Fremde Männer küsst man nicht!
einem Feuerwehreinsatz eine Stippvisite im Drive-in angesagt war.
Er seufzte und steckte sich eine Fritte in den Mund. Die Papiertüte knisterte, als er das Stäbchen herausnahm, und der Kater wurde wach. Wenn die Wahl zwischen Fressen und Schlafen stand, zögerte Boris nicht lange. Neugierig kam er herüber, um die interessanten Gerüche näher zu untersuchen.
Bruce nahm sich noch eine Fritte und legte die Tüte dann zur Sicherheit in die Mikrowelle. Nach Einsätzen duschte er sich immer erst, bevor er aß. Auch wenn es nur blinder Alarm gewesen war.
Er war auf dem Weg zum Badezimmer, als das Telefon klingelte. Er warf einen Blick auf das Display und nahm ab. „Hallo, Granddad.“
„Hallo, Bruce. Ich habe dich heute Nachmittag noch nicht erwischen können. Willkommen zurück. Bist gewappnet für die Besprechung Montag früh?“
„Ja. Ein paar Akten habe ich noch hier zu Hause. Ich will übers Wochenende noch ein paar letzte Notizen machen.“
„Wunderbar. Ich habe deinem Vater gepredigt, auf diese dreimonatige Kreuzfahrt mit deiner Mutter zu verzichten! Ich habe sie immer gern gemocht, deine Mutter, das weißt du. Aber es ist eine Zeit der Entscheidungen für die Kanzlei. Wenn ich noch etwas zu sagen hätte, wäre niemals ein Fremder als neuer Teilhaber geholt worden, schon gar nicht zulasten eines Familienmitglieds. Du wärst an der Reihe gewesen für diese Position. Oder sie hätten wenigstens gleich zwei neue Teilhaberstellen einrichten sollen.
Eine Frechheit, die ganze Sache! Ich werde mir Reginald Morris noch vorknöpfen, davon kannst du getrost ausgehen. Er ist ganz und gar nicht wie sein alter Herr gestrickt. Hat nicht den geringsten Familiensinn, der Bengel. Jede Wette, dein Vater hat gar keine Ahnung von dieser Scharade! Aber wenn er doch Bescheid weiß, dann werde ich ihn enterben müssen. Ganz klar. Wer ist dieser Emporkömmling Chris Jones überhaupt? Harvard-Absolvent, soweit ich gehört habe. Wahrscheinlich so ein Neu-England-Schnösel, der sechs Sprachen spricht.“
Bruce war müde. Normalerweise grinste er, wenn er einer der legendären Tiraden seines Großvaters lauschen durfte. Roy Lancaster war siebzig. Seinerzeit hatte er einen großen Fall vor dem Obersten Gericht der Vereinigten Staaten gewonnen. Sein Vater hatte Lancaster & Morris gegründet, aber Roy war derjenige gewesen, der die Kanzlei zu der angesehenen Anwaltsfirma aufgebaut hatte, die sie heute war.
„Ich weiß nicht, wer dieser Chris Jones ist“, sagte Bruce ruhig. Er hatte wirklich keinen Schimmer. „Ich war während der letzten vier Wochen in Indianapolis, wegen der Benedict-Berufung. Jetzt bin ich gerade den zweiten Tag wieder hier und habe den Typen noch nicht zu Gesicht bekommen. Erst einmal habe ich es überhaupt ins Büro geschafft, seit ich wieder hier bin. Wir brauchen jemanden, der gut Spanisch spricht. Das ist Fakt. Ich bin sicher, wir werden gut miteinander auskommen.“
„Zu meiner Zeit wurde noch erwartet, dass die Leute anständig Englisch lernen, wenn sie hierherkommen“, grummelte sein Großvater. „Nicht dieser weich gespülte Multikulti-Zweisprachen-Quatsch.“
„Sicher werden unsere Klienten auch noch besser Englisch lernen. Immerhin sind sie alle legale Einwanderer. Sie haben die Greencard, und ihre Rechte hier wurden verletzt. Da spielt es keine Rolle, ob sie bereits gut Englisch sprechen oder nicht.“ Bruce fuhr sich durch die Haare. Er hasste es, wenn sie nach einem Feuerwehreinsatz vom Helm platt gedrückt waren. „Können wir vielleicht später weiterreden, Granddad? Ich bin gerade von einem Einsatz zurück, wollte eben unter die Dusche springen.“
„Ah, Feuerwehr. Wie ich das vermisse“, gestand der alte Mann am anderen Ende der Leitung ein, obwohl sein letzter Feuerwehreinsatz mindestens fünfundvierzig Jahre zurücklag. „Große Show? Habe in den Polizeinachrichten nichts gesehen.“
„Bloß eine Nebelmaschine, auf die die Rauchdetektoren in der Grundschule reagiert haben.“
„Ach so.“ Sein Großvater klang enttäuscht. „Sehen wir uns übers Wochenende im Klub? Die Golfsaison ist so gut wie vorbei. Das wird wahrscheinlich das letzte schöne Wochenende für eine Weile. Das Gras wird langsam braun, und im November ist es einfach viel zu kalt für Golf.“
„Ich spiele zurzeit nicht.“
Sein Großvater lachte in sich hinein. „Verstehe. Eine Frau. Na, dann geh mal lieber unter die Dusche.“
„Genau.“ Bruce verabschiedete sich und ließ das Telefon auf das große
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