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Fremde Federn

Fremde Federn

Titel: Fremde Federn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Couzens und ein paar Vorarbeitern vertieft. Sorensen arbeitete in der Abteilung, in der die Holzmodelle angefertigt wurden. Er war Däne, hatte blondes Haar und sah einfach umwerfend aus. Ein Abschleppseil, das an dem Holzbock befestigt war, hing über seiner rechten Schulter.
    »Eigentlich ist es eine ganz einfache Sache, Henry. Damit können wir die meisten, wenn nicht gar sämtliche Fertigungsschritte in einem einzigen Arbeitsgang erledigen. Wir beschleusen die Arbeit, indem wir das Auto zusammensetzen, während es sich vorwärtsbewegt. Es muß nicht stehen, damit Teile montiert werden können. Wir machen alles auf einer Ebene.«
    Einer der Vorarbeiter, ein ewiger Skeptiker, widersprach: »Und wo sollen wir alles hintun, Charlie? Wenn wir Motoren und Achsen hier oben lagern, wo sollen dann die Kleinteile hin? Wir haben keinen Platz dafür.«
    »Die Kleinteile schaffen wir raus. Kühler und Schläuche zum Beispiel werden anderswo hergestellt und auch anderswo gelagert. Wir rechnen aus, wie viele dieser Teile wir an einem bestimmten Tag brauchen und lassen sie exakt nach Zeitplan kommen. Stündlich oder zweistündlich - das müssen wir eben herausfinden. Und das Band bleibt nie stehen. Schauen Sie her!«
    Ford sah mit verschränkten Armen zu, wie Sorensen und ein Vorarbeiter namens Ed Martin das Seil ergriffen und zogen, den Holzblock langsam vorwärtsbewegend, während mehrere Arbeitsgruppen dazutraten, um das Fahrgestell darauf zu heben, die Vorder- und Hinterachsen und schließlich die Räder zu montieren.
    »Hank, es kann nicht funktionieren«, belehrte der Schwarzseher seinen Chef.
    Ford strich sich mit der Hand übers Kinn. »Ich weiß nicht, Männer. In der neuen Fabrik könnte es vielleicht funktionieren. Ich muß darüber nachdenken. Danke für Ihre Überlegungen und Vorschläge, Charlie. Wir sind bis Mitte Januar im Rückstand. Wenn wir eine Schicht zulegen, steigen die Produktionskosten eines jeden Autos. Aber wenn wir nicht schneller produzieren, können wir keine Aufträge mehr annehmen.«
    »Nur über meine Leiche«, warf Couzens ärgerlich ein. »Die Zahlungen gehen schon spärlich genug ein.«
    »Ich denke darüber nach«, versprach Ford. Carl fand die Idee eines laufenden Bandes interessant, aber auch er zweifelte an der Durchführbarkeit.
    Jesse Shiner arbeitete in der Gießerei Clymer Nummer 1 im Osten von Detroit. Die Gießerei lieferte Motorblöcke für Maxwell, Reo und andere örtliche Automobilhersteller. Die Arbeit war schmutzig und gefährlich. Dunkle Rußwolken hingen in der Luft. Die Schmelzöfen waren so heiß, daß Jesses Kleider bereits fünf Minuten nach Arbeitsbeginn auf der Haut klebten, was sich bis zum Ende der Schicht auch nicht mehr änderte. Wenn sich eine Gießkelle im falschen Augenblick neigte, wurde man bei lebendigem Leibe geröstet.
    Nur wenige Weiße, in der Hauptsache polnische Einwanderer, die wenig oder gar kein Englisch sprachen, arbeiteten an der Seite der Schwarzen. Jesse schmunzelte, wenn er daran dachte, daß sie von Ruß und Schmiere schließlich so dunkel wurden, daß sie von den Schwarzen nicht mehr zu unterscheiden waren. Doch die weißen Männer hatten einen Vorteil. Wenn sie bessere Arbeit fanden, wurde sie ihnen nicht wegen ihrer Hautfarbe verweigert. Jesse und den anderen Schwarzen blieb kein Ausweg, außer sie zogen die giftigen Dämpfe einer Autolackiererei ihrem gegenwärtigen Job vor. Oder verdingten sich als Hausmeister. Jesse Shiner war der Sohn eines Sklaven aus South Carolina, der auf den Baumwoll- und Tabakfeldern gearbeitet hatte, bis er vor dem Bürgerkrieg mit Hilfe einer Untergrundbewegung die lange, gefährliche Reise nach Kanada angetreten hatte. Er ließ sich in Chatham, Ontario, nieder und heiratete eine hellhäutige Frau, die auf dem gleichen Weg die Reise in die Freiheit gemacht hatte. Die Shiners hatten zwei Söhne, Jesse und Lester. Nach dem Tod ihrer Eltern teilten sich die Brüder die Erbschaft in Höhe von dreihundert Dollar, und Jesse ging nach Detroit, wo er sich ein besseres Leben versprach.
    Weil sein Wochenlohn Jesse in die Lage versetzte, außerhalb der Gießerei ein halbwegs gutes Leben zu führen, erduldete er die Hitze und den Ruß von Clymer Nummer 1 und die gelegentlichen Übergriffe der weißen Vorarbeiter, die für alle schwarzen Arbeiter einen Namen hatten: »Nigger«. Mit dreißig erwarb er ein Holzhäuschen in der Columbia Street, zwei Blocks von der Pension, in der Carl wohnte. Nach und nach richtete er es mit

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