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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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gefertigt. Die braunen Stiefel waren abgestoßen. Das Abzeichen der Freimaurer glitzerte an seiner Uhrenkette.
    Aufgeregt schritt sie an ihm vorbei zum Fenster, das zur Zweiundzwanzigsten Straße hinausging. Das nervtötende Knarren stammte vom zweirädrigen Karren eines alten Lumpensammlers. Sie warf das Fenster so heftig zu, daß die Scheibe klirrte.
    »War gar nicht so schwer, Sie zu finden«, fuhr Purvis fort. »Man braucht nur fünf Scheine in die Hände des richtigen Schauspielagen-ten zu legen. Hat aber noch ’n Weilchen gedauert, bis ich mir die Zeit nehmen konnte, Sie aufzusuchen, man hat ja dies und jenes zu tun.«
    Fritzi schwieg. Ihre Beine waren wackelig, und sie hoffte zu Gott, nicht ohnmächtig zu werden.
    »Dazu muß ich sagen, daß ich es nie furchtbar eilig habe, wenn es um einen Besuch bei jemandem geht, der mir Unrecht getan hat. Erst alles ruhen lassen und dem anderen Zeit geben nachzudenken. Vorauszuahnen. Es hat eineinhalb Jahre gedauert, bis ich den Mann aufgesucht habe, der für meinen Rausschmiß bei Pinkerton verantwortlich war.«
    Sie versuchte, ihre Stimme gleichmütig klingen zu lassen, als sie fragte: »Und was haben Sie mit ihm gemacht?«
    »Sein Haus ist abgebrannt, und er und seine Frau waren drin.«
    »O mein Gott.«
    »Ach, halb so schlimm, sie sind rausgekommen. Man muß bloß wissen, daß ich nichts vergesse - ein Gedächtnis wie ein Elefant.« Wieder das strahlende Lächeln. Fritzi lief ein Schauder über den Rücken.
    »Ich hab’ ein paar Ihrer Filme gesehen«, fing er an. »Es gibt da Dinge, die wir besprechen müssen.«
    »Ich wüßte nicht, was wir zu besprechen hätten. Ich möchte, daß Sie gehen, Mr. Purvis.«
    »Nennen Sie mich Earl. Oder Pearly. Ganz wie sie mögen.«
    »Haben Sie nicht verstanden, was ich gesagt habe? Sie sind bei mir eingebrochen, und ich möchte, daß Sie gehen. Wenn nicht, schreie ich gleich aus Leibeskräften.« Sie behauptete: »Auf der Schauspielschule haben wir gelernt, zu kreischen wie Todesfeen.«
    Er runzelte die Stirn, als vermute er, daß sie ihn verkohlte. Im Grunde sah er nicht schlecht aus, vor allem, wenn er lächelte. Aber diese blassen Augen mit den winzigen goldenen Pünktchen waren gefährlich. »Aber, aber, ich bin wirklich nicht in böser Absicht hier.« Er schob beide Mantelhälften nach hinten - kein Pistolenhalfter. »Ich möchte bloß, daß wir uns näher kennenlernen.«
    Ihre Beine hörten nicht auf zu zittern. Gnädigerweise konnte er das durch ihren Rock hindurch nicht sehen. »Aber ich nicht«, widersprach sie. »Bitte, gehen Sie.«
    »Also wirklich, ich habe doch sogar ein Versöhnungsgeschenk
    mitgebracht. Diese Blumen halten ewig, sie sind aus Seide.«
    Beinahe hätte sie laut losgelacht, aber Purvis’ Blick hielt sie davon ab. »Die können Sie behalten, ich will sie nicht.«
    »Mein Gott, sind Sie hochnäsig«, sagte er schmunzelnd. Er sank tiefer in den Stuhl. Sie setzte sich auf das Sofa, weil sie Angst hatte, ohnmächtig zu Boden zu sinken, wenn sie sich nicht bald setzte.
    »Vielleicht ist das der Grund, warum ich Sie gesucht habe. Irgendwie haben Sie’s mir in Coytesville angetan. Ist ja eigentlich komisch, weil Sie mich ganz schön bloßgestellt haben. Und dieses Bravourstück, mit dem Sie mich reingelegt haben« - er zeigte mit dem Finger auf sie -, »also wirklich, ich habe in meinem Leben eine Menge zähe Frauen, Hur... huch! Damen von zweifelhaftem Ruf kennengelernt, die sich mit Messern oder Knarren verteidigen konnten. Aber so eine wie Sie ist mir noch nicht untergekommen. Sie hatten allerdings einen unfairen Vorteil, das Überraschungsmoment. Ein zweites Mal würde mir das nicht passieren.«
    Sie zog die Hutnadel aus ihrem Hut, legte Hut und Nadel beiseite. Ihre Hände waren feucht.
    Purvis schlug die Beine übereinander. »Von Rechts wegen sollte ich Sie hassen wie die Pest. Das habe ich auch, als dieser Bastard Kelly mir in meine Reifen geschnitten und ihr euch alle aus dem Staub gemacht hattet. Aber höchstens eine Stunde lang. Dann hab’ ich mich beruhigt und noch mal nachgedacht. Sie haben es gewagt, mir die Stirn zu bieten. Das schaffen nicht einmal viele Männer. Sie sind ein harter Brocken, Miss Fritzi.«
    Ihre Haut kribbelte. Sie fragte sich, ob er vielleicht doch nicht ganz bei Sinnen war.
    »Für den Fall, daß Sie es immer noch nicht verstanden haben« -der Ton seiner Stimme wurde fast unmerklich schärfer -, »ich möchte, daß wir Freunde werden.«
    Sie deutete auf den goldenen Ring am

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