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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Zeit.«
    »>Geeignet für die Berge und die barbarischen Höhlen, wo Manieren nie gelehrt<«, murmelte Hobart, als Kelly davonschritt. »Dreikönigsabend, vierter Akt.«
    »Ich weiß. Kelly ist zu allen so. Tut mir leid.«
    »Da kannst du nichts dafür, liebes Mädchen. Die Iren sind ein streitsüchtiges Volk. Ich hab’ auch Bernard Shaw nie leiden können.«
    Die Sonne stand jetzt höher und zog Nebeldunst aus der kalten Erde. Nix schob ein bemaltes Kanu ins Wasser und band es an einem Pfahl fest. Eddie rief die Schauspieler. Fritzi brachte ihren Schal wieder in Ordnung, während sie zwei Männern mit falschen Bärten und Anzügen aus Wildleder entgegeneilte. Eddie studierte die Kopie seines Drehbuchs. »Wir drehen die Kampfszene zuerst. Travis, du und Ollie fangt dort drüben an, im Zelt, mit Fritzi. Ihr zerrt sie heraus. Sie wehrt sich, schlägt um sich, trifft aber nicht. Ihr überwältigt sie und tragt sie weg in Richtung Kanu. Die Kamera steht links.«
    Eddie ging jeden Schritt mit ihnen durch, besprach die Reihenfolge der Schläge und Stürze, damit niemand Schaden nehmen würde.
    Er ist wirklich ein Naturtalent, dachte Fritzi. Er erinnerte kaum noch an einen gesetzten Mann aus Yale. Rita hatte ihm schon des längeren nicht mehr die Haare geschnitten. Der gelbe Cowboy-Schal, den er umgebunden hatte, baumelte vor seiner Brust. Er trug einen langen fleischfarbenen Staubmantel über Reithosen; immer wenn der Mantel sich aufbauschte, konnte man seinen im Halfter steckenden Revolver sehen.
    »Haben’s alle kapiert?«
    Sie bejahten.
    »Okay, dann geht ins Zelt, wir proben.«
    »Warum drehen Sie denn nicht gleich? Sie verschwenden kostbares Tageslicht«, beschwerte sich Kelly laut.
    »Ein Probedurchlauf ist billiger als eine zweite Aufnahme«, antwortete Eddie.
    »Laß den Jungen machen, Al«, rief B. B. von seinem Stuhl aus. »Er hat schließlich bei Griffith gelernt, und Griffith muß es wissen.« Kelly schwieg und kaute zornig auf seiner Zigarre.
    Travis und Ollie ließen Fritzi den Vortritt ins Zelt. Als sie sich duckte, um einzutreten, sah sie, wie sich Nix eilig in den Requisitenwagen verdrückte, in dem er Zeltstangen, Schiffsleinwand und anderes hergefahren hatte. Eddie bedeutete ihnen anzufangen. Die Schurken zerrten Fritzi nach draußen. Ollie Soundso landete einen Schlag zur falschen Zeit und hätte beinahe ihr Kinn getroffen, aber sie wich seinen fliegenden Fäusten aus, indem sie sich in gespielter Hysterie von einer Seite auf die andere warf. Sie trugen sie aus dem Bildfeld. Eddie war zufrieden.
    »Okay, wir drehen. Bist du soweit, Jock?«
    Ferguson wischte mit seinem blauen Halstuch einen Fussel von seiner Linse, warf einen Blick auf die Anzeige des Filmverbrauchs und nickte. Hobart schraubte lässig den Deckel einer Flasche im Lederetui ab und bekämpfte die Kälte mit einem kräftigen Schluck.
    Während Fritzi auf der Stelle trampelte und die Luft aus den Lungen strömen ließ, sah sie, daß Bill Nix sich im Wagen zu schaffen machte. Er blickte ängstlich um sich. B. B. und seine Frau strahlten wie die Kinder, während Eddie »Auf die Plätze!« rief. Fritzi schritt auf das Zelt zu; sie, Travis und Ollie drängten sich hinein. »Achtung!« rief Eddie durch sein kleines Megaphon. »Kamera ab!« Jock drehte die Kurbel und zählte dabei stumm. »Und - bitte!«
    Fritzi wurde hinaus in die Sonne gestoßen. Aus den Augenwinkeln heraus sah sie, daß Nix etwas aus dem Wagen zog. Ein langer blauer Gewehrlauf blitzte auf.
    Eddie sah es ebenfalls, er ließ das Megaphon gegen sein Bein fahren. »Bill, was zum Teufel machst du?« Nix drückte den Hahn des Gewehrs nach unten, riß ihn wieder hoch, legte an und zielte.
    »Jock!« schrie Fritzi. Möglicherweise rettete ihm das sein Leben. Während er zu ihr herumwirbelte, feuerte Nix eine Ladung auf die Kamera ab, die augenblicklich vom Dreifuß stürzte. Ein zweiter Schuß riß das Gehäuse entzwei. Winzige Zahnräder und Metallstückchen flogen durch die Luft.
    »Nix, du Verräterschwein! Wieviel haben sie dir bezahlt?« schrie Kelly, nur eine Sekunde bevor Nix auf ihn schoß. Kelly war geistesgegenwärtig genug, sich auf den Boden fallen zu lassen und damit der Kugel zu entgehen. Mit einem harmlosen Plumps fiel sie hinter ihm in den See. Die Zeit schien sich endlos zu dehnen, aber vielleicht kam es Fritzi auch nur so vor. Nix machte eine langsame, geschmeidige Drehung und suchte ein neues Ziel. Als sein Blick auf sie fiel, legte er das Gewehr erneut an. Er

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