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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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mit dem Finger. Ein runzliger Kerl mit schlechten Zähnen trat vor. »Julio wird übersetzen. Wissen Sie, wer ich bin, Yankee?« fragte er wieder auf spanisch.
    »Wissen, wer ist er - el comandante?« fragte Julio in kaum verständlichem Englisch.
    »General Villa. Ich habe sein Bild gesehen.«
    Als Julio übersetzte, ging ein Strahlen über Villas Gesicht. »Bringt dem Gentleman einen Stuhl.«
    Sammy wurde an einen anderen Tisch geschoben, die Mündung der Mauser dicht an seinem Ohr. Villa tippte mit seinen kurzen dik-ken Fingern an die Flasche. »Tequila?«
    »Nein, danke, aber könnte ich vielleicht eine Zigarre haben?« Er klopfte seinen Umhang ab, der von getrocknetem Blut ganz steif war.
    Ein kurzer spanischer Erguß, dann die Übersetzung: »Der General sagt, Sie nicht nach Ihrer Waffe greifen.«
    »Ich habe keine Waffe, die haben Sie mir abgenommen. Ich sagte, ich hätte gerne eine Zigarre.« Er tat, als ob er paffte. »Zigarre.«
    »Ah. Cigarro. Furo.« Julio übersetzte, wartete auf die Antwort. »Der General sagt, okay, aber Sie versuchen etwas anderes, dann wir Sie stellen an Ziegelwand.« Paul hatte den Ausdruck schon gehört; er bedeutete Exekutionskommando.
    »Ein andermal«, murmelte er und zog eine Zigarre hervor. Seine Handrücken waren blutverschmiert. Er fühlte das getrocknete Blut auch in seinen Haaren und Augenbrauen. Er klopfte seine Hosen nach einer Streichholzschachtel ab, aber die mußte er irgendwie verloren haben. Villa warf ihm ein Schwefelholz zu, das Paul an der Tischplatte anriß.
    Der General stieß eine Frage hervor, die Julio übersetzte. »Er wissen will, wer Sie sind.«
    »Ich heiße Paul Crown. Ich bin Amerikaner. Ich mache Nachrichtenfilme für Filmtheater.«
    Julio blinzelte, scheinbar begriff er nicht ganz. »Ich glaube, er sagt, er trägt eine Krone. Und spielt Theater.«
    Großer Gott, der Mann verstand ja überhaupt kein Wort Englisch! Das konnte in eine Katastrophe münden. Paul klemmte sich die Zigarre zwischen die Zähne, sah sich suchend nach dem Soldaten mit der Kamera um, zeigte mit dem Finger auf ihn, drehte mit der Hand an einer unsichtbaren Kurbel und sagte: »Cines noticias.« Nachrichtenfilme.
    Villa setzte sich auf seinem Stuhl zurück und lachte.
    »Was für eine Überraschung! Dann haben wir also beide mit falschen Karten gespielt. Ich spreche die Sprache von euch Yankees ganz gut. Ich war schon oft in den Vereinigten Staaten.« Er winkte mit der Hand. »Julio, setz dich, du bist ein Idiot!«
    Beschämt verschwand der schäbige Mann in der cantina. Villa nahm einen Schluck aus der Flasche und fuhr fort: »Ich mache gute Geschäfte in Texas und New Mexiko. So stehle ich zum Beispiel das Vieh der Hurensöhne, die das Volk um sein Land und sein Geburtsrecht betrügen. Meine Jungs treiben die Herden bei Nacht nach Columbus in New Mexico. Ein gefälliger Händler verkauft sie und weiht sie Gott, bevor sie in den Schlachthof wandern. Sie werden verstehen, daß ich den Namen des Mannes, der mir hilft, die Revolutionskasse aufzubessern, nicht preisgeben kann, da wir beide uns ja noch nicht allzugut kennen. Sie sehen vertrauenswürdig aus, aber das gilt für viele Spione.«
    Er nahm noch einen Schluck. Villa mochte ein ungebildeter Bauer sein, aber Paul war beeindruckt von seiner Gerissenheit; gewiß hatte er auch militärische Begabung.
    »Sie machen Filme?« fragte Villa. Paul nickte. »Ich mag Filme. Ich habe in El Paso schon viele gesehen, fünf Centavos.«
    »Deshalb bin ich hier, Herr General. Um Filme über Ihren Krieg zu drehen. Ich habe Schreiben bei mir, die belegen, wer ich bin.« Er griff an den Lederriemen, um den Beutel mit dem Paß herauszuziehen.
    »Die interessieren mich nicht. Ich mag Sie. Andererseits sehen Sie nicht aus wie ein Dummkopf. Sie wissen doch bestimmt, daß Sie gegen das Gesetz verstoßen. Präsident Huerta hat alle Amerikaner des Landes verwiesen. Was Sie tun, ist gegen das Gesetz, sehr gefährlich.«
    Paul zuckte innerlich zusammen. Er bemühte sich, gelassen zu scheinen, als er antwortete. »Ich weiß, aber das ist mein Beruf. Ich verstehe Ihre Sorge nicht ganz. Sie kämpfen gegen Huerta und sein Regime. Warum setzen Sie sich dann für seine Vorschriften ein?«
    Villa runzelte die Stirn. »Zu viele Yankees haben dieses Land ausgeblutet. Woher soll ich wissen, daß Sie nicht auch heimlich in deren Diensten stehen?«
    »General, das ist nicht der Fall, aber dafür habe ich keinen anderen Beweis außer meinem Wort. Bitte sagen Sie mir,

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