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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Straße. Ein vorbeifahrender Lieferwagen versperrte ihr für kurze Zeit die Sicht. Als er weg war, sah sie nur ein paar Gaffer auf der anderen Straßenseite, aber keinen Purvis mehr. Ihr Wohnzimmer war voller Menschen. Sie verstand keine der durcheinander gestellten Fragen. Plötzlich traf sie ein verspäteter Schock. Sie begann wieder heftig zu zittern. Dann vergrub sie das Gesicht in den Händen und schluchzte.
44. EIN ÜBERFALL
    Fritzi knüllte mit beiden Händen das Taschentuch zusammen. »Ich habe mich völlig falsch verhalten. Aber ich hatte einfach schreckliche Angst. Ich habe ihn mit dem einzigen Mittel, das mir einfiel, in die Flucht geschlagen, aber damit habe ich ihn nur noch mehr herausgefordert. Er hat geschworen, daß er uns kriegt, die ganze Firma.«
    Al Kelly kaute auf einem Zahnstocher. Sein Büro war größer als das von B. B. Ausdruck des ständigen Machtkampfes bei Pal. An der kahlen Wand zu seiner Linken hing ein geschmackloser Druck, die Jungfrau Maria, Augen gen Himmel gerichtet. Zu seiner Rechten hing, wenn auch etwas schief, das Photo einer Frau mit Vogelgesicht und einem Mund wie ein zugezogener Beutel neben zwei gleichermaßen abstoßenden Kindern - die Frau, von der sich Kelly hatte scheiden lassen, und die Kinder, die er verlassen hatte für jene Frau auf einem hübschen, gerahmten Bild auf seinem Schreibtisch. Es war Bernadette, ein gutgebautes ehemaliges Floradora-Mädchen, mit dem Kelly lebte, vermutlich in Sünde, sofern er seinen Glauben noch praktizierte.
    »Er kann uns nichts tun, wenn er uns nicht findet«, meinte Kelly, wiewohl seine gefurchte Stirn keineswegs Zuversicht verriet.
    Eddie stand am Fenster, die Hände in die Hüften gestemmt. »Ich bin entschieden dagegen, daß wir wieder in New Jersey drehen.«
    »Die Verleiher verlangen einen weiteren Indianer-Film«, erklärte Kelly. »Sie sind überstimmt.«
    »Aber B. B. sagte, er wolle seine Frau zum Drehort mitnehmen.«
    »Dann sagen wir ihm halt nicht, was Fritzi passiert ist.« Kelly ergriff die Seiten eines großen handgeschriebenen Produktionskalenders. »Montag in einer Woche. Tragen Sie’s in den Terminplan ein.«
    Fritzi und Eddie tauschten einen Blick. Der oberste Richter hatte das Urteil verkündet, jeder Einspruch war zwecklos. Auf dem Weg hinaus sagte Eddie zu ihr: »Ich mache am besten gleich mit meinen Schießübungen weiter.«
    Umfangreiche Vorbereitungen wurden für den Drehbeginn von Die Rettung des einsamen Indianers getroffen, ein Drehbuch von Hearn, in dem Owen die örtliche Schullehrerin rettet, nachdem sie von Bösewichten in einem brennenden Kanu aufs Wasser hinausgestoßen wird. Auf Kellys Anordnung wurde in der Vierzehnten Straße das Gerücht verbreitet, daß Pals neuer Western am zweiten Montag im Oktober gedreht werden solle, und zwar in der Nähe des Croton-Reservoirs im Nordwesten von Westchester County. Donnerstag vor Drehbeginn tauchte Bill Nix auf, redete fünfzehn Minuten auf Kelly ein und war wieder eingestellt.
    Am Wochenende vor dem besagten Montag sorgten Regengüsse und anschließender Frost dafür, daß sich das Laub schnell verfärbte. Der Wochenanfang versprach klar und schön zu werden, wenn auch empfindlich kalt. Am Sonntag rief Hobart an, um Fritzi zu sagen, daß er die anstrengende Tournee zehn Tage unterbrechen könne; während seiner Abwesenheit sollte die Rolle des Moriarty von der zweiten Besetzung gespielt werden. Fritzi lud Hobart spontan ein, sie nach New Jersey zu begleiten.
    Montag morgen, um fünf Uhr, verließ ein Lieferwagen, dessen sperrige Ladung unter grellen Navojo-Decken verborgen lag, die Gasse hinter den Pal-Büros. Vermutlich würde man den Wagen bis nach Westchester verfolgen; wenn der Plan funktionierte, würden die Verfolger erst gegen Mittag entdecken, daß sie einem Köder gefolgt waren. Solche Täuschungsmanöver wandten auch andere verdeckte Firmen an.
    Jock Ferguson hatte die Kamera bereits am Sonntag abend in einem geschlossenen Lieferwagen mit der Fähre über den Hudson geschafft. Er wollte auf direktem Weg nach Coytesville fahren. Er würde keinen Zwischenstopp in Fort Lee einlegen, da es dort zahlreiche Spione der Patentverwertungsgesellschaft gab. Ortsansässige wurden sowieso nicht beschäftigt; alle Statisten wurden aus der Stadt mitgebracht.
    Eddie hatte den Schauspielern eingeschärft, sich schlicht zu kleiden und unauffällig zu verhalten, wenn sie die Midtown-Fähre nach Jersey City nahmen, wo Bill Nix sie in seinem Requisitenwagen abho-len

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