab noch ein bißchen was zu tun. In der letzten Stunde habe ich siebenhunder-tundfünfzig Worte zu wenig geschrieben. Ciao.«
    »Zum Kuckuck, da kommt Diane. Hoffentlich nicht zu uns. Ich kann sie heute nicht ertragen.«
    »Sieht ganz so aus, als ob Sie es müßten, alter Knabe.«
    Melrose stöhnte.
    Die arktische Miss Demorney, die nun das Pub betrat, war ein Mensch, dem es (da waren sie beide einhellig einer Meinung) an jeglichem Gefühl mangelte, das das Blut des Normalsterblichen erwärmte. Um den eiskalten Eindruck zu verstärken, kleidete sie sich gern weiß. Selbst ihre Wohnzimmereinrichtung - weißes Leder, weiße Wände, weiße Katze -betonte noch den Gletschereffekt.
    Mit der Gelassenheit derjenigen, die stets auf die willfährigen Dienste anderer vertrauen kann, lächelte Diane Demorney Dick Scroggs an, der schon die Eiswürfel in ihr Martiniglas warf. Sie brachte immer ihren eigenen Wodka mit und hatte Dick angewiesen, ihr Martiniglas stets gekühlt zu halten. Trotzdem bezahlte sie ihm den vollen Preis. Diane war vieles, aber geizig nicht.
    Geflissentlich eilte Trueblood von dannen, um ihr ihren Wodka-Martini zu holen, während sie sich einen Stuhl nahm, eine Zigarette in die lange weiße Spitze steckte und sagte: »Ich habe nur Zeit für einen Drink.«
    In Anbetracht der Stärke dieses einen Drinks wird es länger dauern, dachte Melrose.
    »Ich fahre nämlich nach London. Ah, danke schön«, sagte sie, als Trueblood ihr das Glas brachte. Sie rauchte und ließ die Olive ein bißchen ziehen. »Von Ihnen hat wahrscheinlich keiner Lust mitzukommen?«
    »Da müssen wir Sie leider gräßlich enttäuschen, Diane«, sagte Trueblood. »Wir haben keine Zeit.«
    Obwohl Melrose tatsächlich nicht den geringsten Wunsch verspürte, Diane zu begleiten, mißfiel es ihm, daß Trueblood für ihn antwortete. Er bezweifelte auch, daß sie Gesellschaft wollte. Sie wollte einen Chauffeur. Sie haßte Fahren, obwohl sie einen wundervollen Rolls-Royce besaß. Niemand wußte, wie
    Diane zu ihrem Geld gekommen war - wahrscheinlich von den diversen Exgatten gestiftet -, sie klagte aber bisweilen, sie sei knapp bei Kasse. Dabei warf sie mit ihrem Geld nach der Devise um sich: Eins ist gut, zwei sind besser, und kaufte sich noch einen Bentley.
    Nun genoß sie ihren Wodka-Martini, stützte das Kinn in die Hand und sagte: »Also ehrlich, Melrose, Ihre Tante ...«
    War er nun plötzlich schuld an dieser Verwandtschaft?
    »Zerrt Ada Crisp vor den Kadi, lieber Himmel. Hat sie völlig den Verstand verloren?«
    »Eigentlich nicht. Aber es freut mich, daß Sie auf Adas Seite stehen.«
    Dianes glatte Augenbrauen hoben sich. »Ich stehe auf niemandes Seite. Es geht darum, daß Ada kein Geld hat.«
    »Das ist aber mitfühlend von Ihnen«, sagte Trueblood.
    Diane bedachte ihn mit einem eigentümlichen Blick. Ein solches Kompliment war sie nicht gewöhnt. »Sie ist mittellos, arm wie eine Kirchenmaus, und ich habe Agatha schon gesagt, wenn sie den Prozeß gewinnt, steht sie am Ende mit einem Haufen verstaubter alter Bettgestelle und Tischen ohne Beine da. Ada Crisp hat nur wertlosen Plunder in ihrem Laden. Theo wäre natürlich überglücklich, wenn er das Haus kaufen und expandieren könnte. Deshalb stachelt er Agatha an. Er hat ihr den Kontakt zu den Anwälten in Sidbury vermittelt.« Sie lehnte sich zurück und gähnte. »Ach, mir ist dieses ganze Theater viel zu anstrengend.« Sie warf den Kopf zurück und blies einen dünnen blauen Rauchfaden zur Decke. »Wenn doch endlich einmal etwas Amüsantes passierte.«
    »Wir könnten alle in den Blue Parrot gehen«, schlug Trueblood vor.
    »Marshall, das ist doch nicht amüsant.«
    Lieber Himmel, wenn sie den Kneipier des Blue Parrot nicht amüsant fand, dann hatte sie wirklich wenig zu lachen.
    »Und außerdem«,

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