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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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äße lieber Schokoladeneis, fiel ihr ein Stein vom Herzen. »Ich hab's Ihnen ja gesagt.« Triumphierend stellte sie die Schüssel auf das Tablett und reichte ihm eine Tasse Tee. Doch nun bat ihr Onkel sie, Bob zu suchen, und sie trollte sich, nicht ohne ihm ein paar böse Blicke zuzuwerfen.
    »Ich war ein richtig guter Schütze, damals. Bis zu dem hier.« Emery gestikulierte in Richtung seiner Augen. »Die Leute sind einfach nicht vorsichtig genug, kein Wunder, daß es so schwer ist, einen Waffenschein zu bekommen.«
    »Ja. Wie ist es denn passiert?«
    »Es war vor ein paar Jahren - fünf, sechs -, und ich war mit dem Stechkahn in einem der schmalen Kanäle auf der anderen Seite des Windy Fen, vielleicht zu dicht am Windy Fen.« Er öffnete eine kleine Schublade in dem Tisch neben dem Sofa, tastete mit den Fingern darin herum, zog die Hand zurück und stöhnte. »Hier hatte ich noch ein paar Fluppen, aber Zel muß sie gefunden haben. Egal, an dem Morgen, als ich jagen gehen wollte, ach, es war herrlich, so eine neblige Morgendämmerung mit silbrigem Himmel und alles so gedämpft, und ich schipperte zu einem meiner Lieblingsplätze für Rebhühner. Durch den Flußnebel zu rudern ist wie eine Gespensterwelt zu durchqueren, man spannt alle Sinne an. Die Weiden und Hecken sind wie Geister, wie Schattengestalten, alles sieht so unwirklich aus. Schwer zu beschreiben, so ein Morgen.« Peter schüttelte den Kopf, als könne er es auch nicht. »Na gut, ich machte es mir in dem Stechkahn bequem, lag dort und hörte zu, wie die Vögel zwitscherten und der Wind rauschte und es im Ried raschelte.
    Da lag ich und beobachtete einen Schmetterling, einen dunklen Moorperlmutterfalter. Die sind sehr selten. Er saß auf einem langen, schwankenden Halm. Plötzlich höre ich rechts von mir jemanden rufen, und dann flattern ungefähr zweihundert Vögel auf. Stockenten, Krickenten, Pfeifenten. Ich stell mich in dem Stechkahn hin -das war dumm von mir - und nehme meine Flinte, um zu schießen. Gleichzeitig höre ich mindestens zwei Schüsse knallen und spüre, wie mir etwas heiß wie eine Rasierklinge in den Kopf schneidet. Das war's, dann war alles nur noch schwarz um mich herum.« Er behielt das Gesicht zum Feuer gewandt. »Komisch, woran ich mich am meisten erinnere, das sind nicht die Vögel, sondern der Schmetterling, wie er auf dem Sumpfgras schaukelt.« Er lehnte sich zurück und streckte seine langen Beine aus. »Derjenige, der geschossen hat, hat es überhaupt nicht gemerkt, weil ich keinen Laut von mir gegeben habe und mein Boot so gut verborgen war.« Peter zuckte die Achseln. »Na, ich sollte wahrscheinlich froh sein, daß die Kugel nur meine Sehnerven erwischt hat und nicht mein Gehirn.« Er lächelte erstaunlich fröhlich, als sei er der reinste Glückspilz.
    Jury stellte seine Teetasse auf den Tisch. »Na ja, vielleicht ist das ja ein Grund zur Freude. Ich jedenfalls hätte nicht halb soviel Lebensmut wie Sie.« Er erhob sich. »Danke schön für den Tee. Vielleicht sehen wir uns mal wieder.«
    »Tut mir leid, wenn ich nicht hilfreicher sein kann«, sagte Max Owen. Er war gerade aus London zurückgekommen, und er und Jury saßen bei einem Glas Whisky im Wohnzimmer. »Es stimmt, Grace hat Verna eingeladen. Offenbar mag - mochte, meine ich -Grace sie. Ich weiß, daß Jennifer Kennington eine gute Freundin von Ihnen ist. Sie ist ein feiner Mensch, es kommt mir alles vollkommen unglaubwürdig vor. Alles.« Er schaute auf seinen Whisky hinunter und schüttelte den Kopf.
    Jury nickte. »Ich finde es sehr anständig von Ihnen, daß Sie sich überhaupt die Mühe machen, mit mir zu reden. Sie und Ihre Frau sind es doch gewiß leid, daß die Kripo in Ihrem Haus Amok läuft.«
    Max lachte. »Das ist leicht übertrieben. Können Sie sich vorstellen, daß Chief Inspector Bannen Amok läuft? Ich nicht.«
    »Nein, ich auch nicht. Sie kennen Jenny schon seit einigen Jahren. Trifft das zu?«
    Max betrachtete eine kleine, schwarzlackierte Schachtel, die er aus der Tasche gezogen hatte. Sie gehörte zu der Ausbeute der heutigen Auktion. »Ich kannte eigentlich Ihren Mann James. Jennifer habe ich nur fünf-, sechsmal eher beiläufig getroffen. Die längste Zeit, die ich mit ihr zusammen verbracht habe, war vor Jahren, als ich mal mit James jagen gegangen bin. Da kam Jennifer mit. Sie wohnten in Hertfordshire, in einem Haus mit Namen Stoning-ton. Kennen Sie es?« Nun betrachtete Max eine kleine Elfenbeinschnitzerei, die er aus der anderen Tasche

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