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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Sotheby's herumschlagen mußte? Bonham's, Bonham's. Der Groschen bewegte sich, fiel aber nicht.
    Der Tisch war kunstvoll mit Elfenbeinintarsien, Gemälden von Ruinen und geschnitzten Efeuranken an den Beinen geschmückt. Ein solches Möbelstück hatte Melrose noch nie zu Gesicht bekommen. Aber was sollte es, von Muckross Abbey hatte er ja auch noch nie etwas gehört. Die Arme vor der Brust verschränkt und das Kinn in die Hand gestützt, gab er die einzige ihm mögliche Antwort. Er nickte, sagte »hm« und hoffte, seine Miene war weise. »Hm«, wiederholte er und nickte auch noch einmal. »Die Werkstatt von Muckross Abbey, ja, definitiv.« Es klang mehr nach einem Abenteuer von Sherlock Holmes (»Der Hund von Muckross Abbey«) als nach einer Möbelwerkstatt.
    Auf Jurys Liste war nichts dergleichen. Verdammt. Fehlte nur, daß es so weiterging. In diesem Raum, von dessen Westfenster aus Melrose das entsprechende Fenster der Skulpturengalerie sehen konnte, befanden sich wenigstens ein Dutzend Stücke, die geradezu danach schrien, bewundert zu werden. Aber nicht von ihm, vielen herzlichen Dank. Jetzt rieb er sich mit der Hand über die Stirn.
    »Ist was?«
    »Nein, nein. Ich habe nur schon wieder Kopfschmerzen. Ärgerlich, zu dumm.«
    »Tut mir leid. Wollen Sie ein Aspirin?«
    Melrose lehnte dankend ab. Nein, kein Aspirin, vielleicht einen von Diane Demorneys tödlichen Martinis. Er nahm sich ein wenig Zeit, ein bedrohlich aussehendes Teil zu studieren, das vielleicht der eine Viertelmillion Pfund wertvolle Aufsatzsekretär war, von dem Trueblood gesprochen hatte. Hoffte er wenigstens, weil er dann etwas darüber wüßte. Meine Güte, was hatte Owen hier für unglaublich teure Sachen herumstehen. War dem nicht doch eine spartanische Lebensweise vorzuziehen? Brrr! Halt an! meldete sich sein anderes Ich. Runter von dem hohen Roß! Du wohnst doch auch nicht gerade in einer möblierten Bude, oder?
    Mit hängenden Armen schlenderte er zu dem Aufsatzsekretär, hockte sich davor (ganz der Mann, der wußte, wonach er suchen mußte) und fuhr mit dem Finger über die Fuge, wo Ober- und Unterteil aufeinanderlagen. »Ein Prunkstück!«
    »Worauf Sie sich verlassen können.« Max stellte sich neben ihn. »Wieviel ist es wert? Raten Sie.«
    Melrose antwortete nicht sofort, sondern ging um das Möbel herum, blieb hin und wieder stehen, grummelte und nickte. »Das Unterteil scheint aus derselben Periode zu sein, da würde ich doch sagen, es ist das Original. Meinen Sie nicht auch?« Als Max nickte, sagte Melrose: »Wenn ich es haben wollte, würde ich - hm, vielleicht zweihundertfünfzig, zweihundertfünfundsiebzig hinblättern.«
    Max strahlte. »Auf den Punkt getroffen! Zweihun-dertfünfundachtzigtausend Pfund.«
    Melrose gelang ein bescheidenes kleines Murmeln. Wieviel einfacher war doch alles, wenn man vorher Bescheid wußte. »Wenn Sie ihn schon eine Weile haben«, sagte er, »ist der Wert mittlerweile vielleicht um weitere fünfzigtausend gestiegen.« Er blieb stehen und betrachtete den Aufsatzsekretär, als sei er wie benommen vor Bewunderung, während er in Wirklichkeit überlegte, wie er Max dazu bringen konnte, von dem Abend zu erzählen, an dem Verna Dunn ermordet worden war. Aber ihm fiel nichts ein. Mit der Köchin zu plauschen war einfacher gewesen. Um sein Gedächtnis auf Vordermann zu bringen, zog er ein kleines ledernes Notizbuch heraus - alle hatten doch ein Ledernotizbuch, das sie zu Rate zogen -und überflog seine Preisliste. Aber Max war schon bei etwas anderem.
    »Schauen Sie sich das doch bitte mal an.«
    Melrose tat, wie ihm geheißen. Die kleine Bronze-statue sagte ihm nichts. Bronzen? Hatte ihm Trueblood etwas über Bronzen erzählt? »Ungewöhnlich«, sagte er und zog ehrlich erstaunt die Stirn in Falten.
    »Erinnern Sie sich an den Adam-Verkauf? Da müssen Sie doch gewesen sein. Bonham's hat seine Sache großartig gemacht, finden Sie nicht?«
    »Ja, phantastisch.«
    »Was haben Sie gekauft?« fragte Max. »Was Interessantes?«
    Melrose öffnete den Mund, um etwas zu sagen -Hilfe, was nur? Doch Max redete glücklicherweise gleich weiter. »Diese kleinen Plaketten sind herrlich. Und nicht einmal teuer. Da können sich wenigstens auch mal weniger begüterte Leute eine Renaissancebronze leisten.«
    (Aber ja doch. Mrs. Withersby hatte ja schon des öfteren erwähnt, daß sie einen Teil des Salärs für ihre Putzarbeiten zum Erwerb einer solchen beiseite lege.) »Es ist immer schön, wenn man etwas findet, das

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