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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Werkzeugkasten für die Nacht wegschloß, bemerkte, daß sich Fritzi für diesen Turm interessierte. »Dort oben kommt sein Büro hinein. Ein Dampfbad, eigenes Badezimmer - müssen die Wanne mit einem Kran hinaufheben. Sie
    soll so groß sein wie ein Swimmingpool.«
    An den Picknicktischen, wo Filmleute und Gäste ihre Teller mit Schinken, Truthahn, Kartoffelsalat, Bohnen und Brötchen füllten, trat Sennett neben sie und begrüßte sie freundlich. Sie gratulierte ihm zu seinem Erfolg. »Es ist wunderbar, Mike - ich meine Mack, an den Namen habe ich mich noch nicht gewöhnt. Sie sind ein Großkapitalist. Ihr eigenes Studio und einen Turm für Sie persönlich, mit allem Luxus.«
    »Im Verwaltungsgebäude wird es eine Turnhalle geben. Man muß fit und gesund sein, wenn man gute Arbeit leisten will.« Sein Lächeln erlosch, als ihm ein anderer Gedanke durch den Kopf ging. »Aber es ist nicht ganz so großartig, wie es aussieht. Zum ersten Mal bin ich für die Gehälter verantwortlich. Und für alle möglichen Schulden.« Dennoch sah er in dem eleganten, sommerlichen Dreiteiler aus Leinen und mit funkelnder Krawattennadel sehr erfolgreich aus.
    »Mr. Griffith ist auch hierhergezogen, nicht wahr?«
    »Ja, und der Großteil der Biograph-Leute mit ihm. Billy Bitzer, Lionel Barrymore, Hank Walthall, die Gish-Girls. Die kleine Mary hat sich aber für Zukor’s Famous Players entschieden.«
    »Ich weiß, ich habe sie dort getroffen.«
    »Hallo, da ist meine Hauptdarstellerin. Komm her, Mabel.«
    Er machte Fritzi mit einer eins fünfzig großen Brünetten mit lebhaften dunklen Augen bekannt. Fritzi und Mabel Normand verstanden sich auf Anhieb, nach fünf Minuten schwatzten sie wie alte Freundinnen. Mabel erzählte ungeniert einen anrüchigen Witz und naschte dabei Erdnüsse, die sie laufend knackte. Während Fritzi lächelnd zuhörte, bemerkte sie, daß sie von einem lustigen kleinen Mann mit welligem dunklem Haar und frechen Augen beobachtet wurde.
    Ein weiterer alter Freund tauchte aus der Menge auf. Es war Ros-coe Arbuckle - Fatty, mit dem sie in Eine heitere Verwechslung gespielt hatte. Sie umarmten sich. »Wir haben einen neuen in der Truppe«, sagte Fatty und zeigte mit dem Finger auf jemanden, der hinter ihr stand. Es stellte sich heraus, daß es sich um den kleinen Mann handelte, der sie beobachtet hatte. Fatty stellte ihn als Charles Chaplin vor. »Wir haben ihm den Spitznamen >Der englische Edgar< gegeben.«
    »Ich bin entzückt«, sagte der englische Edgar alias Chaplin mit einem Akzent, der ihn überall auf der Welt als Engländer ausgewiesen hätte. Er küßte Fritzis Hand und blinzelte. Dann faßte er an seinen Hut und ließ ihn auf dem Rand über den Arm in die wartende Hand purzeln. Eine Effekthascherei, aber amüsant.
    Chaplin setzte sich neben sie ins Gras, während Fattys fabelhaftes Fest gezeigt wurde. Der Konditor Fatty wurde von Sennetts närrischen Polizisten verfolgt, die ihn irrtümlich für einen Juwelendieb hielten. Hinterher ließ Chaplin in der sommerlich milden Dunkelheit, in der Glühwürmchen leuchteten, seinen Hut erneut purzeln, diesmal jedoch aus Höflichkeit.
    »Ich habe mich gefreut, Sie kennenzulernen, Miss Crown. Ich hoffe, ich habe bald wieder das Vergnügen.«
    Intuitiv legte sie den Zeigefinger unters Kinn, knickste und blinzelte. »Ich bin entzückt.«
    Chaplin lachte. »Sie wagen sich in mein Terrain vor, meine Liebe.«
    »Entschuldigen Sie! Das ist nicht meine Domäne.«
    »Da wäre ich mir nicht so sicher«, meinte er, als sie sich verabschiedeten.
    Ihre Wege sollten sich bald wieder kreuzen. Eines Samstags an einem Septemberabend fühlte sich Fritzi einsam und willigte in Lilys Vorschlag ein, in Venice ins Poodles zu gehen, wo eine Band von Farbigen lauten, mitreißenden Jazz spielte. Dem Filmvolk blieben die etablierten Kreise mit ihren Unterhaltungsmöglichkeiten verschlossen, und so hatten sie sich ihre eigenen geschaffen. Jeden Donnerstag abend wurden in der Halle des Hotels Hollywood zum Tanz die Teppiche zusammengerollt; freitags traf man sich zu Picknick und Tanz weit draußen in Inceville, auf der Ranch, wo der Regisseur von Bison, Thomas Ince, seine Western drehte; samstags im Poodles oder im Ship’s Café in Hollywood. Lily war regelmäßig mit von der Partie und verdrückte sich dann mit einem Schürzenjäger, den sie spät nachts ins Haus schmuggelte. Der war jedesmal längst wieder verschwunden, wenn Fritzis Wecker klingelte.
    Die Gesellschaft hob Fritzis Stimmung.

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