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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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würde. Obwohl Hobart Fritzis Anweisungen bezüglich der Kleidung gehört hatte, scherte er sich nicht darum und erschien in einem auffälligen Mantel mit abnehmbarem Cape und Jagdhut, hellbraunen Hosen und gelben Gamaschen sowie mit einem glänzenden, knorrigen Spazierstock. Seine Zähne schnatterten, der Wind war eiskalt, der über den Bug der Fähre pfiff.
    »Dieses Versteckspiel ist doch ausgemachter Blödsinn.«
    »Du würdest anders reden, wenn du Purvis kennen würdest«, gab sie zurück.
    Jock und Eddie hatten schon vor einiger Zeit einen abgelegenen See in den Wäldern hinter Coytesville entdeckt. Er war ungefähr eine halbe Meile breit, sein Wasser schimmerte tiefblau im Morgenlicht. Regen und Kälte hatten das Laub der umstehenden Bäume gefärbt -scharlachrot leuchteten die roten Eichen, in intensiverem rötlichem Braun die weißen Eichen, in grellen Rot- und Orangetönen die Ahornbäume, hellgelb die Birken. Kurz nach neun Uhr fand sich die Firma am Ufer zusammen.
    Eddie kam in seinem Stoddard-Dayton angefahren, mit Kelly auf dem Beifahrersitz, der in einen Mantel mit schwarzem Samtkragen eingehüllt war. Sie hatten die Fähre an der Hundertneunundzwanzigsten Straße genommen. B. B. und seine Frau, in Reisedecken warm eingepackt, saßen auf der Rückbank. Sie eilten herbei, um Fritzi zu begrüßen, die in der Nähe eines Indianerzeltes stand, das Bill Nix und ein Helfer gerade aus Stangen und Schiffsleinwand errichteten. Nix beschwerte sich diesmal nicht, aber Fritzi bemerkte seine Nervosität. Er verschüttete einen Teil der Farbe, mit der er plumpe Pfeile, Büffel und Blitze auf das Zelt schmierte.
    B. B. umschloß Fritzis Hand mit beiden Händen. »Ich habe Sophie gesagt, daß sie Sie unbedingt kennenlernen muß. Sophie, das ist Fritzi. Fritzi, meine Frau.«
    »Freut mich sehr«, sagte Fritzi zu der kleinen Frau mit den fröhlichen braunen Augen und der Stupsnase, während sie sich hinunterbeugte, um das Gesicht von Mrs. Pelzer unter dem Rand des riesigen, mit drei ausgestopften Vögeln geschmückten Hutes zu sehen.
    »Bennie ist so stolz auf Sie. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr er von Ihnen schwärmt«, sagte Sophie Pelzer. Fritzi nahm das Kompliment mit bescheidenem Lächeln entgegen. Owen schritt mit vorgeschobener Unterlippe an ihnen vorbei und tat so, als sähe er weder die Pelzers noch Fritzi. Er ignorierte Fritzi um so mehr, je größer ihre Rollen wurden. Nachdem B. B. seine elfenhafte Frau zu den Klappstühlen in der Nähe der Kamera geführt hatte, fing Owen mit lauter Stimme an, die Malkünste auf der Zeltwand zu kritisieren.
    Hobart kam herbeigeschlendert. Er schlang die Arme um den Oberkörper und schlug sich auf die Seiten. »Ist verdammt kalt hier draußen. Ist das alles, was ihr hier macht, rumstehen und warten?«
    »Ja, das machen wir wirklich oft«, gab Fritzi zu, wobei sie gleichzeitig auf der Stelle trippelte, um die Tannennadeln aus ihren Schuhen zu schütteln. Nell Spooner hatte zwar einen Schal für die Lehrerin gefunden, aber der konnte nur wenig gegen die Kälte ausrichten. Fritzis einfaches, ausgebleichtes Kleid war dünn, eher für einen Sommer in der Prärie geeignet als für den kalten Herbst im Nordosten des Landes.
    Kelly kam herbei, um das Zelt in Augenschein zu nehmen. Bill Nix rührte in der Farbe und ging immer wieder von einer Seite zur anderen, dabei stieß er mit ihm zusammen. Kelly brauste auf. »Herrgott noch mal, was ist denn los mit Ihnen? Schauen Sie gefälligst, wo Sie hintreten.«
    »Verzeihung«, entschuldigte sich Nix. »Ich will doch bloß gute Arbeit machen.« Er eilte davon, vorbei an Fritzi. Sie roch den Whiskey.
    Sie schob ihre Beobachtung beiseite, nahm Hobarts Hand und zog ihn mit sich. Kelly musterte den Schauspieler wie einen Aussätzigen.
    »Mr. Kelly, darf ich Ihnen meinen Gast, Mr. Hobart Manchester, vorstellen. Hobart, das ist Alfred Kelly, einer der Inhaber dieser Firma. Hobart interessiert sich für das Filmgeschäft.«
    »Prima.« Kellys Händedruck war äußerst flüchtig und nichtssagend.
    »Ich bin mit Mr. Manchester in einem Stück von Shakespeare aufgetreten. Manchester ist ein bekannter Schauspieler aus London.«
    Kelly nahm die Zigarre aus dem Mund und musterte den exzentrischen Darsteller von oben bis unten. »London, soso. Na ja, ich bin Ire. Wenn Sie mich fragen, paßt alles, was gut ist in und an England, auf einen Stecknadelkopf. Versuchen Sie, hier nicht im Weg zu stehen, Manchester, wir haben nicht viel

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