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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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gebrauchten Möbeln ein. Er strich es an und pflanzte Blumen ums Haus. Er wurde Mitglied der Schwarzen Maurerloge und der Episkopalen Afrikanischen Methodistenkirche Ebenezer in der Calhoun Street. Dort lernte er eine hübsche, schwarze junge Frau namens Grace kennen, die einzige Frau in seinem Leben, die er wirklich liebte. Er machte ihr eine Zeitlang den Hof, aber sie entschied sich für eine ihrer Meinung nach bessere Zukunft an der Seite eines jungen schwarzen Zahnarztes. Sie verließ

Detroit als Braut des Zahnarztes und brach Jesses Herz.
    Jesse war ein unerschütterlicher Verfechter der Rechte der Arbeiter, ungeachtet ihrer Hautfarbe. Während einer Streikwelle für die Durchsetzung einheitlich gewerkschaftlich organisierter Betriebe, von der 1907 sämtliche Metallbetriebe in Detroit erfaßt wurden, war Jesse einer der Streikposten vor Clymer Nummer 1. Für sein mutiges Auftreten erntete er von den Banden der Streikbrecher, die im Auftrag des Arbeitsvermittlungsbüros unterwegs waren, mehrere Schläge auf den Kopf und eine ausgerenkte Schulter. Das Arbeitsvermittlungsbüro war eine Einrichtung zur Rekrutierung von Verbrechern, von örtlichen Geschäftsleuten finanziert. Es besaß Unterlagen über vierzigtausend Arbeiter der Stadt und versorgte die Arbeitgeber mit Informationen über bekannte Unruhestifter.
    Der Streik flaute ab; Clymer Nummer 1 würde kein einheitlich gewerkschaftlich organisierter Betrieb sein. Die Ironie des Schicksals wollte es, daß die Unternehmer viele der Streikenden, darunter auch Jesse, erneut einstellen mußten, weil die ungelernten Nichtgewerkschaftler nach wenigen Tagen wegen der höllischen Hitze nicht mehr zur Arbeit erschienen.
    Jesse war Autodidakt, und er hörte nicht auf zu lernen. Ein weißer Freund in der Personalabteilung lieh für ihn Bücher in der städtischen Bücherei aus; ein Schwarzer tat das besser nicht selbst. Durch die Lektüre von Fachzeitschriften und seine sonntäglichen Ausflüge zu Autorennen, wo er niedere Arbeiten wie Fegen, Entsorgen von Ölkanistern und Schleppen von Reifen verrichtete, um den weißen Mechanikern über die Schulter schauen zu können, hatte er viel über Benzinmotoren gelernt. Auch Carl Crown hatte er auf diese Weise kennengelernt.
    In einem kleinen Schuppen, den Jesse hinter seinem Haus baute, richtete er sich eine vorbildliche Reparaturwerkstatt ein mit zahllosen Schubladen und Behältern für verschiedenste Autoteile, angefangen von Schrauben und Dichtungen bis zu Lüfterblättern und geflickten Reifen, ein Bestand, den er im Laufe der Jahre stetig vergrößert hatte. Der Schuppen hatte zwar nur einen gestampften Boden, war aber vorbildlich sauber. Im Schein mehrerer Petroleumlampen führte Jesse Reparaturen für die örtlichen, überlasteten Werkstätten durch. Manchmal arbeitete er bis drei und vier Uhr in der Nacht und sicherte sich auf diese Weise einen kleinen Nebenverdienst.
    Ab und zu ging ihm Carl zur Hand. Carl führte sich mitunter auf wie ein Elefant im Porzellanladen, er verschüttete Flüssigkeiten und stieß Sachen um. Einmal, als er eine ganze Schublade mit Schraubenmuttern und Dichtungen fallen ließ, wurde Jesse so wütend, daß er seinen Freund wüst beschimpfte. Aber kaum stieg Carl in ein Auto, war alles anders. Da war er flink, umsichtig, genau. Wenn er mit einem Schraubenzieher den Vergaser einstellte oder an einem alten Kettenantrieb drehte, machte er niemals etwas kaputt, nicht einmal Kratzer gab es.
    Als Carl eines Montags am Abend vorbeikam, bemerkte Jesse sofort, daß sein Freund sich verändert hatte. Carl machte einen zerstreuten, verträumten Eindruck. Jesse wußte, daß es an dem Mädchen lag, Clymers Tochter, die eine kluge, wenngleich höchst eigenwillige junge Frau sein sollte. Weil Jesse seinen Freund kannte, fragte er sich, ob Carl die möglichen Folgen seiner Leidenschaft abzuschätzen wußte. Wenn ja, gut. Wenn nicht, dann sollte ihm vielleicht jemand aus Freundschaft den Kopf zurechtrücken.
    Carl und Jesse saßen im Schuppen, zwischen ihnen stand ein großer Bierkrug, in dem kleinen Holzofen in der Ecke flackerte ein Feuer. Carl flickte den Schlauch eines Ballonreifens. Jesse kratzte sich am Kinn.
    »Du hast dich gestern schon wieder mit Miss Tess getroffen, stimmt’s?«
    Carl nickte, während er die Schlauchoberfläche aufrauhte, bevor er den Kleber auftrug.
    »Scheint dich ziemlich erwischt zu haben, was?«
    Carl hob den Kopf. »Ich glaube schon, ja.«
    »Sag’s doch gleich! Liebst du

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