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Fremde Gäste

Fremde Gäste

Titel: Fremde Gäste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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Kleinigkeit essen und gegen sieben Uhr zu unserem Haus aufbrechen. »Er kommt wahrscheinlich erst spät; das bedeutet, daß wir lange warten müssen, aber es ist doch am besten, wir gehen auf Nummer Sicher«, meinte Larry. Kurz nach sieben Uhr gingen wir schweigend unsere Auffahrt hinauf. Es war ein mühsamer, feuchter Fußmarsch über die Koppeln, aber wir hatten beschlossen, nicht das Auto zu nehmen. Sonst hätte am Ende Tom, der arme, in Verdacht geratene Tom, den Start hören können. Wir wollten auch keine Fahrspuren hinterlassen, damit der Täter unsere Rückkehr nicht erraten könnte. Im Waschhaus zogen wir unsere Gummistiefel aus und schlichen auf Zehenspitzen nach oben.
    Wir hatten schon ausgemacht, wo wir uns verstecken wollten. Die beiden Lockmittel lagen in der Küche und im Schlafzimmer. Wir hielten den Köder in der Küche für verführerischer, und Larry bestand darauf, diesen zu bewachen. Nahe der Tür stand ein großer Besenschrank dicht neben dem Lichtschalter. Von dort konnte man die ganze Küche überblicken. Larry kroch hinein; die Tür blieb angelehnt, so daß sie, falls der Einbrecher käme, lautlos herausschlüpfen und das Licht anknipsen konnte. Ich selbst wählte den großen Kleiderschrank in unserem Schlafzimmer, der auch in der Nähe des Schalters stand. Für den Fall einer langen Wartezeit hatten wir beide eine Taschenlampe und ein Buch dabei.
    »Ich glaube aber nicht, daß es länger als ein paar Stunden dauert«, meinte Larry. »Der Dieb fühlt sich bestimmt sehr sicher, weil kein Haus in der Nähe steht.«
    Ich war nicht so guten Mutes. Obgleich Larry und ich mancherlei Abenteuer gemeinsam bestanden haben, geht mir doch ihr Vergnügen daran ab. Wenn der aufregende Moment da ist, bin ich eher wie ein ängstliches Kaninchen. Ich versuchte, mein Bibbern zu verbergen, als wir im Licht unserer Taschenlampen die beiden Schränke untersuchten.
    »Alles in Ordnung. Ich nehme diesen Hocker für den Fall, daß der Kerl sehr spät kommt; aber mit dem Strahl meiner Lampe muß ich vorsichtig sein. Der Schimmer könnte unter der Tür zu sehen sein. Du bist da besser dran, denn er oder sie muß durch das ganze Haus gehen, ehe er in euer Schlafzimmer gelangt; so bist du schon gewarnt. Ich denke aber, es ist besser, nicht noch länger meinen Krimi zu lesen; ich will lieber ganz still sitzen und nachdenken. Schließlich brauche ich keinen Krimi, wenn ich selbst einen erlebe. Mach’s gut, Susan! Denk daran, daß du ihn bei frischer Tat ertappen mußt, mit dem Geld in der Hand. Sonst kann er sich herausschwindeln: er hätte geglaubt, es brennt, und hätte das Feuer löschen wollen. Weidmanns Heil!« Damit schlüpfte sie lautlos in ihren Schrank.
    Vorsichtshalber hatte ich einen Teil der Kleider und Anzüge aus meinem Schrank herausgenommen und ins Fremdenzimmer gehängt. So konnte ich ein kleines Stühlchen hineinstellen und mich auf eine längere Wartezeit gefaßt machen. Die Tür ließ ich einen Spalt offen stehen, so daß ich herausstürmen konnte, ohne mich an Pauls Hosenbeinen aufzuhängen. Ich knipste meine Lampe an und begann zu lesen.
    Eine Stunde schlich vorüber; ich knipste die Lampe aus, um die Batterie zu schonen. Die nächste halbe Stunde verging entsetzlich langsam. Als einzige Ablenkung flogen mir die Dinge durch den Sinn, die noch vor der Hochzeit erledigt werden mußten. Das quälte mich ja Tag und Nacht. Dann dachte ich an die lange Nacht, die vor uns lag. Wie lange mußten wir noch in unserem Gefängnis ausharren? Ich bekam ein wenig Platzangst und stieß die Tür etwas weiter auf, um mehr Luft zu kriegen. Immer noch kein Geräusch, kein Lichtschein von der Küche her. Geradezu heldenhaft schien Larry im Dunkeln das Weitere abzuwarten.
    Es vergingen nochmals anderthalb Stunden; ich begann, die Hoffnung aufzugeben. Wenn der Dieb beabsichtigt hatte, hierherzukommen, dann war es jetzt doch wohl an der Zeit. Wer der Verbrecher auch sein mochte, es mußte auffallen, wenn er noch so spät Licht hatte. Wenn es Tom war — und ich hoffte inbrünstig, daß er es nicht sei — , mußte er befürchten, erst recht aufzufallen, wenn es noch um Mitternacht hell in seiner Hütte war. Bei allen anderen wohnte noch jemand im selben Haus. Graham hatte einen Schäfer, David wohnte bei Peter, und Joe Merton lebte mit seiner Schwester zusammen. Keiner von ihnen konnte so spät noch unbemerkt etwas unternehmen. Und gar die Mädchen (verrückte Vorstellung!); jede lebte bei ihrer Familie und mußte sich

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