Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
vertraulich.«
    »Ich verstehe«, sagte sie, obwohl sie nicht das geringste verstand.
    »Wir können uns einen weiteren Zwischenfall wie den in Jersey nicht erlauben«, warf B. B. ein. »Sophie ist außer Gefahr, aber das ist reines Glück. Sie könnte genausogut tot sein.«
    Als hätten sie sich abgesprochen, ergriff Kelly wieder das Wort. »Kameras sind teuer. Filmmaterial ist teuer.«
    »Eddie ist immer noch im Hospital«, sagte B. B.
    »Ja, ich werde ihn heute noch besuchen.«
    Kelly spielte mit einem Zigarrenstumpen in einem schweren gläsernen Aschenbecher. »Was wir Ihnen sagen wollten, ist, daß wir beschlossen haben, dieses Büro für einige Zeit zu schließen.«
    »Ich habe es beschlossen«, korrigierte B. B. »Ich möchte nicht, daß die, die für Pal arbeiten, noch mehr Schwierigkeiten bekommen. Wir werden türmen.«
    »Nach Kalifornien«, ergänzte Kelly.
    »Edison ist ein alter Geizkragen, das weiß jeder«, sagte B. B. »Er wird wahrscheinlich keine Zugfahrkarten für seine gedungenen Verbrecher kaufen. Vielleicht läßt Purvis uns dann in Ruhe.«
    »Ja, ja, und vielleicht wächst das Geld bald auf Bäumen«, raunzte Kelly.
    »Egal«, sagte B. B. »Wir gehen.«
    Fritzi unterbrach die beiden zum ersten Mal. »Wer geht?«
    »Die wichtigen Leute«, antwortete Kelly.
    »Unter anderem auch Sie«, schloß B. B.
    Fritzi brauchte einen Moment, um zu begreifen. »Mr. Pelzer - Mr. Kelly -, das ist sehr freundlich, aber ich habe, ehrlich gesagt, nicht die Absicht, in Kalifornien zu arbeiten.«
    »Nicht einmal im Winter?« erkundigte sich Kelly.
    »Nein, Sir.«
    »Aber warum denn nicht?« wollte B. B. wissen. »Wie kann man denn etwas gegen anhaltenden Sonnenschein haben? Colonel Bill Selig aus Chicago ist bereits dort und entkommt so den Patentleuten. Essanay, Lubin, Nestor, alle haben schon Studios dort. Auch die Biograph ist im vergangenen Winter im Westen gewesen, und wie ich höre, wollen sie bald ganz hinziehen. Vielleicht werden es bald alle so machen, uns eingeschlossen.«
    Er zog ein zerknittertes Stück Zeitung aus seiner Jackentasche. »Hören Sie sich das an. >Die Filmbranche prophezeit, daß unsere Stadt schon im nächsten Jahr das Zentrum der amerikanischen Filmindustrie sein wird.<« Er hielt Fritzi den Zeitungsausschnitt vor die Nase. »Los Angeles Times.«
    Fritzi starrte auf die Notiz, die vor ihren Augen zu verschwimmen und sich so ihrer Verwirrung anzupassen schien. Sie schüttelte langsam den Kopf. Ein gereizter Ton schwang in Kellys Stimme mit. »Entscheiden Sie nicht vorschnell. Bei uns haben Sie eine Zukunft.«
    »Richtig«, pflichtete B. B. ihm bei. »Unsere Branche wächst wie eine Kaninchenfarm. Die Fachzeitschriften berichten, daß es bereits zehntausend Filmtheater in Amerika gibt, und jeden Tag kommen acht bis zehn dazu. Die meisten zeigen täglich neue Filme - jeden Tag ein neues Programm. Für einen derart expandierenden Markt kann man die Filme gar nicht schnell genug produzieren. Und soll ich Ihnen noch etwas sagen? Die Jugend strömt in die Filmtheater. Tatsache! Während der Woche schwänzen sie die Schule, und am Samstag und Sonntag zerren sie Vater und Mutter in die Filmtheater. Wir erziehen uns ein ganz neues Publikum, das einfach verrückt nach Filmen ist. Die Einwanderer strömen aus den Schiffen, die von Hamburg und Cork kommen, und bevor man sich’s versieht, stehen sie um Karten an. In den Provinznestern in Ohio und Iowa machen sie aus den alten Bühnentheatern Nickelodeons. In kleinen, staubigen Kuhdörfern in Texas und Oklahoma reiten die Cowboys am Samstag abend zwanzig Meilen, um einen Film zu sehen.«
    »Außer sie sind Baptisten«, murmelte Kelly. »Mit den Baptisten haben wir immer noch Probleme.«
    Ungeduldig wie ein Kind, das partout etwas durchsetzen will, lehnte sich B. B. vor. »Wir werden es weit bringen, Fritzi. Kalifornien ist nur der Anfang. Wir brauchen Sie.«
    Aus dem bleichen Himmel wirbelten die Schneeflocken am Fenster vorbei. Ihr war kalt, und sie war unglücklich, weil sie es haßte, Menschen zu enttäuschen, die ihr ans Herz gewachsen waren. B. B. gehörte auch dazu.
    »Ich weiß Ihr Angebot zu schätzen, und ich bin Ihnen sehr dankbar. Aber« - ein tiefer Atemzug - »mein Ziel ist es immer noch, auf einer Theaterbühne aufzutreten.«
    »Ach, Unsinn, habe ich Ihnen doch gesagt!« Kelly sah Fritzi finster an. »Also gut, bleiben Sie hier. Vergessen Sie, daß wir die Absicht hatten, einen rechtskräftigen Vertrag mit Ihnen zu schließen. Bleiben

Weitere Kostenlose Bücher