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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Carl und seinen Abenteuern als Teamfahrer bei dem berühmten Barney Oldfield.
    »Er riskiert viel, aber so ist er nun mal. Ich glaube nicht, daß er irgendwann ein beschauliches Leben führen wird.«
    »Muß ein mutiger Mann sein«, meinte Harry. In seiner Stimme schwang eine Spur von Neid mit.
    »Das stimmt, das ist er.«
    Schweißperlen standen ihm auf der Stirn, und sein Herz raste, als er sie mit träumerischem Blick ansah. Schon das allein reichte aus für eine Erektion, über die er unter dem Tisch diskret seine Serviette breitete.
    Als sie das Restaurant verließen, bot Harry Fritzi an, sie zu begleiten, doch nach wenigen Metern blieb er unter der dunklen Markise eines Theaters ganz unvermittelt stehen. Er berührte sanft ihren Arm.
    »Ich muß Ihnen sagen, wie sehr ich den Abend mit Ihnen genossen habe. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zum letzten Mal einen Abend so genossen habe, Fritzi.«
    Sie machte einen kleinen Schritt weg von seiner Hand. »Ja, es war ein sehr schöner Abend, danke. Aber jetzt müßte ich eigentlich nach einem Taxi ...« So unverhofft, daß sie nur verblüfft sein konnte, schlang er im Schutz der Dunkelheit die Arme um sie, ohne sich um die Passanten zu kümmern, die ihnen im Vorbeigehen den Kopf zuwandten. Einen kurzen, herrlichen Augenblick lang schmeckte er ihren warmen Mund. Dann drehte sie den Kopf zur Seite und rang nach Luft.
    »Harry, das dürfen wir nicht!«
    »Ich konnte nicht anders«, stieß er hastig hervor. »Sie wissen gar nicht, wie sehr ich .« Das schlechte Gewissen ließ ihn den Rest das Satzes hinunterschlucken.
    Sie schien eher verlegen als verärgert. Nach einem letzten fragenden Blick trat sie eilig an den Straßenrand und winkte ein Taxi herbei. Harry reichte ihr die Hand, als sie ins Taxi einstieg, Röte stand ihm im Gesicht, aber er konnte den Blick nicht von ihrem bezaubernden Antlitz wenden. Er sah es noch immer vor sich, als sie schon im hellen Licht der Scheinwerfer und Reklameschilder entschwunden war.
    Fritzi sann immer noch über Harrys Annäherungsversuch nach, als sie die Treppe zu ihrer Wohnung hinaufging. Obwohl sein Verhalten für einen verheirateten Mann ungebührlich war, schmeichelte ihr sein Interesse, und in den wenigen Sekunden, als sich ihre Lippen berührt hatten, hatte sie eine körperliche Empfindung gehabt, an die sie sich mit Freuden, aber auch mit Verlegenheit erinnerte.
    Sie schloß die Tür auf und betrat ihre Wohnung, ohne gleich zu begreifen, was ihre Sinne sofort wahrnahmen. Ein Lufthauch bewegte den alten Spitzenvorhang vor dem Fenster, das zur Zweiundzwanzigsten Straße hinausging. Das Fenster war offen, von draußen drangen die Geräusche der Nacht herein, der Streit eines Paares, das Hupen eines Autos, ein rhythmisches Knarren, das sie nicht kannte. Sie schloß immer alle Fenster, bevor sie die Wohnung verließ, da stets mit Regen oder einem jähen Temperaturwechsel zu rechnen war.
    Den Geruch von Talkum nahm sie einen Augenblick früher wahr als die Umrisse des Kopfes, des Körpers, der ausgestreckten Beine und der Füße auf dem Tisch, neben dem Phonographen. Ihre Nak-kenhaare stellten sich auf.
    »Hallo, Miss Fritzi! Erschrecken Sie nicht! Ich bin’s nur, Pearly Purvis.«
43. DROHUNGEN
    »Ich habe Sie an der Stimme erkannt.« Fritzis seelenruhige Antwort konnte als die beste schauspielerische Leistung der Woche gelten.
    »Machen Sie die Tür zu! Und lassen Sie Licht werden.« Purvis klang umgänglich. Mit zitternder Hand betätigte sie den Lichtschalter. Die alte Deckenlampe, Glühbirnen umgeben von Blüten aus Milchglas, warf ihr Licht auf einen unerwarteten Anblick. Auf dem Tisch lag ein Herbststrauß aus Astern, Chrysanthemen und Goldruten.
    Purvis stand auf. »Ich nehme an, Sie sind überrascht, mich hier zu sehen.«
    »Überrascht ist wohl kaum das richtige Wort. Wie sind Sie überhaupt hereingekommen?«
    Er lächelte. »Das fragen Sie einen Mann, der fünfzehn Jahre lang bei Pinkerton gearbeitet hat?« Er zog einen Schlüsselbund, an dem auch mehrere Diebeshaken hingen, aus der Tasche und schüttelte ihn wie eine Kinderrassel in der Luft.
    Angezogen war er, als ginge er auf Brautschau. Daß er sich für diesen Zweck auch eben erst rasiert hatte, war an der kleinen Schnittwunde unterhalb seines Ohrs zu sehen. Sein dichtes helles Haar trug er in der Mitte gescheitelt. Sein Anzug war ein Einreiher aus Cord mit Lederbesatz an den Ellbogen, seine Weste war aus feiner kastanienbrauner Seide mit dunkelgrünen Steifen

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