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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Mörder schon gefunden?« Hoffentlich traf er den richtigen Ton überraschten Interesses.
    »Nein. Das Opfer war Max' Exfrau.«
    Kaum hatte Price ein neues Bier in der Hand, trank er es fast bis auf den letzten Schluck. Dann setzte er das Glas auf den Tresen und streckte zwei Finger hoch. Er wirkte sehr trinkfest, als könne er sich stundenlang abfüllen, ohne daß man es ihm anmerkte. Er klopfte an Melrose' Glas. »Trinken Sie noch eins mit?«
    »Besser nicht. Sonst müssen Sie mich noch auf den Tisch geschnallt ins Haus befördern.« Die Exfrau. Melrose war erstaunt, daß ein Mann das Interesse oder die Energie besaß, mehr als einmal zu heiraten. Für ihn, der nie geheiratet hatte, wäre es eine bittere Erfahrung zu entdecken, daß er einen Fehler gemacht hatte. Er konnte sich gar nicht vorstellen, wie jemand dieses Risiko nochmal eingehen wollte. Aber er war ja auch furchtbar altmodisch.
    Price nannte den Namen des Opfers unaufgefordert. »Verna Dunn. Ehrlich gesagt verstehe ich, daß Max sie loswerden wollte. Ziemlich unerträglich.«
    Auch »sie loswerden wollte« schien Melrose unter diesen Umständen nicht die geschickteste Weise, sich auszudrücken. Stirnrunzelnd sagte er: »Irgendwie kommt mir der Name bekannt vor.« Weil Jury ihn genannt hatte, deshalb.
    »Hm, hm, sie war Schauspielerin. Ein bißchen verblüht, aber immer noch hübscher als viele der jüngeren Frauen, die man heutzutage zu Gesicht bekommt. Gut war sie nie, ich habe ein paar ihrer Filme gesehen.« Er studierte das Ende seines Zigarillo. »Für
    Grace war es bestimmt verdammt provozierend, die Exgattin am Wochenende unterhalten zu müssen. Besonders so eine.« Jack Price stieß einen Laut aus, dem nicht zu entnehmen war, ob er ein Lachen verschluckte oder seiner Empörung Ausdruck verlieh.
    Melrose merkte es sich. Ebenso Jacks Miene. Vom Hals aufwärts hatte sich Röte ausgebreitet, was natürlich auch an den mehr als drei Bieren liegen konnte. Er hatte offensichtlich schon getrunken, bevor Melrose auf der Bildfläche erschienen war.
    Jack Price klopfte sich auf der Suche nach Streichhölzern die Taschen ab. Sein Zigarillo war ausgegangen. Melrose zückte sein Feuerzeug. »Ein verläßliches altes Zippo. Die hab ich immer gemocht«, lächelte Price.
    Wieder fielen Melrose seine Hände auf. »Sind Sie Maler?«
    »Nein. Bildhauer.«
    »Ach, tatsächlich? Und ist Ihr Studio hier? In Fengate?«
    »Hm, hm.« Er drehte den Zigarillo im Mund. »Hab die alte Scheune umbauen lassen. Richtig schön geworden. Die Owens sind großzügige Leute.«
    Na ja, wenn er sich nun über die positiven Seiten seiner Wohltäter auszulassen gedachte, erfuhr Melrose wahrscheinlich nicht mehr viel. »Es war sehr nett. Aber in Fengate wartet jemand auf diesen Tisch, und ich bin sowieso schon später, als ich sein wollte. Soll ich Sie mitnehmen?«
    Price schüttelte den Kopf. »Nein, danke. Ich gehe immer zu Fuß.«
    Das, dachte Melrose, mußte er sich ebenfalls gut merken.
10
    In Fengate sah Melrose als erstes einen älteren Mann mit aufgerollten Hemdsärmeln, breitkrempigem Schlapphut und abgeknickter Knarre über dem Arm. Etwa auch ein Momaday? Dahinter lag ein kleiner Wald, eine der wenigen Baumgruppen, die er auf seiner langen Fahrt über die Fens erblickt hatte. Als der Mann mit dem Schießeisen des Lieferwagens ansichtig wurde, der die deutliche Aufschrift True-blood's Antiques trug, schien er schon sagen zu wollen: »Eingang für Lieferanten um die Ecke. Fahren Sie mal ruhig mit dem Wagen nach hinten zur Küche. Die Köchin gibt Ihnen was zu essen.« Aber dann wanderte sein Blick von Fahrzeug zu (aussteigendem) Fahrer, und er überlegte sich das mit der Hintertür noch mal.
    Qualität, dachte Melrose, läßt sich nicht verleugnen. Es liegt einem eben doch im Blut ...
    Aber offenbar nicht ausreichend. Sein Gegenüber beäugte ihn ganz wie ein Portier den anfahrenden Lieferanten. »Ich habe eine Lieferung für Mr. Owen!« rief Melrose frohgemut.
    Der Mann murmelte etwas in seinen Bart und ging, Melrose weiterwinkend, den gepflasterten Weg zur Tür voraus. Dann ließ er den Lieferanten mit der Aufforderung zu schauen, ob seine Schuhsohlen schmutzig sein, stehen und verschwand in einem anderen Teil des Hauses. War »Füße abputzen!« die typische Ermahnung für Lieferanten, die stets verdächtigt wurden, sie hätten schmutzige Schuhe, weil sie soviel durch Sümpfe, Morast und Dung wateten? Wo sollte er jetzt hingehen? Zunächst einmal stand er in einem Eingangsflur

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