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Fremde Gäste

Fremde Gäste

Titel: Fremde Gäste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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einrichten. Ein Gestüt würde Ihnen mit Vergnügen ein enormes Gehalt zahlen. Es ist doch eine sehr seltene Gabe.«
    »Ich mache mir nichts aus Rennen oder Springreiten. Mir ist es am liebsten, wenn die Pferde frei auf ihrer Koppel herumlaufen, dafür sind sie geschaffen. Schließlich sind sie arme Geschöpfe mit wenig Hirn. Ihre eigentliche Aufgabe ist es, die Beine eines Mannes zu schonen, wenn er einen weiten Weg machen muß. Im übrigen haben sie das Recht, ihr eigenes Leben zu leben.«
    »Kurz — zu tun, was ihnen beliebt. Genau wie Sie.«
    »Genau so«, sagte dieser merkwürdige junge Mann. Offensichtlich dieses Themas überdrüssig, ging er davon.
    Als wir allein waren, kam Larry immer wieder darauf zurück. »Und wenn er noch sowenig Wirbel darum macht — das ist mir gleich. Es ist etwas Besonderes an ihm. Es muß etwas in ihm stecken, was andere nicht haben. Unser David ist ein Mirakel.«
    Ich bemerkte, daß er auf einmal nicht mehr mein David war; er war in unsere kleine Gemeinschaft aufgenommen.
     

4
     
    Was Tony und Peter anging, so behielt Larry recht. Ihre Prophezeiung ging sogar früher in Erfüllung, als sie erwartet hatte. An demselben Abend, an dem wir Davids Macht über die Pferde entdeckt hatten, kamen die beiden in der Dämmerung von einem offenbar sehr weiten Spaziergang zurück. Die Kinder schnatterten noch aufgeregt über David, der nun ihr Held geworden war. Larry wollte gerade mit ihren beiden Sprößlingen aufbrechen, als das junge Paar durch das Tor kam. Ein Blick auf ihre Gesichter genügte, und Larry raunte mir zu: »Es geht schon los mit der feierlichen Eröffnung. Denk daran, Susan, kein Luftsprung vor Freude und Erleichterung!« Dann rief sie ihre Kinder. »Wir müssen gehen! Ihr müßt heute bald ins Bett, damit ihr morgen früh um neun Uhr fertig seid, um zu Tante Kate und in die Schule zu fahren.«
    Widerwillig zogen die Kinder los; auf Tante Kate freuten sie sich, aber sie waren betrübt, daß die beiden ungebundenen Tage schon wieder zu Ende waren. Mit der ihr eigenen Bestimmtheit sagte Christina zu ihrer Mutter: »Wenn ich groß bin, heirate ich David. Dann mache ich mit ihm einen Zirkus auf.«
    Es war gut, daß David nicht da war. Ich konnte mir sein Gesicht vorstellen, das er bei dem Wort »Zirkus« gemacht hätte, denn diese Institution ist bei allen Pferdefreunden am wenigsten beliebt.
    Aber war er denn wirklich ein Freund der Pferde? Ich war da keineswegs sicher. In seiner Haltung den Tieren gegenüber, die ihm sichtlich sklavisch ergeben waren, schien er völlig gelassen. Doch diese Wahrung eines Abstands war vielleicht eine Art von Selbstschutz, den er immer einhielt, auch wenn es sich um Menschen handelte.
    Die Leeschen Kinder ritten über die Koppeln nach Hause; Larry, Tom und Rufus fuhren im Auto davon. Erst als alle fort waren, wagte ich, Tony anzuschauen. Jawohl, Larry hatte recht; Ihr Antlitz leuchtete vor Glück, wie ich es nie gesehen hatte bei ihren verschiedenen Experimenten mit der Liebe. Da war jetzt nichts von Experimenten zu entdecken. Da war alles bestimmt und endgültig. Ich ließ mich wieder auf meinem Verandastuhl nieder und suchte den Ausdruck zufriedenen Wohlgefallens nicht gar zu deutlich zu zeigen. Nichts konnte Tony mehr reizen als das Gefühl, nun all unsere Hoffnungen erfüllt zu haben.
    Sie stahl sich nicht herbei, um mir etwas ins Ohr zu sagen. Sie ergriff Peters Hand und sagte ganz ruhig: »Meine liebe Susan, du bist wohl kaum überrascht, aber du freust dich bestimmt! Natürlich lag mir Peter immer im Sinn, aber richtig klargeworden ist mir das erst jetzt. Grund dafür waren wohl all diese dummen Seitensprünge. Aber du bist klug. Du hast sicherlich geahnt, daß wir eines Tages heiraten würden.«
    Ich zählte in Gedanken bis zehn, ehe ich antwortete. »Das ist herrlich, mein Liebling! Du wirst bestimmt sehr glücklich werden.«
    Ich sagte nicht, daß, wenn ihr wirklich stets Peter im Sinn gelegen hatte, sie äußerst geschickt in der Kunst des Verschweigens sei. Ich dachte an ihre kindliche Verehrung für Norman Craig, unseren frommen Vikar, der aber viel älter als sie gewesen war. Ich erinnerte mich an die zahlreichen kleinen Flirts, die mich oft in Unruhe versetzt hatten. Der Gipfel war ihre Verlobung mit dem jungen Arzt, der sicherlich unter ihren Pantoffel geraten wäre, wenn er in unserer Gegend geblieben wäre. Ich gedachte all dieser aufregenden Fälle und begegnete kurz Peters Blick; schnell sahen wir beide in eine andere

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