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Fremde Gäste

Fremde Gäste

Titel: Fremde Gäste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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mitgenommen, was er finden konnte. Aber wer sollte
das gewesen sein? Wir hatten keine verdächtigen Typen in unserer Gegend, keinen
mit einer einschlägigen Vergangenheit, außer Tom.
    »In Daddys Fall war’s noch ein
Glück, daß nur Geld verschwand; er hat so viele wertvolle Dinge, und du ja
auch, Susan«, meinte Anne schließlich ganz treuherzig. Das stimmte, denn es gab
schon ein paar Habseligkeiten, die ich nur sehr ungern vermißt hätte. Aber
zwanzig Dollar waren für mich auch eine Menge Geld, und im stillen hoffte ich
gegen besseres Wissen noch immer, daß es doch irgendwo wieder zum Vorschein
kommen würde. »Aber wo ?« fragte Anne, als ich diesen
schwachen Wunsch gestand, und ich mußte ihr leider recht geben.
    Doch das war nur der Anfang
aller Aufregungen. Gleich nach Ablauf der folgenden Woche kam Larry bekümmert
zu mir. »Denk nur, Susan, in unserer Gegend muß es einen Dieb geben! Sams
Brieftasche ist verschwunden. Ich versuchte ihm einzureden, daß er sie irgendwo
habe fallen lassen oder daß ich sie verräumt habe. Aber das war alles Unsinn.
Wir erinnerten uns beide nur allzu gut, daß er sie am
Freitagabend, als er heimkam, auf der Küchenbank hatte liegenlassen. Es war
eine Menge Geld darin, aber zum Glück keine wichtigen Papiere. Irgend jemand
muß während der Probe hereingekommen sein und sich mit der Brieftasche
fortgeschlichen haben .«
    Wieder einmal war die gesamte
»Gang« zusammen gewesen, dieses Mal in Larrys Haus, und wieder waren alle
dagewesen. Wir redeten eine Zeitlang hin und her und überlegten, wohin die
Brieftasche auf unerklärliche Weise geraten sein mochte, aber das führte zu
nichts. Wir verfielen wieder auf die Theorie eines vorbeiziehenden Halunken.
    Doch schließlich hielt ich es
für das beste, mit der Sprache herauszurücken, und erzählte ihr meine
Erfahrungen. Ich fühlte mich nicht berechtigt, ihr auch die des Colonels
mitzuteilen. Aber Larry erzählte, daß sie auf dem Heimweg Anne besuchen wolle,
und so hoffte ich, daß sie dort auch von dem anderen Diebstahl hören würde.
Dann mußte sie genau wie ich zu der Erkenntnis kommen, daß es nicht jedesmal
ein Außenseiter hatte sein können.
    Aber wer dann wohl? Die naheliegendste Antwort war: irgend
jemand von den jungen Leuten, die immer wieder in unsere Häuser kamen
und zu unseren besten Freunden gehörten. Das war eigentlich undenkbar, und ich
wunderte mich nicht, als einige Tage später Larry ausrief: »Es kann doch
unmöglich einer von der >Gang< gewesen sein. Alle sind so offen und
harmlos und anständig. Überlege doch mal: Über die vier Mädchen brauchen wir
uns nicht den Kopf zu zerbrechen. Dann Graham und Joe, beide ehrlich und
freimütig und uns wohlgesonnen. Weiter: David und...«, sie zögerte einen
Augenblick und sagte dann herausfordernd: »... und Tom. Ich könnte schwören,
daß er es nicht war. Ach, Susan, werden das die Leute glauben — wegen der alten
Dummheiten ?« Sie klang ganz verzweifelt, und ich
fühlte, daß Toms Rechtschaffenheit ihr ungeheuer viel bedeutete.
    Und mir? Ich kannte ihn nicht
so genau und hegte auch nicht solche Zuneigung für ihn wie Larry; bei ihr war
diese auch noch mit einem starken Beschützerinstinkt verbunden. Ich mochte ihn
gut leiden und glaubte, daß er über seine früheren Torheiten hinausgewachsen
war. Ich war ehrlich bereit, ihm genauso zu vertrauen wie allen anderen. Doch
fast gegen meinen Willen kam es mir über die Lippen: »Larry, ich habe dich
schon einmal gefragt, ob es bei Tom sich immer nur um Autos gehandelt habe. An
deinem Gesicht konnte ich damals sehen, daß es auch noch um andere Sachen
gegangen ist, und hinterher schämte ich mich, daß ich dich gefragt hatte. Aber
jetzt muß ich dich doch unverblümt fragen: Hat Tom gestohlen? Ich meine, andere
Dinge gestohlen ?«
    »Susan, bevor ich dir antworte,
denke bitte einmal nach. Wenn ein Junge einen Wagen stiehlt, warum tut er das?
Doch weil er niemanden hat, der sich um ihn kümmert. Und natürlich schlittert
er dann leicht auch in etwas anderes hinein. Ja, Tom hat sich ein paarmal etwas
angeeignet. Er nahm nichts Wertvolles: eine alte Jacke, die in einem Kuhstall
hing, einen Brotlaib und eine Flasche Milch vor einer Wohnungstür. In einer
Farm zapfte er sich Benzin ab — ich glaube, das war alles. Lauter
Kleinigkeiten, Susan! Kein Geld, und schon gar nicht von Leuten, die ihm
vertrauten.«
    Ihre Stimme zitterte, und ich
fühlte, daß sie mir das alles nur widerwillig erzählte.
    »Das sind ja nur

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